Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
„Ich habe meine Meinung bezüglich einer Hochzeit nicht geändert, aber ich wäre sehr froh, wenn wir Freunde sein könnten.“ Sein Auge weitete sich überrascht und diesmal verbarg er es nicht. „Ihr seit außergewöhnlich, Mylady. Da ihr meine Freundschaft wünscht, schlage ich vor weniger förmlich zu sein. Nennt mich doch bitte Arik.“ Sie lächelte ihn an, „sehr gerne, dann müsst ihr mich aber Cassandra nennen.“ „Es wäre mir eine Ehre“, erwiderte er lächelnd. Ein Knoten löste sich in ihr, es gefiel ihr, ihn glücklich zu sehen. Sie ertappte sich dabei, zu hoffen, er würde bei Isobels Vernichtung nicht zu Schaden kommen. Es erschien zwar unlogisch, wenn man seine Position bedachte, und seine Äußerung im Garten, aber sie hatte ein gutes Gefühl bei ihm. Sie fragte: „Was wollt ihr mir denn nun eigentlich zeigen?“ „Eigentlich wollte ich euch nur vor den Streithähnen bewahren. Aber wenn ihr es wünscht, könnte ich euch eine der Webereien zeigen.“ „Gern, und wenn wir schon Freunde sind, dann bitte du nicht ihr.“ „Ihr, ich meine du wirst einen erstaunlich frischen Wind in diese Welt bringen“, sagte er nachdenklich und ritt dann voran.
Sie verstand zwar zu wenig von Weberei, um die Qualität der Arbeit beurteilen zu können, aber die Führung war faszinierend gewesen. Vor allem weil es den Menschen hier wirklich gut zu gehen schien. Keiner von ihnen wirkte hungrig, oder krank. Arik war ein aufmerksamer Führer gewesen und ein faszinierender Gesprächspartner. Sie hatte hinter seinem entstellten Gesicht einen wachen Geist mit vielen Interessen entdeckt. Sie hatte sogar begonnen zu überlegen, ob es nicht klug wäre, ihn als Verbündeten zu gewinnen. Er war nämlich nicht nur zu ihr höflich, sondern auch nett und freundlich zu den Handwerkern gewesen.
Als es zu dämmern begonnen hatte, hatten sie sich auf den Rückweg gemacht. Schon aus der Entfernung konnte sie das Werk des Hauptmanns sehen. Eines musste sie ihm lassen, er war offenbar sehr organisiert. Die Zelte waren im Kreis aufgestellt. Außen befanden sich die Wagen, dann folgten kleine Zelte, vermutlich für die Diener, die dritte Linie bildeten etwas größere Zelte, die auch hellere Farben hatten. Schon vom Rand des Lagers aus sprang sie die blaue Farbe der innersten Zelte an. Von dort erklang jetzt allerdings ein gellender Aufschrei. Sie sah zu Arik, der hatte sich versteift und der sanfte Gesichtsausdruck war wieder der kalten Maske gewichen. Er gab seinem Pferd die Fersen und preschte ins Zentrum, ohne sich auch nur nach ihr umzusehen. Verwirrt folgte sie ihm.
Er ritt in scharfem Galopp bis vor die blauen Zelte. Dort erblickte sie Hauptmann Harald und einen Diener, der vor ihm am Boden kauerte und wimmerte: „Bitte nicht Herr.“ Harald, der gerade eine Reitgerte zum Schlag erhoben hatte, war vor dem Pferd des Barons zurückgesprungen und knurrte: „Was erlaubt ihr euch? Ihr hättet mich beinahe umgeritten.“ Arik erwiderte eisig: „Was erlaubt ihr euch? Das ist mein Diener, ihr habt nicht das Recht ihn zu züchtigen.“ „Er hat mich angerempelt“, spie Harald hervor, „ihm gebührt die Peitschenstrafe.“ Cassandras Blick flog zwischen den Beiden hin und her. Der Hauptmann kochte förmlich vor Wut während Arik die Hände um die Zügel verkrampfte und wütend zurückstarrte. Ein Blick auf den Diener verriet ihr, warum er geschrien hatte, zwei rote Linien zierten sein helles Hemd. Arik stieg vom Pferd und stellte sich zwischen den Diener und Harald. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie Haralds hasserfüllten Blick sah, bekam sie Angst um Arik. Die Männer starrten sich nieder, bis plötzlich Darios gleichgültige Stimme ertönte: „Er hat recht Hauptmann, euch steht es nicht zu seinen Diener zu züchtigen. Das ist allein sein Recht.“ Entsetzt flog ihr Blick zu ihm, er lehnte lässig an einer der Zeltstangen, stieß sich nun davon ab und kam auf sie zu. Er nickte ihr kurz zu und richtete den Blick dann wieder wachsam auf die Männer. Harald warf einen bösen Blick auf den Diener und drückte Arik dann die Gerte in die Hand. Er ätzte: „Also Baron, bringt diesem Gesindel Disziplin bei.“ Genugtuung stieg in ihr auf, nach allem, was sie heute von Arik gesehen hatte, würde er es nicht tun. Der Hauptmann sollte sich doch zum Teufel scheren. Arik presste kurz hart die Lippen aufeinander, Harald spottete: „Braucht ihr etwa Hilfe Baron?“ Arik strafte ihn mit einem eisigen Blick und wandte sich dann an
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