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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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Vogelbeobachter war aus der Mode.
    Offenbar hatte die
Kolumne recht gehabt.
    Zwanzig Minuten später
hatte Vicki mehr über Naturfotografie erfahren, als sie wissen wollte. Sie
hatte erfahren, daß die beiden Frauen trotz der Hochleistungsferngläser nichts
ungewöhnliches auf der Heerkens-Farm gesehen hatten - „Wir beobachten nicht
anderer Leute Eigentum, wir beobachten Vögel" - und tatsächlich noch
nicht einmal wußten, wo die Heerkens-Farm war. Sie hatte erfahren, daß ein
Gewehr Kaliber 30 mit Zielfernrohr mit Leichtigkeit in einen Stativbeutel
paßte, was es ermöglichen würde, es in den Wäldern herumzutragen, ohne
Verdacht zu erregen. Obwohl keine der beiden Frauen je einem Jäger begegnet
war, so hatten sie doch beide gebrauchte Patronenhülsen gefunden und hielten
daher stets danach Ausschau. Mit der Überzeugung der Mittelklasse, daß nie
jemand sie würde verletzten wollen, lachten sie über Vickis Warnungen,
vorsichtig zu sein.
    Es gab zwei
Vogelbeobachter-Clubs in London sowie eine Fotografiegruppe des CVJM, die
häufig in das Naturschutzgebiet herauskamen. Bewaffnet mit Namen und
Telefonnummern von Leuten, zu denen sie Kontakt aufnehmen konnte - „Auch
wenn die Mitglieder dieses anderen Clubs wirklich nur eine Gruppe von
Dilettanten sind. Sie wären viel besser bedient, wenn Sie sich uns anschließen
würden" - verabschiedete sich Vicki von den Vogelkundlern und stapfte
durch das Gebüsch davon. Sie war bereit, eine große Summe zu verwetten, daß
nicht jeder mit Ferngläsern diese nur auf Vögel richtete und daß jemand mehr
schoß als nur Fotos.
    „Henry Fitzroy?"
Dave Graham spähte über die Schulter seines Partners auf den Papierstapel auf
dem Schreibtisch. „Ist das nicht der Bursche, mit dem sich Vicki trifft?"

„Und wenn?"
knurrte Mike und drehte betont den Stapel um.
    „Nichts, nichts."
Dave ging auf seine Seite des Schreibtischs und setzte sich. „Hat Vicki dich
gebeten, seinen Hintergrund zu überprüfen?"
    „Nein. Hat sie
nicht."
    Dave kannte den
Tonfall und wußte, er sollte das Thema fallen lassen, aber gewisse Versuchungen
waren mehr, als daß ein Sterblicher widerstehen konnte. „Ich dachte, du und
Vicki hättet eine Beziehung, die auf, wie war das doch, Vertrauen und
gegenseitigem Respekt' basiert?"
    Cellucis Augen wurden
schmal, er trommelte mit den Fingern auf das Papier. „Ja und?"
    „Nun... " Dave
nahm einen langen, genüßlichen Schluck Kaffee. „Mir scheint, es paßt nicht ganz
in diese Parameter, wenn du andere Männer in ihrem Leben überprüfst."
    Celluci schob
ruckartig seinen Stuhl zurück und stand auf. „Das geht dich gar nichts
an."
    „Stimmt.
Entschuldige." David lächelte ihn einschmeichelnd an.
    „Ich passe nur auf
eine Freundin auf. Okay? Er ist Schriftsteller, Gott allein weiß, mit was allem
er zu tun hatte."
    „Stimmt."
    Scheinbar aus eigenem
Antrieb zerknüllten Cellucis Finger das oberste Blatt zu einem festen Ball.
„Sie kann sich treffen, mit wem sie will", preßte er zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor und stapfte aus dem Büro.
    Dave kicherte in
seinen Kaffee. „Klar kann sie das", sagte er zur Luft, „solange sie sie
nicht oft trifft und sie deine Billigung finden." Er machte Pläne, wie er
möglichst weit entfernt sein konnte, wenn Vicki das herausfand und die Kacke
am Dampfen war.
    Um 10:27 war Vicki
ziemlich sicher, daß sie sich verirrt hatte. Sie hatte bereits doppelt solange
gebraucht, um aus dem Wald herauszukommen, wie sie beim Hineingehen gebraucht
hatte. Die Bäume sahen alle gleich

aus, und durch das
dichte sommerliche Blätterdach war es unmöglich, sich an der Sonne zu
orientieren. Zwei Wege hatten sich im Nichts verloren, und ein Blauhäher hatte
drei Minuten lang Sturzflugangriffe auf sie gemacht und dabei Beleidigungen
geschrieen. Verschiedene Geräusche im Unterholz schienen anzuzeigen, daß die
Einheimischen die ganze Sache schrecklich komisch fanden.
    Sie starrte das
blaßgrüne Moos an, das überall um einen Baum herumwuchs.
    „Wo zum Teufel sind
die Pfadfinder, wenn man einen braucht?"

 
    Sechs
    Vicki sah nicht, daß
der Wald lichter wurde; im einen Augenblick war sie noch mittendrin, im nächsten
trat sie auf ein Feld hinaus. Es war kein Feld, das sie wiedererkannte - keine
Schafe, keine Zäune, kein Anzeichen dafür, wo sie sich befinden mochte.
    Sie hängte ihre Tasche
fester über die Schulter und machte sich auf den Weg zu einem weißen Holzhaus
mit einer Gruppe von Nebengebäuden, die an das andere

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