Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
zu spielen.“ Sie verdrehte gequält die Augen, das hatte ihr gerade noch gefehlt.
Wie schon im Festsaal schien er auch diesmal ihr Unbehagen zu spüren und wechselte das Thema: „Haben sie euch schon etwas über unser Ziel erzählt?“ Sie erwiderte ironisch: „Nein, sie waren zu sehr mit Streiten beschäftigt. „Dann bleibt diese Ehre mir. Der Großteil von Isobels Reich besteht zwar aus Landwirtschaft, aber wir haben auch geschickte Handwerker. Die Königin hat für sie einige Städte bauen lassen, wo ihre Wohnstätten und die Arbeitsräume nahe beieinander liegen. Heute Abend erreichen wir eine dieser Städte. Dort werden vor allem Stoffe hergestellt. Ihr werdet feststellen, dass die Handwerker weit besser leben als die Bauern.“ „Das wundert mich, ich dachte hier wird jeder außer dem Adel ausgepresst.“ Er sah sie verblüfft an, sie verbesserte sich schnell: „Ich meinte, sonst würde niemand etwas aus seinen Möglichkeiten machen.“ Sie hätte sich am liebsten selbst getreten, noch auffälliger ging es ja wirklich nicht mehr. Sie seufzte: „Tut mir leid, aber ich fürchte an diese altertümlichen Zustände muss ich mich erst gewöhnen.“ Er fragte neugierig: „Eure Welt ist wohl sehr anders?“ „Nun ja, natürlich gibt es auch bei uns Armut, aber die normalen Leute sind gebildeter und haben mehr Möglichkeiten. Außerdem haben wir viele Technologien, die einem das Leben erleichtern. Und so etwas wie Leibeigenschaft gibt es auch nicht.“ Er sah sie neugierig an, und fragte: "Dann gibt es keine Lehnsherren, die über die gemeinen Leute bestimmen?“ „Nun es gibt natürlich Gesetze, an die sich jeder halten muss und unser Arbeitgeber hat einen gewissen Einfluss auf unser Leben, weil wir einen Job brauchen, um unser Leben zu finanzieren. Aber im Grunde genommen kann man selbst über sein Leben bestimmen.“ Er runzelte die Stirn und meinte: „Das gibt doch sicher ein Chaos.“ „Manchmal“, gab sie zu, „aber am Ende ist immer etwas Besseres für die Bürger herausgekommen.“ Er schwieg und schien nachzudenken. Sie nutze die Gelegenheit, um wieder nach den beiden Streithähnen zu sehen. Deren Blicke waren nun nicht mehr aufeinander, sondern auf sie gerichtet. Haralds abschätzend und Darios wütend, das würde eine sehr lange Reise werden.
18.Kapitel
Am späten Nachmittag tauchte die Stadt schließlich vor ihnen auf. Es war mit Sicherheit keine Millionenmetropole, aber deutlich größer als die vereinzelten Bauerndörfer, in denen die Menschen hier sonst lebten. Im Gegensatz zu den düsteren Gassen und Häusern der Hauptstadt wirkten die einstöckigen hellen Gebäude freundlich. Zu Cassandras Endtäuschung hielten sie in einem guten Kilometer Abstand an. Sie wandte sich an den Baron: „Warum reiten wir nicht weiter?“ „Der Hauptmann wird hier unser Lager aufschlagen lassen. Deswegen auch die Wagen“, erklärte er. „Wieso übernachten wir nicht in der Stadt?“, fragte sie irritiert. Der Hauptmann mischte sich ungefragt von vorne ein: „Die Häuser mögen besser sein, als die Bauernkaten, aber noch immer viel zu schäbig für Menschen von vornehmer Herkunft.“ Ihr leuchtete zwar nicht ein, warum ein Zelt angemessener als ein Haus sein sollte, aber was wusste sie schon von den hiesigen Gewohnheiten. Der Baron schlug vor: „Während ihr den Aufbau des Lagers überwacht, werde ich der Hüterin ein wenig die Stadt zeigen.“ Harald versteifte sich kurz, sagte dann aber, nach einem verächtlichen Blick ins Gesicht des Barons: „Das ist eine gute Idee Baron. Vertreibt ihr der Lady die Zeit, während ich und Lord Darios uns um das Lager kümmern.“ „Dazu seit ihr ja wohl allein fähig“, knurrte Darios. Himmel nicht schon wieder, Cassandra stöhnte innerlich auf. Sie fiel dem Hauptmann, der gerade zu einer Erwiderung ansetzte, ins Wort: „Das ist eine wunderbare Idee. Wir sind dann zum Abendessen zurück, nicht wahr Baron?“ „Natürlich Mylady, dafür werde ich sorgen.“ Darios erdolchte ihn mit Blicken, verzichtete aber auf einen Protest. Der Baron setzte sein Pferd in Gang und sie folgte ihm.
Als sie die Anderen hinter sich gelassen hatten, glitt ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Er sagte amüsiert: „Ihr habt sie ausgetrickst.“ Cassandra verteidigte sich: „Das war pure Notwehr. Ich würde verrückt werden, wenn ich das Gezanke noch eine Stunde länger mit anhören müsste.“ „Ihre Dummheit, mein Gewinn“, schmunzelte der Baron. Sie antwortete lächelnd:
Weitere Kostenlose Bücher