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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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über die Skihütte am Hausberg recherchieren? Sie heißt anscheinend Franzhütte. Find mal raus, wem sie gehört, Ansprechpartner und so weiter.«
    Von nebenan schallte ein »Klar« herüber.
    »Ich möchte mir das eh selber ansehen. Dann treffen wir den potenziellen Insulinmörder am besten da oben.«
    Kathi wollte gerade etwas sagen, als Irmis Handy sich meldete.
    »Ach, der Herr Kollege Riedele! Das ist aber nett, dass Sie mich informieren.« Sie hörte zu, und was sie hörte, war unglaublich. Mehr als das. Nach seinem Bericht war sie nur noch in der Lage, wirre Sätze von sich zu geben. »Ich melde mich bei … äh … Ihnen. Ich muss das kurz verdingsen … äh … verdauen. Eine gewisse Koinzidenz. Also … ich meld mich.«
    Kathi sah Irmi an, als wäre diese komplett dem Wahnsinn verfallen. »Der Kollege muss ja denken, du hast sie nicht alle.«
    Wahrscheinlich dachte er das. Ziemlich sicher sogar. Irmi versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Er hat mich wegen des Toten in Oberstaufen angerufen.«
    »Der dein Ex war. Ja, dazu musst du mir eh noch einiges erklären, oder!«, rief Kathi. »Das ist ja wirklich der Hammer, dass ich nicht weiß, dass du mal verheiratet gewesen bist, oder.«
    »Kathi, der Hammer ist etwas ganz anderes: Der Tote, der mein Ex war, ist auch an einer Insulinspritze gestorben.«
    Kathi wollte etwas sagen, was in Husten erstarb.
    »Und es wird noch besser: Die Gerichtsmedizin kann in dem Fall nicht wirklich sagen, ob er sich die Spritze selbst gesetzt hat.«
    »Warum? Was ist mit Fingerabdrücken?«
    »Auf der Spritze waren keine.«
    »Na, dann hat der Mörder natürlich Handschuhe getragen. Ein Selbstmörder hat ja wohl kaum welche an.«
    »Doch.«
    »Was, doch?«
    »Martin Maurer hatte Handschuhe an. Weiße Baumwollhandschuhe. Er hatte eine seltsame Allergie an den Händen und trug Handschuhe wegen eines Salbenverbands.«
    Kathi war sicher eine ganze Minute stumm. Hüstelte. Nieste und sagte dann fast kleinlaut: »Du willst damit sagen, er kann ermordet worden sein, oder er hat Selbstmord begangen?«
    »Ja, das sagt auch der Gerichtsmediziner.«
    »Und wir haben einen Toten, der ebenfalls mit Insulin getötet wurde. Bei unserem wissen wir aber, dass es Mord war.« Kathi sprach ungewöhnlich leise für ihre Verhältnisse.
    »Freitagnachmittag stirbt Xaver Fischer beim Speichersee am Hausberg. Samstag in der Früh stirbt Martin Maurer im feuchten Winkel in Oberstaufen. Beide durch Insulin.«
    »Aber kannten sich die beiden denn?« Andrea stand vermutlich schon länger im Türrahmen, ohne dass die beiden sie bemerkt hätten.
    Irmi und Kathi starrten sie an.
    »Das kann doch kein Zufall sein«, fügte Andrea hinzu.
    Eigentlich wollte Irmi nicht weiter in Martin Maurers Leben herumstochern, aber wie es aussah, würde ihr nichts anderes übrig bleiben.
    »Natürlich kann das ein Zufall sein«, meinte Kathi. »Vielleicht war dieser Maurer ja Diabetiker und hat sich einfach in der Dosierung vergriffen. Kann doch sein, so in der Frühe, wenn man noch gar nicht wach ist, oder.« Sie hätte Andrea in jedem Fall widersprochen – und wenn die behauptet hätte, die Erde sei eine Kugel, hätte Kathi auf Scheibe bestanden.
    »Ein Mann, der eigentlich aus Garmisch stammt, stirbt in Oberstaufen. Ein Ohlstädter, der aus Garmisch stammt, stirbt am Hausberg. Todesart: zweimal Insulinspritze. Wer hier keinen Zusammenhang sieht, ist blind«, erklärte Andrea kühl.
    Irmi war froh über den kleinen Disput zwischen ihren Mitarbeiterinnen, der ihr Zeit gab, ihre Gedanken zu ordnen. Sie wusste, dass Kathi Andrea nicht mochte. Warum eigentlich, das wusste sie allerdings nicht so genau. Andrea Gässler hatte in der letzten Zeit eine Entwicklung durchgemacht: von einem verunsicherten Mädchen aus einem Elternhaus, in dem denkende Weiberleit auf jeden Fall schon mal suspekt waren, zu einer selbstbewussten Polizistin. Vor diesem Hintergrund war die Reifung der Andrea Gässler geradezu rasant vor sich gegangen. Und Irmi sah, dass in dem Mädchen noch viel mehr schlummerte. Dass sie Potenzial hatte. War Kathi eifersüchtig? Neidisch? Fühlte sie sich in ihrer Position bedroht?
    Mit Sicherheit wäre Kathi gerne laut geworden, aber ihr Kehlkopf schien mehr und mehr den Dienst zu verweigern. Es blieb bei dem krächzenden Flüstern: »Irmi, jetzt sag du doch was! War dieser Maurer Diabetiker? Hat er sich vielleicht in der Dosis vertan?«
    »Nein, er hatte kein Zucker, früher nicht und heute auch nicht. Der

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