Huff, Tanya
Vielleicht sollten Sie sich kurz in den Schatten setzen."
„Mir geht es
gut." Er beobachtete sie besorgt, also zwang sie sich zu einem Lächeln.
„Danke, Mr. Biehn."
„Nun, vielleicht
sollten wir uns darum kümmern, wie wir Sie wieder dort' hin schaffen, wo Sie
hingehören. Wenn ich Sie irgendwo hinbringen kann..."
„Und wenn du es nicht
kannst, werde ich es auf jeden Fall tun."
Vicki drehte sich um.
Der Mann, der in der Tür stand, war Anfang dreißig, mittelgroß, von
durchschnittlichem Aussehen und übermäßig von sich eingenommen. Er grinste
herzlich auf sie herunter, seine Pose war zweifellos dazu gedacht, seinen
männlichen Körperbau zur Schau zu stellen - der zugegebenermaßen nicht übel
war. Wenn man Squash- und Fitneßcentertypen mag... was sie nicht tat.
Er setzte eine teure
Sonnenbrille auf und trat ins Sonnenlicht, sein Haar glänzte wie poliertes
Gold.
Ich wette, er
blondiert sich Strähnchen. Ein schneller Blick zeigte, daß er blaue Leinenschuhe
trug. Ohne Socken. Vicki haßte Schuhe ohne Socken. Obwohl die Chancen gut
standen, daß auch er ein Paar Laufschuhe besaß, bezweifelte sie irgendwie, daß
er bereit wäre, seine Maniküre zu ruinieren, indem er auf einen Baum kletterte
- was ein Jammer war, da er genau die Art von Mensch zu sein schien, die sie
mit Freuden an die Werwölfe verfüttert hätte.
Neben sich hörte sie
Carl einen Seufzer unterdrücken.
„Ms. Nelson, darf ich
Ihnen meinen Neffen vorstellen, Mark Williams."
Der Mann grinste
seinen Onkel breit an. „Ich dachte immer, deine einzigen Hobbys seien
Gärtnern, Vogelbeobachtung und Seelenrettung." Dann wandte er die Kraft
seines Lächelns Vicki zu.
Ganz schön teure
Zahnarztarbeiten, dachte sie, zupfte ein Stückchen getrocknetes Kiefernharz von
ihrem T-Shirt und versuchte, kein finsteres Gesicht zu machen.
„Ms. Nelson hat sich
im Naturschutzgebiet verirrt", erklärte Carl. „Ich wollte sie eben nach
Hause fahren."
„Bitte, lassen Sie mich
das machen." Marks Stimme war gerade so eben keine Liebkosung und ziemlich
genau das, was Vicki als Beleidigung empfand. „So wie ich meinen Onkel kenne,
ist alles, was er tut, wenn er mit einer hübschen Frau allein im Wagen ist, zu
predigen."
„Bemühen Sie sich
nicht." Ihr Tonfall ließ es eher wie einen Befehl als wie eine höfliche
Erwiderung klingen, und Mark sah kurz verdutzt aus. „Wenn es Ihnen nichts
ausmacht... " fuhr sie an Carl gewandt fort. Eine Predigt wäre einem
Zusammensein mit Mark unendlich vorzuziehen. Er erinnerte sie an einen
Zuhälter, den sie mal verhaftet hatte.
„Überhaupt
nicht." Carl gelang es, keine Miene zu verziehen, aber Vicki bemerkte das
Zwinkern in seinem Auge und ein verdächtiges Zittern an den Spitzen seines
Schnurrbarts. Er machte eine Geste in Richtung Auffahrt und bedeutete Vicki,
ihm zu folgen.
Es war nicht schwer,
die beiden Autos ihren jeweiligen Besitzern zuzuordnen. Das neuere Modell, ein
schwarzer Jeep mit goldenen Zierleisten, die feudale Innenausstattung, das
Sonnendach und der Rost an der Unterseite der Türen waren praktisch Abklatsch
von Mark. Die zehn Jahre alte beige Limousine, die vor kurzem gewachst worden
war, schrie förmlich - allerdings nicht ganz so laut - „Carl".
Vicki hatte die Hand
am Türgriff, als Mark rief: „He! Ich kenne noch nicht mal Ihren Vornamen."
Sie drehte sich um,
und die Temperatur sackte um ihr Lächeln herum deutlich ab. „Ich weiß",
antwortete sie und stieg ein.
Die teure Stereoanlage
überraschte sie.
„Ich höre beim Fahren
gerne Gospel", erklärte Carl, als er ihren Blick auf Lichter, Knöpfe und
Schalter sah, die genügt hätten, um das Cockpit eines Flugzeugs zu füllen. Er
hielt am Ende der Auffahrt an. „Wohin jetzt?"
Ja, wohin? Sie hatte
keine Ahnung, wie die Adresse oder auch nur der Name der Straße lautete. „Die,
äh, Schafzucht der Heerkens. Kennen Sie sie?"
„Ja."
Die unterdrückte
Erregung in diesem Wort ließ Vicki die Stirn runzeln. „Gibt es ein
Problem?"
Seine Knöchel krallten
sich weiß um das Lenkrad. „Gehören Sie zur Familie?"
„Nein. Es sind nur
Freunde eines Freundes. Er fand, ich müsse ein wenig aus der Stadt heraus und
hat mich für das Wochenende hergebracht." Celluci hätte die Lüge keinen
Augenblick lang geglaubt - er hatte schon oft gesagt, Vicki sei die
schlechteste Lügnerin, die er je getroffen habe -,
aber ein wenig der
Spannung verschwand aus Carls Schultern, und er fuhr den Wagen auf den Feldweg
hinaus und wandte sich Richtung
Weitere Kostenlose Bücher