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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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Gefühle würdigen,
mit denen Biehn seine Schöpfung überschüttete. Er war nicht rührselig oder
affektiert, aber der Garten war für ihn ein Lebewesen; das zeigte sich auf
zarte Weise in seiner Stimme, seinen Worten, seinen Taten. Menschen, die sich
um etwas anderes als sich selbst kümmerten, waren selten in Vickis Welt, und
das bestärkte ihren guten ersten Eindruck.
    Eine altmodische
Handpumpe stand auf einer Betonplattform nahe der Hintertür. Carl führte sie
quer über den Rasen dorthin und beendete seinen enthusiastischen Monolog über
die neuen Heritage-Rosen, als er nach dem Pumpenschwengel griff.
    „Die Tasse scheint
schon wieder verschwunden zu sein, Ms. Nelson. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts
aus."
    Vicki grinste. „Ich
würde einfach meinen ganzen Kopf darunterstecken, wenn es Ihnen recht
ist."
    „Nur zu."
    Trotz ihres
scheinbaren Alters arbeitete die Pumpe reibungslos und förderte klares, kaltes
Wasser mit einem leichten Nachgeschmack von Eisen zutage. Vicki konnte sich
nicht erinnern, wann sie das letzte Mal etwas so Gutes gekostet hatte, und der
plötzliche Schock, als es ihren Hinterkopf traf, löschte einen großen Teil der
Morgenschwüle aus. Wenn die Pumpe etwas höher gestanden hätte, hätte sie sich
ganz daruntergestellt.
    Sie strich sich das
nasse Haar aus dem Gesicht, richtete sich auf und wies auf die Pumpe. „Darf
ich?" Als Carl nickte, wechselten sie die Plätze. Es war mehr Druck auf
dem Pumpenschwengel, als Vicki erwartet hatte, und sie merkte, daß sie sich
hineinhängen mußte. Offenbar hatte das Gärtnern ihren ältlichen Wohltäter in
guter Form gehalten.
    „Das ist
unglaublich", murmelte sie. „Ich habe so etwas noch nie gesehen."
    „Sie hätten ihn letzte
Woche sehen sollen. Da hat er etwas dargestellt." Er stand auf, wischte
sich die Hände an der Hose ab und blickte stolz auf die riesige Farbfläche.
„Dennoch muß ich zugeben, daß er gut aussieht. Alles da, von A bis Zeta, von
Astern bis Zinnien."
    Vicki trat zurück, als
eine Hummel, die Beintaschen prall voller Pollen, etwas wacklig direkt an
ihrer Nasenspitze vorbeiflog. Aus diesem

Blickwinkel konnte sie
über die Blumen und das Gemüse bis zu den Feldern blicken. Der Kontrast war
unglaublich. „Da draußen sieht's wie gedroschener Weizen aus. Wie bewässern
Sie den Garten? Das muß fast eine Vollzeitbeschäftigung sein."
    „Gar nicht." Er
stellte einen Fuß auf die Betonplattform und stützte den Unterarm auf den
Oberschenkel. „Ich verwende ein unterirdisches Bewässerungssystem, das die
Israelis entwickelt haben. Ich drehe den Hahn auf, und das System macht die
ganze Arbeit. Aber um sicher zu gehen, habe ich eine Wasserleitung mit 30
Metern Schlauch in den Garten gelegt, falls eine bestimmte Pflanze ein wenig
Aufmerksamkeit braucht."
    Sie wie auf die
Trennlinie zwischen dem Braun und dem Grün. „Ich kann einfach diesen
Unterschied nicht fassen."
    „Manchmal braucht
sogar Gott etwas Hilfe, um seine Wunder zu vollbringen. Sind Sie Christin, Ms.
Nelson?"
    Die Frage kam so
unerwartet, in einem so vernünftigen Tonfall, daß Vicki einen Moment brauchte,
bis ihr klar wurde, was er gesagt hatte, und noch einen weiteren Moment, bis
ihr eine wie sie hoffte entschiedene Erwiderung eingefallen war. „Ich bin
Anglikanerin." Eigentlich war sie das nicht, aber ihre Mutter war es,
irgendwie jedenfalls.
    „Ah." Biehn
nickte und trat zurück. „Die Kirche von England." Eine Sekunde lang
hinterließ die feuchte Sohle seines Schuhs einen Abdruck auf dem Beton - ein
Profil mit konzentrischen Halbkreisen, das sie zuletzt in Kiefernharz gepreßt
in der Astgabel eines Baums gesehen hatte. In der Hitze trocknete der Abdruck
schnell, aber es war eine eindeutige Übereinstimmung.
    Leider war dies auch
der Abdruck, den sie hinterlassen hatte.
    Ein rascher Blick
zeigte ihr, daß sie dieselbe Marke Laufschuhe trugen. Eine Marke, die sich an
den Füßen der halben zivilisierten Welt zu befinden schien.
    Scheiße. Scheiße.
Scheiße! Gute und schlechte Nachrichten. Oder schlechte und gute Nachrichten,
da war sie sich nicht ganz sicher. Die Beweise deuteten nicht länger direkt auf
die Füße Carl Biehns, aber ihre Liste von Verdächtigen, zumindest nach dem
Turnschuhabdruck, war um Millionen angewachsen. Natürlich würde es Unterschiede
geben - Größe, Risse im Gummi, Abnutzungserscheinungen -, aber die
Möglichkeit, leicht eine Übereinstimmung zu finden, hatte sich soeben in Luft
aufgelöst.

„Geht es Ihnen gut,
Ms. Nelson?

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