Hüttengaudi
nachzuweisen«, erklärte Irmi.
»Echt! Was du alles weißt.« Das klang weder ironisch noch bösartig. Kathi musste gerade eine sehr sanfte Phase haben.
»Kathi, kannst du rausfinden, wo Geipel senior wohnt und wo genau diese Margit untergebracht ist? Ich müsste mal ein paar Minuten nachdenken.«
»Ja, klar, ich check das. Und jetzt setz dich wieder hin, du machst einen ja ganz nervös mit deinem Rumgerenne.«
Als Kathi draußen war, sank Irmi auf den Stuhl. Klaus Geipel, ein Mann, der durch die Hölle gegangen sein musste. Der Xaver Fischer und Martin Maurer sicher mehr als einmal verwünscht hatte. Aber selbst wenn sie annahm, dass er der Mörder sein könnte, blieben da so viele Fragen: Warum dieser Ort am Hausberg? Wie hatte er die beiden Männer dazu gebracht, dorthin zu kommen? Und wenn er gewusst hatte, dass sie sich dort treffen würden, dann woher? Was für ihn sprach, war das Insulin. Irmi stutzte. Verwendete man für Tiere dasselbe Insulin? Sie griff zum Hörer und rief ihre Tierärztin an.
»Geht’s einigermaßen?«, fragte die. »Es tut mir selber immer so weh, wenn ich ein Tier einschläfern muss. Das sind die schwarzen Seiten meines Berufs.«
»Ja, es geht. Es muss. Rational weiß ich ja, dass es am besten für sie war. Du, ich müsste dich was ganz anderes fragen. Tiere haben auch Diabetes, oder?«
»Ja, das gibt es sogar recht häufig, vor allem bei Hunden.«
»Und sie kriegen Insulin?«
»Ja, auch das ist richtig.«
»Das gleiche wie Menschen?«
»Na ja, das Caninsulin ist ein Mischinsulin, das aus zwei Komponenten besteht: einem Langzeitinsulin, das den Grundbedarf abdeckt, und einem kurzwirksamen Insulin. Das sorgt dafür, dass die Kohlenhydrate, die dein Hund zu den Hauptmahlzeiten erhält, abgebaut werden können. Drum muss man Caninsulin nach einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit spritzen. Verrätst du mir auch noch, warum du das wissen willst?«
Irmi ignorierte die Frage. »Würde man mit Caninsulin auch einen Menschen töten können? Mit Humaninsulin funktioniert das nämlich.«
»Na, ich denke schon, so unähnlich ist das ja nicht. Käme auf die Dosierung an und auf den Zustand des Menschen. Was hat er gegessen, wie schwer ist er und so weiter. Worum geht es hier eigentlich? Irmi, jetzt red schon.«
»Du stirbst, wenn du nicht dicht hältst. Es geht um meinen aktuellen Fall. Zwei tote Männer, die mit Insulin getötet wurden. Ich habe Anlass zu glauben, dass es Caninsulin sein könnte.«
»Weil ein Tierarzt unter Verdacht steht?«, brachte es ihre clevere Freundin auf den Punkt.
»Eventuell«, sagte Irmi gedehnt.
»Also, ich weiß ja nicht. Als Tierarzt nehm ich Rohypnol oder ein Medikament, das man Hunden mit Epilepsie gibt. Im Prinzip ist das das Medikament, das die Schweizer Sterbehelfer verwenden. Das wäre weit einfacher als Insulin. Da ist der Verlauf nämlich nie genau vorherzusagen.«
»Würde die Pathologie feststellen können, dass es Caninsulin war?«, fragte Irmi.
»Puh, keine Ahnung. Da musst du die fragen.«
Irmi fiel noch etwas ein. »Was nimmt man für Spritzen?«
»Caninsulin ist ein sogenanntes U-40-Insulin, das heißt, in einem Milliliter Flüssigkeit stecken vierzig Einheiten Insulin. Das lässt sich kaum in einer normalen Spritze dosieren. Deshalb gibt es ganz feine Insulinspritzen mit längeren und etwas dickeren Nadeln, Hunde haben ja dickere Haut als Menschen.«
Irmi stutzte: Der Gerichtsmediziner hatte gesagt, dass die Nadel ziemlich dick gewesen sei. Was, wenn sie nun endlich auf dem richtigen Weg war? Einen verzweifelten Mann des Mordes zu überführen war keine schöne Vorstellung. Warum waren nicht immer die Fieslinge die Mörder? Drum hätte ihrem Team ja auch der Russe so gut gefallen.
»Vielen Dank für die Infos. Und behalt das bitte für dich, ja?«
»Sicher. Alles Gute.«
Als Irmi danach den Rechtsmediziner auf seiner privaten Handynummer anrief und ihn bat, festzustellen, ob das Insulin vielleicht Caninsulin gewesen war, erntete sie ein Schnauben.
»Geht das denn nicht?«
»Doch, unser Labor kann das schon feststellen. Ein bisschen Zeit müssen Sie mir aber geben. Und wie ich Sie kenne, interessiert es Sie nicht, dass Wochenende ist.«
»Ganz genau! Könnten Sie mir die Kurzform bitte per SMS schicken. Ich muss ins Ausland«, erklärte Irmi.
»Na gut, ich werde meine dicken Fingerchen auf die Tasten quälen. Grüß Sie, Frau Mangold.«
Kaum hatte Irmi das Gespräch beendet, kam Kathi ins Büro. »Was schaust denn so?«
»Ich
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