Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
den Diener, er fragte kalt: „Sagt er die Wahrheit?“ Sie war so gefesselt von der Szene vor ihr, dass sie nicht mal protestierte, als Darios so knapp hinter sie trat, dass er sie berührte. Der Diener krächzte: „Es tut mir leid Herr, ich war unachtsam.“ Arik erwiderte ohne jedes Gefühl: „Nun dann muss ich dafür sorgen, dass du in Zukunft besser aufpasst.“ Dann holte er aus und schlug ihn mit der Gerte auf den Rücken. Der Diener schrie nahezu zeitgleich mit ihr auf. Allerdings war sie nicht zu hören, denn Darios hatte die Arme um sie geschlungen und hielt ihr mit einer Hand den Mund zu. Er zischte: „Denk an deine Rolle.“ Erst dann gab er ihren Mund wieder frei. Da alle nach vorne starrten, hatte wohl niemand ihren Ausrutscher bemerkt. Arik schlug immer wieder zu, obwohl der Rücken des armen Kerls schon von roten Linien übersäht war und er zum Gotterbarmen schrie. Sie wollte sich losreißen, aber Darios hielt sie, beide Arme um ihre Taille geschlungen, fest. Nach außen musste es wie die Umarmung eines Liebhabers wirken, so entspannt war er dabei.
Nachdem er ihren ersten Impuls loszustürmen verhindert hatte, gelang es ihr wieder an den Plan zu denken. Sie durfte nicht eingreifen, sonst würde sie alles ruinieren. Sie tröstete sich damit, dass bald alles besser sein würde, auch für diese arme Seele. Wut kochte in ihr hoch, Wut auf Harald, auf den Baron, aber vor allem auf sich selbst, weil sie schon wieder auf jemand reingefallen war. Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, flüsterte Darios ihr zu: „Ich sagte dir doch, er ist einer ihrer treuesten Diener. Hast du ernsthaft gedacht, er wäre anders als der Hauptmann oder Isobel?“ Genau das hatte sie gedacht und am liebsten hätte sie sich dafür getreten. Endlich hatte der Baron genug und warf die Gerte auf den Boden, er befahl: „Bringt ihn in sein Zelt, ich befasse mich später weiter mit ihm.“ Zwei Diener eilten herbei und trugen den Verwundeten davon. Arik warf Harald einen kalten Blick zu und sagte hart: „Erlaubt euch nicht noch mal meine Autorität anzuzweifeln.“ „Nicht nach dieser Vorstellung“, erwiderte der Hauptmann anerkennend und spazierte davon. Arik verschwand in eines der blauen Zelte, ohne sie auch nur anzusehen. Nach seinem Abgang zerstreuten sich auch die Wachen und die restlichen Diener, nur Darios blieb mit ihr zurück. Die blutige Gerte war unbeachtet am Boden liegen geblieben. Sie starrte sie an und flüsterte heiser: „Ich hasse sie alle.“ Darios strich ihr zärtlich übers Haar und sagte sanft: „Ich weiß, aber bald wird hier alles anders sein. Wir müssen nur noch ein wenig durchhalten. Komm jetzt, ich bringe dich in dein Zelt. Widerspruchslos ließ sie sich von ihm in eines der Zelte ziehen, sie fühlte sich viel zu erschüttert, um mit ihm zu streiten.
Das Zelt war nur luxuriös zu nennen, mit all dem Samt und Gold, aber Cassandra hatte keinen Blick dafür. Sie lief frustriert auf und ab und jammerte: „Ich bin so eine dumme Gans. Was hat das Schicksal sich bloß dabei gedacht, gerade mich zur Hüterin zu machen? Ich bin einfach zu dämlich dafür.“ Darios, der auf einem der bequemen Stühle Platz genommen hatte, widersprach ihr sanft: „Du übertreibst. Du bist nur unerfahren, das ist alles.“ Sie fuhr zu ihm herum und fauchte: „Was du nicht sagst. Du bist wohl ein Experte für Hüterinnen. Mit wie vielen von uns hast du denn geschlafen, dass du uns so gut kennst?“ Kaum waren ihr die Worte herausgerutscht, schlug sie sich erschrocken auf den Mund. „Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen, aber ich ...“, er unterbrach sie immer noch sanft: „Bist im Moment furchtbar wütend und enttäuscht. Um deine Frage zu beantworteten, es gab in den vergangenen Jahrhunderten Einige.“ Also nicht nur sie und ihre Tante, aber was hatte sie erwartet? Für ihn war Sex ein Werkzeug, sie sollte sich endlich damit abfinden. Trotzdem versetzte ihr der Gedanke daran einen Stich und Tränen stiegen ihr in die Augen, sie blinzelte, um sie zurückzuhalten und versagte kläglich.
Fast im selben Herzschlag, in dem ihre Augen übergingen, erhob er sich geschmeidig und stand plötzlich vor ihr. Er wischte ihr zärtlich die Tränen von den Wangen und sagte sanft: „Nicht weinen Liebste. Ich verspreche dir, ich bringe bald alles in Ordnung, dann musst du nie wieder weinen.“ Ihre sarkastische Antwort blieb ihr im Hals stecken, als er sie einfach an sich zog. Seine Wärme hüllte sie ein und sie
Weitere Kostenlose Bücher