Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
erblickte sie ihn endlich und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Er stand inmitten eines wahren Chaos von Tellern, Gläsern, Schmuckstücken und Stoffen. Sein langes schwarzes Haar fiel in einer seidigen Kaskade offen herab und umrahmte seinen perfekt modellierten Oberkörper, der in einem goldenen Zierharnisch steckte. Seine langen muskulösen Beine waren nur mit eng anliegenden schwarzen Hosen verhüllt. Als er sich nun zu ihr umwandte, leuchteten seine grünen Augen vor Freude und Liebe. Er eilte auf sie zu und umarmte sie besitzergreifend. „Liebste Cassandra endlich bist du da, ich habe dich bereits furchtbar vermisst“, schnurrte er an ihrem Ohr. Sein warmer Atem kitzelte ihre Haut, ein heißer Schauer rann über ihren Rücken.
Sie wehrte ab: „Ich war doch nicht mal einen Tag weg. Es ist wirklich verblüffend, wie schnell du hier alles vorbereitet hast. Ich dachte bis zur Krönung würde mehr Zeit vergehen.“ „Es ist der Beginn unseres gemeinsamen Lebens, das kann gar nicht schnell genug gehen“, widersprach er. Seine Wärme hüllte sie ein und nagte an ihrer Entschlossenheit. Was wenn es doch einen anderen Weg gab? Sie musste ihn nur überzeugen, auf den Thron zu verzichten. „Nur? Ein guter Scherz“, dachte sie bitter. Aber sie musste es versuchen, alles andere hätte sie sich nie verziehen. Sie drückte sich ein wenig von ihm weg und fragte: „Wäre es nicht klug das Ganze noch mal zu überdenken? Vielleicht wäre es besser, wenn es gar keinen König oder eine Königin mehr geben würde.“ Er runzelte irritiert die Stirn und hielt entgegen: „Aber jemand muss herrschen und ich ziehe uns jemand anderem vor. Ich werde meine Familie nie wieder der Willkür eines Königs aussetzten.“ Die Freude war aus seinem Gesicht gewichen, er wirkte jetzt angespannt. Aber sie versuchte es weiter: „Darum meinte ich ja, es sollte gar keinen absoluten Herrscher geben. Ich hatte an eine Vereinigung von ausgewählten Leuten gedacht, die zusammen die Entscheidungen treffen. Dann würde es hier endlich gerechter zugehen.“ „Du kannst diese Welt so gerecht machen, wie du willst, wenn du erst Königin bist.“ Sie rang hilflos die Hände und beschwor ihn: „Verstehst du denn nicht? Ich bin die Letzte die Königin sein sollte. Ich bin die Hüterin. Ich sollte die Könige und Königinnen überwachen, nicht wie sie handeln.“ Sie sah ihn flehend an, ihr Herz raste, aber seine Miene blieb verschlossen. Sie schloss gequält die Augen, er konnte es einfach nicht verstehen, sie hatte keine andere Wahl.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah er sie zärtlich an, er zog sie sanft an sich und seufzte: „Ich vergesse immer wieder, was für ein gutes Herz du hast. Aber mach dir keine Sorgen, alles wird gut werden.“ Er küsste sie sanft auf die Stirn.
Er hatte recht, sie hatte ein gutes Herz, aber er verstand die Konsequenz davon nicht. So sehr sie ihn liebte, sie konnte ihm diese Welt nicht ausliefern. Generationen von Hüterinnen hatten diese Menschen im Stich gelassen, das musste jetzt aufhören. Auch wenn es ihr das Herz brach, sie konnte ihre Verantwortung nicht einfach vergessen.
Ein Zittern lief durch ihren Körper, ihn zu verbannen würde einen Teil von ihr zerstören. Für einen kurzen Moment schob sie die bittere Realität beiseite und schmiegte sich an ihn, um noch ein Mal seine Umarmung zu spüren. Er streichelte ihr sanft über den Rücken und sagte liebevoll: „Bitte Cassandra, beruhige dich. Das wird alles nicht so schlimm, wie du denkst.“ Und ob es das werden würde.
Plötzlich fragte er ironisch: „Sag mal, was für eine seltsame Mode habt ihr bei euch eigentlich? Ich verstehe ja, warum du gerne Hosen trägst. Aber diese Versteifung am Rücken muss höllisch unbequem sein.“ Erschrocken riss sie den Kopf hoch und starrte ihn entsetzt an. Aber er wirkte nicht misstrauisch, sondern lächelte sie an. Er schmunzelte: „Jetzt sie mich nicht so an. Ich wollte dich nur aufmuntern.“ Sein liebevolles Verhalten und seine Nähe schmolzen ihre Entschossenheit weg. Sie stöhnte innerlich auf, sie muste es gleich tun, sonst würde sie es nie mehr fertigbringen.
Sie zwang sich zu einem Lachen und sagte dann: „Es ist eine Überraschung für dich. Ich wollte nicht, dass du sie zu früh entdeckst, also habe ich sie verborgen.“ „Eine Überraschung?“, fragte er neugierig.
Sie kam sich vor wie Judas persönlich, aber sie antwortete lächelnd: „Etwas aus meiner Welt. Ich möchte sie dir noch vor der
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