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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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gewesen sein, oder. Vermutlich hat er das Ganze von langer Hand geplant. Erst hat er Fischer ermordet und dann sich selbst umgebracht. Mit demselben Insulin. Der Bericht aus der Gerichtsmedizin sagt doch ganz klar: Er kann es auch selber gewesen sein. Und wenn er nicht diese dämlichen Handschuhe angehabt hätte, hätten wir von Anfang an seine Fingerabdrücke auf der Spritze gehabt und gewusst, dass es Suizid war, oder.«
    Kathi war sich absolut sicher. Irmi musste nun doch einwenden: »Er wirkte aber auf seine Mitarbeiterin gar nicht depressiv.«
    »Ach, komm, Irmi. Der muss auf niemanden suizidgefährdet gewirkt haben. Er hatte einen kühl kalkulierten Plan. Er hatte nichts zu verlieren. Er hatte doch schon alles verloren, der Maurer.«
    Irmi sagte nichts, doch in ihrem Kopf arbeitete es weiter. Martin war doch ein feiger Hund gewesen. Ein Martin Maurer brachte sich nicht um. Doch wie sollte sie das den anderen plausibel machen?
    Sie dachte über ihr Gespräch mit Martina am Laber nach. An diesem Tag war etwas mit und in ihr passiert. Sie hatte sich auf einmal wieder klarer gefühlt und zumindest für eine kurze Zeit ihrem Instinkt wieder vertraut. Der hatte sie noch einmal ins Leben der Familie Maurer geführt. Wohin würde ihr Instinkt sie nun lenken? Sie musste Ruhe bewahren und durfte ihr Team nicht wieder verwirren.
    »Ich schlage Folgendes vor«, sagte Irmi. »Ich rede mit der Staatsanwaltschaft und lege unsere bisherigen Ergebnisse vor. Die Staatsanwaltschaft muss ja letztlich entscheiden. Ich würde gerne darauf hinwirken, dass wir uns die Familie Fischer noch einmal genauer ansehen. Wann ist Caro Fischer aus Kanada gekommen, wann war Brischitt wo? Und besonders auffällig natürlich: Wo war Hans Fischer, nachdem er den Bruder angeblich abgesetzt hatte?«
    »Ich glaub das nicht, dass der Maurer sich selber umgebracht hat.« Andrea überlegte kurz. »Und stellt euch mal vor, was das für die Familie bedeutet: Sie kann sich nur auf eine Annahme stützen. Maurer hat Brischitts Vater und Caros Bruder getötet und dann sich selbst. Wirkliche Beweise hat es keine. Das ist doch furchtbar für die Angehörigen.«
    Kathi schenkte Andrea einen Blick, der besagte: Was bist du nur für ein armseliges Weichei. »Wir sind nicht dazu da, das herauszufinden, was den Verwandten guttut. Wir suchen die Wahrheit. Und die ist bekanntlich selten angenehm.« Sie blickte in die Runde. »So, Leute. Ich gehe jetzt. Ich muss Sophia abholen, und außerdem kann hier ja eh jeder kommen und gehen, wie es ihm gefällt. Vielleicht ermittle ich auch mal unterwegs und zieh die Überraschung dann aus dem Hut wie ein Zauberer sein Kaninchen, oder.«
    Eigentlich hätte Irmi reagieren müssen, denn das war ein Affront gegen sie als Vorgesetzte, den sie so nicht hätte durchgehen lassen dürfen. Stattdessen sagte sie ruhig: »Wir brechen an dieser Stelle für heute ab.«
    »Morgen ist aber Samstag!«, rief Kathi empört. Wahrscheinlich hatte sie ein Date mit Sven.
    »Das hat uns noch nie gestört. Außerdem habe ich die Privatnummern der Staatsanwaltschaft und bespreche morgen mit denen, wie wir weiter vorgehen. Ich würde auch gern die Rechtsmedizin bitten, noch mal DNA-Abgleiche zu machen. Vielleicht gibt es ja doch einen Beweis, dass Maurer Xaver Fischer ermordet hat.«
    Wenigstens das, dachte Irmi, denn sie stimmte Andrea aus tiefstem Herzen zu. Sie wollte Brischitt wenigstens den Mörder liefern. Das war sie ihr schuldig. Xaver Fischers Tochter hatte mehr verdient als eine Hypothese.
    »Schönen Abend euch«, sagte Irmi und erhob sich. Kathi rauschte hinaus, Irmi warf Andrea einen aufmunternden Blick zu und ging dann ebenfalls. Sie war erschöpft. Immer mit Menschen reden zu müssen, die man entweder eines Verbrechens bezichtigte oder der Lüge überführen musste, das laugte aus. Immer nur Menschen zu begegnen, bei denen sich so viel Schwärze auf die Seele gelegt hatte, zehrte auch an einer Optimistin wie ihr. Sie würde sich ein Bad einlassen, dazu ein Bier trinken und dann hoffentlich gut schlafen können.
    Als sie die Tür aufsperrte, kam ihr Kater entgegen, der seltsam verstört wirkte. Warum, sah sie, als sie in die Küche trat. Wally saß vor dem Wassernapf, den Kopf gebeugt, um zu trinken, doch es war ihr offenbar zu anstrengend. Ihre Knochen staken aus dem struppigen Fell, sie war nicht viel mehr als ein bepelztes Skelett. Mühsam hob die Hündin den Kopf, und den Blick, den sie Irmi zuwarf, würde sie ihr Leben nicht mehr

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