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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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zu tun hat – ist auch kein Wunder nach all dem. Ich hab damals nicht nachgefragt, weil in dem Moment Sven was von mir wissen wollte.«
    Irmi wartete.
    »Also, ich hab Yvonne gerade angerufen.«
    »Ja, und?«
    »Johannes ist fünfundzwanzig, studiert Geografie in München und hat eine Schwester. Die heißt Margit und war ein ganz tolles Mädchen. Künstlerisch begabt, sie lernte Buchbinderei, wollte aber später was mit Kunst machen. Sie hat damals tatsächlich das Auto gefahren und war natürlich total fertig, weil sie einen Menschen überfahren hatte. Yvonne hatte wohl auch mal ein langes Gespräch mit Johannes, sie ist eine gute Freundin von ihm und hat akzeptiert, dass da nicht mehr geht. Johannes hat erzählt, was das für eine Hexenjagd auf seine Familie gewesen ist. Dein Martin …«
    »Das ist nicht mein Martin!«, begehrte Irmi auf.
    »Dieser Martin Maurer hat natürlich den Geipels schwere Vorwürfe gemacht. Ist ja irgendwie verständlich, dass einer um sich schlägt, wenn sein Kind getötet wird. Was aber weniger gut war: Er hat Margit mehrfach gestellt, hat sie belästigt mit seinen immer gleichen Vorwürfen. Margits Vater hat dann eine einstweilige Verfügung erwirkt, dass Martin Maurer sich dem Haus und der Familie Geipel nicht mehr hat nähern dürfen. Es gab auch eine Verhandlung, wo Margit Geipel in allen Punkten freigesprochen wurde. Keine Mitschuld, sie hat das Mädchen nicht sehen können. Ich habe die Unterlagen von der Staatsanwaltschaft angefordert.«
    »Ja, das geht auch zum Teil aus der Akte hervor. Und?«
    »Margit Geipel hat das alles nicht gepackt. Sie wurde schwer depressiv, hat zwei Selbstmordversuche unternommen. Sie kam dann für zwei Monate in eine Klinik, war zwei Wochen daheim und hat ein drittes Mal versucht, sich mit Tabletten umzubringen. Johannes hat sie gerade noch rechtzeitig gefunden, und zwar im Stall ihres Pflegepferdes. Und auch nur, weil er den Hausschlüssel vergessen hatte und auf der Suche nach seiner Schwester war. Margit Geipel ist nun in einer psychiatrischen Anstalt irgendwo in Österreich. Wo genau, wusste Yvonne nicht.«
    Irmi hatte begonnen, im Raum herumzugehen. »Wo sind die Eltern?«
    »Die Mutter ist schon vor zehn Jahren weggegangen, sie hat die Kinder beim Vater gelassen. Muss ein super Typ sein, Johannes lässt wohl auf seinen Vater gar nichts kommen.«
    »Und wo ist dieser Vater?«
    »Wusste Yvonne auch nicht. Er war wohl einer dieser klassischen, ständig mobilen Tierärzte – bis die Frau weggelaufen ist. Dann hat er in einer Gemeinschaftspraxis in Penzberg gearbeitet, wo er sich mit einer Kollegin immer tageweise abgewechselt hat, damit er viel bei den Kindern sein konnte. Johannes hat Yvonne erzählt, dass sein Dad sein großes Vorbild sei. Warte mal, ich zeig dir mal ein Bild von Johannes.«
    Er war wirklich sehr hübsch, zumindest soweit man es auf dem Display von Kathis Kamera beurteilen konnte. Er hatte sein Langarm-T-Shirt hochgeschoben. Seine muskulösen Arme waren tätowiert. Johannes also. Was sollte sie mit dieser Information anfangen? »Das war letzten Sonntag, als ich in München bei Sven gewesen bin. Er war auch da.«
    Kathi lehnte immer noch über dem Stuhl, bis sie aufsprang und der Stuhl mit einem Krachen umfiel. »Margits Vater hatte allen Grund, sowohl Xaver Fischer als auch Martin Maurer zu hassen. Die beiden sind schuld, dass seine Tochter nun im Irrenhaus sitzt.«
    Irmi schwieg. Natürlich hatte sie diesen Gedanken auch gefasst, aber wohin würde der sie bringen?
    »Geipel ist Tierarzt. Der kann Spritzen setzen. Der hat Zugang zu Insulin!«
    Auch das war richtig. Für einen Tierarzt war es sicher einfacher, an Insulin heranzukommen und es zu injizieren. Aber sie bewegten sich schon wieder im Reich der Hypothesen.
    »Hast du diesen Johannes denn selber gesprochen?«, fragte Irmi.
    »Wollte ich, aber er ist auf einer Exkursion, sagt Yvonne. Irgendwo in den Alpen. Die übernachten wohl auf einer Hütte, und anscheinend gibt es da kein Netz. Ich mein, selbst wenn, dann ist das ja kaum die richtige Umgebung, um solche Fragen zu stellen, oder.«
    Kathi zeigte so was wie Einfühlungsvermögen, das grenzte fast an ein Wunder.
    Irmi überlegte. »Dieser Johannes wohnt also in München?«
    »Ja, die Adresse hätte ich.«
    »Gut, aber er hämmert ja momentan irgendwelche Steine oder kippt Salzsäure drauf, nehm ich an.«
    »Wieso Salzsäure?«, fragte Kathi überrascht.
    »Das machen diese Geos, ob Geologen oder Geografen, um Kalk

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