Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
Vom Netzwerk:
anderen. All die kleinen
Kümmernisse des Lebens konnten mit einer simplen Betätigung des Abzugs
weggeschossen werden.
    In Ordnung, nicht
alle, gab er zu, als der Elch und das Bergschaf in rascher Folge fielen.
Ich werde wegen Colin Heerkens etwas unternehmen müssen. Das Vertrauen,
das nötig war, damit sie ihre Arbeit tun konnten, war eindeutig in Gefahr.
Aufflammender Zorn führte dazu, daß er das Wapiti anschoß, aber den
Weißwedelhirsch dahinter traf er direkt hinter der Schulter.
    Wir werden das heute
klären.
    Er konzentrierte sich
auf sein letztes Ziel und drückte ab.
    So oder so.
    Hundert Meter entfernt
schlug die Bleisilhouette des Grauwolfs unter dem Einschlag der Kugel flach auf
den Boden.

Vicki rieb an einem
Striemen auf ihrer Wange und wedelte mit der anderen Hand in dem nutzlosen
Versuch, die Schwärme von Moskitos, die sich um sie herum bei jedem Schritt
erhoben, zu verscheuchen. Zum Glück schienen die meisten davon Männchen zu
sein. Oder Weibchen auf Diät, fügte sie hinzu und versuchte, nicht zu
viele von ihnen einzuatmen. Knapp hundert Meter in die Bäume hinein waren das
Feld und die Schafe verschwunden, und wenn sie den Weg zurückblickte, den sie
gekommen war, sah sie nur noch Bäume. Es war keine so große Schinderei gewesen,
wie sie gefürchtet hatte, aber es war auch kein Spaziergang. Zum Glück
leuchtete das Sonnenlicht ausreichend kräftig bis auf den Waldboden herunter,
um von Nutzen zu sein. Die Welt war grün getönt, aber sichtbar. „Jemand sollte
hier mal aufräumen", murmelte sie, als sie ihr Haar von einem toten Ast
löste. „Am besten mit einem Flammenwerfer."
    Sie ging so gerade wie
möglich, pickte sich einen Baum oder einen Busch entlang der vermutlichen
Schußlinie heraus und kämpfte sich zu ihm durch. Irgendwo in diesen Wäldern,
das wußte sie, würde sie einen festen Platz finden, von dem aus ihr Schütze ein
freies Schußfeld hatte.
    Es dauerte nicht
lange, bis ihr klar wurde, daß dieser Platz nur über dem Waldboden liegen
konnte - was erklärte, warum die Werwölfe nichts gefunden hatten. Wenn sie wie
Wölfe jagten, dann taten sie dies mit der Nase auf dem Boden.
    Das Problem war nur,
daß jeder Baum, an dem sie bisher vorbeikommen war, sich als nicht zu
erklettern erwiesen hatte. Bäume, die groß genug waren, um das Gewicht eines
Erwachsenen zu tragen, streckten sich relativ glatt und gerade der Sonne
entgegen und entwickelten keine Zweige, bis die Chance bestand, daß die Mühe
sich wenigstens lohnen könnte.
    „Also, wenn er sich
nicht eine Leiter mitgebracht hat... " Vicki seufzte und wischte sich mit
der Schulter ihres T-Shirts einen Schweißtropfen vom Kinn. Sie sah etwas, das
eine Erhebung zu sein schien, ein wenig rechts von der Richtung, die sie geglaubt
hatte, einschlagen zu sollen, und machte sich auf den Weg dorthin. Sie stieg
über einen dürren Ast und stolperte, als kleinere Äste, die unter einer
modrigen Laubschicht aus dem letzten Jahr verborgen waren, unter ihrem Fuß
nachgaben.
    „Parkplätze." Sie
schob ihre Brille wieder hoch, stand da und warf Mutter Natur auf der Höhe
ihrer Sommerschönheit um sie herum finstere Blicke zu. „Ich bevorzuge
Parkplätze. Ein paar Schichten Asphalt würden

hier Wunder
wirken." Auf einer Seite begann entfernt eine Zikade zu zirpen. „Halt's
Maul", rief sie ihr zu und schleppte sich mühsam weiter.
    Die Erhebung erwies
sich als Ende eines Felskamms, auf dem es einer riesigen Kiefer gelungen war,
Halt für ihre Wurzeln zu finden und sich zu behaupten. Vicki wischte die jahrelang
aufgehäuften Nadeln beiseite, setzte sich unmittelbar außerhalb der Reichweite
ihrer Wurzeln hin und betrachtete ihre zerkratzten, zerstochenen Beine.
    Das war alles Henrys
Schuld. Sie hätte zu Hause sein können, bequem vor ihrem fünfzig Zentimeter
großen Ventilator mit drei Geschwindigkeitsstufen sitzen, die
Samstagmorgenzeichentrickfilme ansehen und...
    „... und die Werwölfe
würden weiterhin sterben." Sie seufzte und begann, die abgefallenen
Kiefernnadeln zu kleinen Häufchen aufzutürmen. Das hatte sie mit ihrem Leben
anfangen wollen - versuchen, in der Kloake, zu der die Welt wurde, einen
Unterschied zu bewirken. Es hatte keinen Sinn, sich zu beklagen, nur weil es
nicht immer leicht war, und sie mußte zugeben, daß es eine Aufgabe war, die
verdammt interessant geworden war, seit Henry in ihr Leben getreten war. Es
war noch nicht endgültig klar, ob das nun gut oder schlecht war, wenn man
bedachte, daß sie das

Weitere Kostenlose Bücher