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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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würde auch nicht zur Ruhe kommen, dachte Irmi auf dem Weg nach Garmisch-Partenkirchen. Sie sah auf die Uhr. Es war viertel vor vier. Nun würde sie auch noch zu spät kommen.
    Um zehn nach vier stand sie im Büro. Kathi saß auf ihrem Platz, Andrea auf einem Schreibtisch, und Sailer hockte rittlings auf einem Holzstuhl.
    »Hallo zusammen. Entschuldigt, ich bin etwas zu spät.«
    Kathi gab ein grunzendes Geräusch von sich, aber Irmi ignorierte es.
    »Gut, es tut mir leid, dass ich euch hab hängen lassen, aber es war ziemlich wichtig.«
    »Aha!«, meinte Kathi mit aggressivem Unterton. »Wir hätten auch was Wichtiges.«
    »Ja, bitte?«
    »Wir wissen jetzt, wo Zwetkow war. Und der Anwalt. Sie hatten ein Meeting in Chur. Es gibt Zeugen.«
    »Aber das heißt dann doch eher, dass Zwetkow nichts nachzuweisen ist und seine Geschichte stimmt?«, fragte Irmi.
    »Zumindest, wenn er nicht einen gekauften Mörder auf Fischer angesetzt hat«, fügte Andrea hinzu.
    »Was bei so einem ja durchaus sein kann. Aber du hast ja sicher eine neue heiße Fährte aufgetan, der du heute den ganzen Tag gefolgt bist, oder.«
    »Ja, das habe ich tatsächlich«, gab Irmi zurück und versuchte, sich von Kathi nicht provozieren zu lassen. Langsam begann sie zu erzählen – von der Akte, vom Zusammenhang zwischen Martin Maurer und Xaver Fischer. Sie verlas die beiden Leserbriefe und sah in die Gesichter ihrer Mitarbeiter. Sailers Mund stand offen, Andreas Augen waren weit aufgerissen, nur Kathi gab sich cool. Aber Irmi wusste, dass deren Spürsinn angestachelt war. Kathi musste jetzt bloß ein bisschen auf beleidigt machen.
    Dann berichtete Irmi von ihrem Gespräch mit Brischitt und deren Tante Caro und legte ihre Theorie dar, dass Xaver Fischer von Martin Maurer ermordet worden war und später wiederum ein Familienmitglied Martin Maurer ermordet hatte.
    Es blieb eine Weile still, bis Sailer ausstieß: »Des is ja ein Ding!«
    Andrea war sofort Feuer und Flamme. »Ich sag euch, wie das war! Der Maurer hat natürlich den Fischer geködert. Hat ihn umgebracht, dann passt das auch mit dem Kreuz. Der Platz war absichtlich so gewählt.«
    Ja, dachte Irmi – vor allem, wenn man das kleine Holzkreuz am Straßenrand kannte.
    Andrea fuhr fort: »Der Hans, was ein neugieriger Typ ist und einer, der ja auch nichts aus der Hand geben kann, der schleicht dem Bruder hinterher, beobachtet den Mord und verfolgt Maurer. Natürlich hat er nicht gleich eine Gelegenheit, sich zu rächen und folgt ihm deshalb nach Oberstaufen. Als Maurer hilflos in seinem Wickel liegt, ist das die Gelegenheit für Hans Fischer. Und schon kann er den Maurer töten! Genau, so war das!«
    »Zwischenfrage«, unterbrach Irmi. »Warum ist er nicht zur Polizei gegangen? Er hätte ein Kapitalverbrechen doch melden können. Jeder täte das.«
    »Nicht Hans Fischer. Der traut der Polizei nichts zu. Das ist ein Selfmademan, der hat es eher mit der Selbstjustiz.«
    Da lag Andrea wohl nicht ganz falsch.
    Kathi, die nun genug geschmollt hatte, hielt es nicht mehr aus und fuhr dazwischen: »Ha, da habt ihr aber eine Sache total vergessen! Lass den Hans Fischer den Mord beobachten, okay. Aber wie weit war er entfernt? So nah, dass er die Spritze gesehen hat? Es hat ja eine Weile gedauert, bis Fischer gestorben ist. Der hat doch seinem eigenen Bruder nicht beim Verrecken zugesehen, oder? Außerdem konnte er gar nicht wissen, dass Maurer Insulin verwendet hat. Und wenn, dann ist es äußerst unwahrscheinlich, dass er Maurer am nächsten Morgen mit Insulin tötet. Leute, der Mann war Jäger! Der konnte schießen, der hätte vielleicht ein Zielfernrohr verwendet oder Schalldämpfer. Ich glaub das nicht. Das war ganz anders.«
    Irmi musste ihr zustimmen. Das Insulin hatte sie die ganze Zeit schon gestört, aber sie wollte es gern von jemand anderem hören.
    »Soso, und was ist stattdessen passiert?«, fragte Andrea in einem provozierenden Ton.
    »Martin Maurer hat auf jeden Fall Xaver Fischer ermordet. Vor dem Hintergrund mit der überfahrenen Tochter hatte er ja Grund genug.«
    Andrea unterbrach sie: »Dann hätte er aber eher den Gemeinderat ermorden müssen, den Bürgermeister. Wieso ausgerechnet Fischer? Der hatte doch bloß den Grund zur Verfügung gestellt!«
    »Falsch, Andrea. Fischer besaß auch noch die Frechheit, die Eltern anzugreifen. Er hat Martin Maurer ja wohl sehr deutlich unterstellt, dass die Eltern die Aufsichtspflicht verletzt hätten. Das muss für Maurer ein Schlag ins Gesicht

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