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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Äsung. Das schmeckt dem Wild nicht mehr und es wechselt – besonders das Rotwild – langsam, aber sicher ab. Logischerweise kommt es dann zu einer Übernutzung besserer Äsungsflächen, zu einem überhöhten Wildbestand, das wiederum zu schlechteren Wildbretgewichten führt. Ist ja klar!«
    Er sah sie an wie ein Schullehrer ein dummes Kind, das wieder mal nichts verstand, dann fuhr er fort: »Es ist mühsam, eine Alm zu reaktivieren. Da wächst ja nichts G’scheites mehr. Ich war bei einem Feldversuch in Österreich dabei, wo man spezielle Grasmischungen angesät hatte. Alpenrotschwingel, Alpenrispengras, Weißklee, Drahtschmiele, Rotstraußgras, Hornklee, Schafgarbe und noch ein paar andere. In Österreich wurde dann Vieh aufgetrieben, und nach drei Jahren hatte sich alles normalisiert. Die Alm war rekultiviert, auch weil Vieh die Zwergsträucher verbeißt und die Grasfläche sich so nicht verkleinert. Und schon war auch ein zufriedenstellender Wildbestand wiederhergestellt.«
    Ihm ging es um das Wildbretgewicht und den Bestand. Irmi war viel zu wenig in der Materie, um zu argumentieren. Ihr ging es schließlich in erster Linie um den toten Bruder. »Und genau das hat Ihr Bruder geleugnet?«
    »Ja, der hat sich mit ein paar anderen Deppen – egal ob Privatwald oder Staatsforst – zusammengerottet, die sich für lächerliche Aufforstungsflächen stark gemacht haben.«
    »Könnte Ihnen das nicht egal sein?«
    Er starrte sie böse an. »Nein, wir haben einigen Grund, der sich in unser beider Besitz befindet, und dann ist mir das nicht egal.«
    Das war natürlich eine interessante Wendung. Zwei cholerische Streithansel, da kochten die Töpfe gerne mal über.
    »Wann haben Sie Ihren Bruder denn zum letzten Mal gesehen?«
    »Am Freitag.«
    Irmi riss die Augen auf.
    »Am Freitag? Wo?«
    »In einem unserer Waldstücke. Er wollte mir irgendwelchen Wildverbiss zeigen, der Trottel.«
    Irmi bebte innerlich. »Sie waren am Hausberg?«
    »Ja, sicher.«
    Sicher? Der hatte Nerven! Er war entweder so unschuldig wie seine Liliputrinder oder aber absolut unverfroren.
    »Herr Fischer, Ihr Bruder ist am Hausberg am Speichersee getötet worden. Das wissen Sie?«
    »Brischitt hat so was erwähnt.«
    »Dann hat sie auch erzählt, dass Ihr Bruder durch eine Insulininjektion gestorben ist?«
    »Ja, er war aber nicht zuckerkrank, ich übrigens auch nicht. Keiner in unserer Familie. Wir werden uralt. Die Mutter ist mit fünfundneunzig gestorben, der Vater mit vierundneunzig. Man muss auf die Ernährung achten.« Er sah Irmi strafend an.
    Nein, sie achtete nicht auf ihre Ernährung. Und der Schrothversuch war ja auch jählings gescheitert. Von den guten Vorsätzen war nichts mehr übrig. Vorher hatte sie sich wieder mal eine Käsesemmel eingeschoben. Böses weißes Mehl und Fett.
    »Herr Fischer, Ihnen ist schon klar, dass Sie wahrscheinlich der Letzte sind, der Ihren Bruder lebend gesehen hat.« Sie verzichtete dabei lieber auf den Nachsatz: Und der ein Mordmotiv und eine günstige Gelegenheit gehabt hätte.
    »Nein, ganz sicher nicht.«
    Wieder einmal gelang es ihm, Irmi zu verblüffen.
    »Mein Bruder hatte ein Treffen am Berg. Er tat sehr geheimnisvoll. Er war verabredet, drum fand er es auch rationell, erst mich zu beschimpfen und dann zu seinem Meeting zu gehen.«
    »Er ist also mit Ihnen mitgefahren?« Irmi fand das immer verwirrender.
    »Ja, mein Bruder war ein Pfennigfuchser. Mein Fahrdienst hat ihm schon wieder etwas Benzin gespart.«
    »Das heißt, Sie haben ihn einfach am Berg stehen lassen?«, fragte Irmi.
    »Jetzt hören Sie mal. Er war doch kein Kleinkind, das ausgesetzt wurde!«
    Hans Fischer wich keinen Zentimeter. An dem würde sie sich die Zähne ausbeißen. Irmi beobachtete ihn sehr genau. »Und wie kam er zu Ihnen?«
    »Er hatte sein Auto geparkt, ich musste ihn mitnehmen.«
    »Wo?«
    »Er parkt immer beim Gastroservice Maus. Da gibt es eine Art Parkplatz. Der kostet nichts.«
    »Dann steht sein Auto also immer noch dort?«
    »Ich hab es jedenfalls nicht geholt. GAP-FF 200, ein Suzuki Jimny.«
    »Und Sie haben wirklich keine Ahnung, mit wem er sich treffen wollte?«
    »Nein, er hat bloß gesagt: ›Ist zwar ’ne Scheißidee, aber wenn’s schee macht.‹ Keine Ahnung, was er damit gemeint hat.«
    »Und dann haben Sie ihn nicht mehr gesehen?«
    »Drück ich mich so unverständlich aus, Frau Mangold? Er hatte einen Termin, und ich bin ins Tal gefahren. Er hat sich in Richtung Bahn aufgemacht, wo die Hütten

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