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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hab die Patho gebeten festzustellen, ob es auch Caninsulin gewesen sein könnte.« Und sie begann zu erzählen.
    Kathi hörte zu, ohne sie zu unterbrechen. Dann sagte sie: »Und du hast gut daran getan. Margit Geipel hält sich in einer Klinik in Lienz in Osttirol auf. Ihr Vater Klaus Geipel ist auch da, hat sich eine Ferienwohnung gemietet. Ich weiß sogar, wo!«
    »Ich frag jetzt nicht, woher du das weißt, oder?«
    »Nö, besser nicht. Aber manche Leute in Österreich schulden mir einen Gefallen.«
    »Wo ist er denn gemeldet?«
    »Immer noch in Aidling. Das Haus steht offenbar leer. Aber das kann er uns sicher selber erklären, wenn wir nach Lienz fahren.«
    »Kathi, wir dürfen uns nicht verrennen. Wir dürfen jetzt keinen Fehler machen.«
    »Schön und gut. Aber ohne Geipel kommen wir nicht weiter. Du willst doch jetzt nicht aufgeben?«
    »Nein, das nicht«, sagte Irmi gedehnt.
    »Dann fahren wir morgen früh, oder. Ich hab das mit Mama schon ausgemacht, sie fährt mit Sophia eh morgen weg und passt auf, dass sie Montag in die Schule geht. Wir könnten einmal übernachten. Ich hab da schon mal nachgesehen, was es an Hotels gibt.«
    Irmi lächelte wehmütig. Verzog den Mund. »Ich hätte zwei Übernachtungen in Lienz. Einen Gutschein. Der verfällt Ende des Jahres eh.«
    »Hä?«
    »Na ja, also …«
    »Ach! Dein süßer Lover wollt mit dir nach Lienz, aber er hatte nie Zeit. Ist es das?«
    »Ja, er hat so einen Beraterjob und bekommt öfter Hotelgutscheine.«
    »Er wird aber weniger begeistert sein, wenn ich mitfahre. Du wahrscheinlich auch nicht. Mit mir das Bettchen zu teilen ist ja doch was anderes!« Kathi lachte.
    »Der Gutschein verfällt. Das Jahr ist bald um. Also fahren wir.« Irmi klang trotzig. Der Oktober war bald vorbei. Nebel lagen schon jetzt über dem Land. Der November würde sie alle lähmen, und schon war die Adventzeit da, und er würde von seiner Familie vereinnahmt werden. Wieder ein Weihnachten, das sie allein mit Bernhard verbrachte. Dieses Jahr sogar ohne Wally.
    »Gut, dann bis morgen. Fahren wir so, dass wir gegen Mittag unten sind?«, fragte Kathi. »Das wird ein richtiger Sonntagsausflug.«
    »Wir können das auch nur als Ausflug deklarieren. Wir deklarieren das am besten gar nicht. Das trägt die Staatsanwaltschaft nie mit«, meinte Irmi.
    »Dann ist es halt ein Ausflug. Einfach so. Außerhalb der Dienstzeiten. Wenn du schon deinen kostbaren Gutschein opferst.«
    »Klar, ein Ausflug.«
    Sie mussten beide lachen.
    Irmi kaufte noch ein, damit Bernhard was im Kühlschrank hätte. Als sie die Küche betrat, war Wallys Korb noch immer da. Kater lag drin. Irmi schossen Tränen in die Augen. Tränen der Wehmut.
    Es war doch gut, dass Bernhard den Korb hatte stehen lassen.

17
    Sie reisten beide mit leichtem Gepäck. Beide mit einem kleinen Köfferchen.
    Angesichts der Noblesse des zu erwartenden Ambientes hatte Irmi ihren einzigen guten Blazer eingepackt, den sie mal in einem Anflug von Wahnsinn gekauft hatte. Genau genommen war es ein schwarzer Gehrock mit ganz feinen Nadelstreifen. Damals hatte sie ihn auch noch zu klein gekauft, weshalb sie ihn bisher kaum getragen hatte, doch als sie ihn jetzt aus dem Schrank zog und hineinschlüpfte, hatte er auf einmal gepasst. So wie eine schwarze Jeans, die Irmi eigentlich auch schon aufgegeben hatte. In dieser Kombi sah sie ungewohnt aus. Souveräner, als sie sich momentan fühlte.
    Letztes Jahr hatten sie bereits einen Ausflug gemacht, hinüber zum Brünnstein mit einem Abstecher nach Innsbruck. Irmi hatte auch diesmal das Gefühl, dass allein das Unterwegssein ihr half, freier zu atmen. Oben in den Felbertauern gerieten sie in einen richtigen Schneesturm, dann verschluckte sie die Tunnelröhre. Auf der anderen Seite, jenseits des Alpenhauptkamms, schien die Sonne. Die Straße war wie leer gefegt, irgendwie waren sie zwischen allen Saisonen unterwegs. Und am Sonntag gab es auch keine Lkw. Vor Lienz wurde der Verkehr etwas dichter.
    »Die Nusser haben echt keine Bebauungspläne«, sagte Irmi, die sich immer wieder über den architektonischen Wildwuchs der Nachbarn wunderte. Reutte war auch so ein Beispiel. Einige hätten es kühn genannt, wie sich die unterschiedlichsten Baustile ins Lechtal hineinzogen. Kathi, die Halbösterreicherin, sagte nichts. Dafür staunte sie, als sie am Grandhotel Lienz vorfuhren.
    »Wow!«
    Hier konnte man eigentlich nicht von architektonischer Kühnheit sprechen. Es war vielmehr ein klassisches Hotel, in einem

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