Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
ihre Frage vom Vortag, der ganze Schrankinhalt war wohl tatsächlich für sie angefertigt worden. Sie fragte: „Wie lange hat es denn gedauert, all das zu schneidern?“ „Ein paar Tage Hüterin, alle Schneider des Palastes haben Tag und Nacht gearbeitet, damit sie rechtzeitig fertig werden. Ich hoffe sie treffen euren Geschmack“, fügte sie dann fast ängstlich hinzu. Cassandra verdrehte die Augen, in dieser Welt musste sich wirklich dringend etwas ändern. Sie ließ sich von der Zofe in das Reitkostüm helfen und ging dann nach draußen.
Vor ihrem Zimmer hatte ein Page gewartet und sie zum Hof geführt. Als sie dort nun durch die Tür trat, erwartete sie eine wahre Karawane. Abgesehen von einer großen Gruppe Bewaffneter in glänzenden Rüstungen standen auch noch mehrere Wagen auf dem Hof. Sie suchte nach Darios und fand ihn, hoch zu Pferde, neben Hauptmann Harald und dem Baron. Als er sie erblickte, setzte er sein Pferd in Bewegung und kam zu ihr. Seine Miene war beherrscht und er klang ruhig, als er fragte: „Möchtest du lieber reiten, oder in einem Wagen mitfahren?“ Der Hauptmann war ihm gefolgt und sagte zynisch: „Natürlich will sie reiten, Grieche. Sie will ja schließlich sehen, was sie zu gewinnen hat.“ Ihr kaum verrauchter Ärger kochte wieder hoch, der Kerl war ihr von Herzen unsympathisch. Sie sagte kalt: „Sie hat eine Zunge und kann selbst sprechen. Aber ich reite tatsächlich lieber.“ „Ihr solltest vorsichtig sein Hauptmann, sonst verscherzt ihr es euch noch mit ihr“, warf Darios ihm abfällig hin und gab einem der Diener einen Wink.
Der eilte davon und kam kurz darauf mit einem gesattelten Pferd zurück. Es war ein herrliches Tier, eine völlig schwarze Stute, von schlankem Wuchs und mit seidiger Mähne. „Euer Pferd Herrin“, sagte er devot und brachte das Tier seitlich vor ihr zum Stehen. Unter Haralds kaltem Blick verkniff sie sich ein dankbares Kopfnicken und zog sich in den Sattel. Der Hauptmann hob die Hand und brüllte: „Es geht los.“
Sie ritten nun schon einige Stunden. Die Spitze des Zuges bildeten drei der Bewaffneten, gleich dahinter ritt sie, von Darios und Harald und flankiert. Der Baron bildete mit zwei weitern Bewaffneten die dritte Linie. Inzwischen bereute Cassandra es aufrichtig, sich nicht für den Wagen entschieden zu haben. Abgesehen, von den ängstlichen Blicken der Bauern, deren Felder und Höfe sie passierten, zerrten vor allem die Sticheleien zwischen Harald und Darios an ihren Nerven. Sagte einer etwas, wusste der Andere es besser. Machte einer von ihnen sie auf etwas aufmerksam, wertete der Andere es sofort wieder ab. Sie war dazu übergegangen, ihren Blick starr nach vorne zu richten. Das ersparte ihr wenigstens ihre giftigen Blicke, aber leider nicht ihr dummes Gerede. Gerade eben behauptete der Hauptmann herausfordernd: „Die Königin hat erst neulich mein Geschick mit dem Schwert gelobt. Wann hat man euch eigentlich zuletzt bei Hof fechten sehen?“ Darios erwiderte anzüglich: „Ihr mögt gut sein Hauptmann, aber erst letzte Nacht hat ihre Hoheit festgestellt, dass ich im Umgang mit meinem … Schwert noch ein ganzes Stück geschickter bin als ihr.“ Harald sog zischend die Luft ein, aber sie wartete seine Antwort nicht ab, es reichte ihr jetzt wirklich. Sie fauchte: „Lasst euch nicht stören, solltest ihr irgendwann vorhaben euch wie Erwachsene zu benehmen findet ihr mich eine Reihe weiter hinten.“ Sie starrten sie verblüfft an, sie zügelte ihr Pferd und lenkte es an die Seite des Barons. Sie nickte ihm zu und fragte ironisch: „Gewährt ihr mir Asyl in eurer Reihe Baron?“ Kurz flackerte ein schiefes Lächeln über seine Züge, ehe er ernst erwiderte: „Es wäre mir ein Ehre Hüterin.“
Ein Blick nach vorne zeigte ihr, dass Darios und Harald nun nicht mehr stritten, sondern sich immer wieder böse Blicke zuwarfen. Sie seufzte: „Die Zwei sind furchtbar.“ Arik erklärte amüsiert: „Sie sind beide Isobels Liebhaber. Wobei sie Darios den Vorzug gibt, was einem ehrgeizigen Mann wie Harald natürlich nicht gefällt, also versuchen sie ständig, den Anderen in ein schlechtes Licht zu rücken.“ „Aber die Königin ist doch gar nicht hier.“ Er lachte leise, „aber ihr seit hier. Es scheint euch nicht klar zu sein, aber falls ihr euch dazu entschließt euch auf Isobels Seite zu stellen, dann werdet ihr neben ihr die einflussreichste Frau in dieser Welt sein. Harald hat wohl nicht vor, diesmal wieder nur die zweite Geige
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