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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hatte ihn nur länger erduldet.
    »Sagen Sie, war Martin in letzter Zeit mal da?«
    »Nein, er meidet das Haus. Er war sicher mal da, aber das ist … ach, keine Ahnung, wie lange her. Zwei Monate vielleicht?«
    Die Nachbarin sah sie verwirrt an, auch sie hatte wohl Probleme mit den vielen Erinnerungen. »Und Martin? Was ist jetzt mit ihm?«
    »Das wissen wir nicht so genau. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Es kann sein, dass ich noch ein paar Fragen habe. Ich würde mich dann melden. Ach ja, schreiben Sie mir doch bitte die E-Mail-Adresse von Martin Maurer auf, ja?«
    Die Nachbarin nickte, ging ins Haus und kam mit einem Post-it wieder. »Bitte.«
    »Danke. Für die Zeit und für den Kaffee.«
    Als Irmi schon halb den Gartenweg zum Auto gegangen war, kam es von hinten: »Nichts für ungut. Ich weiß ja nicht, wie das war zwischen Ihnen und Martin. Ich kannte ja nur die Version von Sabine. Aber glücklich geworden ist die sicher nicht.«
    Irmi ging weiter, sie hätte rennen wollen, aber diesen Fluchtreflex konnte sie gerade noch unter Kontrolle bringen.

7
    Irmi graute es, wieder ins Büro zu gehen und Erklärungen abzugeben. Aber als sie kam, sah sie sich einer Kathi mit geröteten Wangen gegenüber, der es völlig wurscht war, wo Irmi gewesen war. Sie wirkte fiebrig und konnte nur noch krächzend sprechen. »Das glaubst du nicht! Das ist der Hammer!«
    »Was?«
    »Ich hab den kompletten Obduktionsbericht von Xaver Fischer.«
    »Ja, Kathi. Schön. Und magst du mir eventuell auch sagen, was drin steht?«
    »Ich will doch nur die Spannung erhalten.«
    »Danke, aber mir wäre etwas weniger Spannung ganz lieb.«
    »Xaver Fischer wurde mit Insulin getötet. Eine Injektion – und ratzfatz war das das Ende unseres Herrn Fischer. Kleiner Einstich, große Wirkung.« Kathi reichte Irmi den Bericht.
    Irmi studierte ihn, verstand aber nur Bahnhof, weshalb sie zum Telefon griff und auf laut schaltete, damit Kathi mithören konnte.
    »Ich muss mich entschuldigen, dass ich vorher so gedrängt habe. Sie sind ja auch ohne mein Nörgeln schneller als der Schall. Kann man mit Insulin denn töten?«, erkundigte sie sich.
    »Mit Insulin kann man auch bei einem gesunden Menschen eine tödliche Hypoglykämie hervorrufen. Es sind uns sowohl Tötungsdelikte als auch Selbsttötungen mit diesen Verfahren bekannt. Die Wirkgeschwindigkeit ist von der Art des Insulins, von der Körpermasse und der Applikationsart abhängig. Herr Fischer dürfte etwa zwanzig Minuten mit dem Tod gerungen haben. Er wurde dann bewusstlos.«
    So ratzfatz war es dann offenbar doch nicht gegangen, mit dem Herrn Fischer. »Das ist sicher?«
    »Eine postmortale Blutzucker- und Insulinbestimmung hat zweifelsfrei einen Insulinmord ergeben. Wir haben auch die Einstichstelle verortet, die Nadel war vergleichsweise lang.«
    »Aber das ist keine wirklich sichere Methode, oder?«
    »Kommt auf die Dosierung an. Und auf den Zustand des Menschen. Normalerweise setzt eine Gegenreaktion der Leber ein, die ist aber nicht erfolgt, weil Herr Fischer am Vortag eine Art Vollrausch hatte. Das entleert die Leber sozusagen.«
    »Kann er sich selbst die Spritze gesetzt haben? Vielleicht weil er Diabetiker war?«
    »Nein, war er nicht, und bei der Einstichstelle auf der Rückseite des Oberschenkels hätte er schon ein Gummimännchen sein müssen.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, starrte Irmi ein paar Blätter auf dem Tisch an, als könne sie irgendwo in den Papierfasern ein Geheimnis entdecken. Sie wollte den Blick nicht lösen und Kathi in die Augen sehen. Am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn die Welt jetzt einfach stillgestanden wäre.
    Kathi gönnte ihr wenig Pause. »Wahnsinn, oder? Ganz klar Mord. Du warst doch bei der fetten Truckerin. Hatte ihr Vater Feinde?«
    Das war Kathi. Immer ein loses Mundwerk. Immer verletzend, ohne es eigentlich zu wollen. Irmi schwieg noch eine Weile und begann dann in knappen Worten von der Hütte zu erzählen und wie Xaver Fischer die Hüttenwirte gepiesackt hatte.
    »Na, das ist doch was!«, rief Kathi und musste wieder husten. »Das ist doch auch geschäftsschädigend. Da kann man schon mal ausrasten als Betroffener.«
    »Insulin ist aber kein Mord im Affekt, oder? Das hat man ja nicht so einfach dabei.«
    »Wenn man Diabetiker ist, schon!«
    »Okay, Kathi, dann brauchen wir einen zuckerkranken Hüttenwirt, und der Kas is bissn!« Das wäre eine einfache Lösung. Sollte ja auch mal vorkommen.
    Irmi rief ins Nebenzimmer: »Andrea, kannst du bitte mal

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