Huff, Tanya
einmal zum offenen
Fenster hinein, wobei sie mit einem Finger ihre Brille festhielt. „Danke fürs
Mitnehmen, für das Wasser und die Gelegenheit, Ihren Garten zu sehen."
Er nickte. „Gern
geschehen. Kann ich Sie davon überzeugen, mich morgen zum Gottesdienst zu
begleiten?"
„Ich glaube
nicht."
„Na gut." Biehn
schien sich damit abzufinden. „Seien Sie vorsichtig; wenn Sie Ihre Seele in
Gefahr bringen, bringen Sie Ihre Chance auf ewiges Leben in Gefahr."
Vicki spürte seine
Aufrichtigkeit und wußte, daß er nicht einfach nur Worte dahersagte, darum
nickte sie und antwortete: „Ich werde vorsichtig sein" und trat an den
Fahrbahnrand zurück. Sie blieb, wo sie war, bis er das große Auto mit einer
engen Dreipunktdrehung gewendet hatte, dann verlagerte sie das Gewicht ihrer
Tasche auf der Schulter, winkte und begann, die Straße entlangzugehen.
Da sah sie Sturm aus
einer Hecke ungefähr hundert Meter die Straße hinunter auftauchen. Mit
hängender Zunge trottete er auf sie zu, und das Sonnenlicht schimmerte in den
goldenen Glanzlichtern in seinem Fell.
Reifen knirschten auf
Kies, die große Limousine beschleunigte und fuhr direkt auf den jungen Werwolf
zu.
Vicki versuchte zu
schreien - ob der Schrei Sturm oder Carl galt, wußte sie nicht genau -, aber
alles, was aus ihrem plötzlich ausgetrockneten Mund kam, war ein ersticktes
Krächzen.
Dann war in einem
Regen aus Schmutz und kleinen Steinen alles vorüber.
Car Biehn, sein Wagen
und sein Gott verschwanden die Straße entlang, und Sturm hüpfte zur Begrüßung
um sie herum.
Als ihr Herzschlag
wieder einsetzte, schob Vicki ihre Brille wieder die Nase hoch und ihre freie
Hand kraulte geistesabwesend das warme Fell
zwischen Sturms Ohren.
Sie hätte schwören können... ich muß ein bißchen zu lange in der Sonne
gewesen sein.
Da er in der völlig
überschätzten freien Natur nichts fand, was ihn interessierte, wanderte Mark
Williams wieder ins Haus zurück und holte sich ein kaltes Bier. „Gott sei Dank
hat der liebe Onkel Carl nichts gegen .Alkohol in Maßen'". Lachend
wiederholte er: „Gott sei Dank." Hoffentlich laberte der verrückte alte
Trottel dem blonden Luder das Ohr mit Friede und Liebe und dem übrigen
religiösen Scheiß voll.
Sie war sowieso nicht
sein Typ. Er hatte seine Frauen gern kleiner, entgegenkommender, devoter. Die
Art, bei der er sicher sein konnte, daß sie nicht gleich schreiend zur Polizei
rannte, wenn man mal die Regeln ein bißchen bog.
„Ich mag Frauen, die
mich nicht mitten im gottverdammten Nirgendwo landen lassen." Er nahm
einen tiefen Zug und sah aus dem Fenster auf die Felder, die in der Hitze
flimmerten. „Dreck." Mark seufzte. „Das ist alles Annettes Schuld."
Wenn Annette die nette
Sache, die er in Vancouver am Laufen hatte, nicht hätte auffliegen lassen, dann
hätte er sie nicht so rasch töten lassen müssen, daß er professionelle Hilfe
hätte anheuern müssen, und noch dazu schlampige professionelle Hilfe. Er
schauderte bei dem Gedanken, wie nahe er daran gewesen war, seine produktivsten
Jahre im Knast verbringen zu müssen. Zum Glück hatte er es so arrangieren
können, daß der angeheuerte Helfer letztlich den Kopf dafür hingehalten hatte.
Er hatte kaum sein Geschäft abschließen, die meisten der geplanten Profite zu
Geld machen und aus der Provinz verschwinden können, bevor die Familie des
angeheuerten Helfers gekommen war, um ihren Anteil zu verlangen.
„Und so sitze ich am
Arsch der Zivilisation fest." Er trank aus und gähnte. Es hätte schlimmer
kommen können; zumindest die Nächte boten einen seltenen Sport. Grinsend warf
er die leere Flasche in den Kasten. Der Spaß letzte Nacht hatte bewiesen, daß
seine Fähigkeiten immer noch so gut waren wie eh und je.
Ein zweites Gähnen
drohte ihm den Kiefer auszurenken. Er war bis in die frühen Morgenstunden
aufgewesen und gräßlich früh geweckt worden. Vielleicht sollte er ein kleines
Nickerchen machen. „Schließlich will ich nicht, daß mir im entscheidenden
Moment die Finger zittern. Außerdem", er nahm noch ein Bier, um es mitzunehmen,
„bleibt bis zum Dunkelwerden sonst rein gar nichts zu tun."
Als eine hohe
Fliederhecke die Sicht von der Straße blockierte, gab Vicki Peter schweigend
seine Shorts.
„Danke. Was hatten Sie
mit Biehn zu schaffen?"
„Ich kam auf seinem
Besitz aus dem Wald heraus." Es würde mit Sicherheit nichts schaden, wenn
Peter glaubte, sie hätte diese Richtung absichtlich eingeschlagen. „Er hat
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