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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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grinste breit.
Das machte ihr definitiv Spaß.
    „Netter Versuch, Mike, aber ich habe bei der
Gerichtsmedizin angerufen, und der Bericht war im wesentlichen korrekt."
    „Nun, warum lese ich dir nicht einfach meinen
Bericht am Telefon vor? Oder ich könnte jemanden mit einer Kopie der Akte zu
dir rüberschicken, und ich hege keinen Zweifel daran, daß du mit deiner
Nancy-Drew-Detektivausrüstung den Fall bis zum Mittagessen lösen kannst."
    „Warum reden wir nicht wie intelligente Menschen
beim Abendessen darüber?" Beim Abendessen? Großer Gott, habe ich das eben
gesagt?
    „Beim Abendessen?"
    Nun gut. Wer A sagt, muß auch B sagen, wie meine
Oma immer zu sagen pflegte. „Ja, beim Abendessen, du weißt schon, wenn man sich
am Abend hinsetzt und Essen in den Mund stopft."
    „Oh, beim Abendessen. Warum hast du das denn nicht
gleich gesagt?" Vicki konnte das Lächeln in seiner Stimme hören, und ihr
Mund kräuselte sich als Antwort darauf ebenfalls. Celluci war der einzige
Mann, den sie je getroffen hatte, dessen Stimmungen sich genauso schnell
änderten wie ihre. Vielleicht war das der Grund, warum er... „Du zahlst?"
Er war auch ein Geizkragen.
    „Warum eigentlich nicht. Ich werde es als Spesen
abrechnen; eine Konsultation beim Besten der Stadt."

Celluci schnaubte. „Hat lange gedauert, bis du dich
wieder daran erinnert hast. Ich werde um sieben da sein."
    „Ich bin hier."
    Sie legte auf, schob die Brille die Nase hoch und
fragte sich, was sie sich dabei gedacht hatte. Es war ihr fast vorgekommen,
während sie sich unterhalten hatten - okay, während wir uns dem verbalen
Schlagabtausch hingegeben haben, der bei uns eine Unterhaltung darstellt -, als
ob die vergangenen acht Monate und die Kämpfe davor niemals stattgefunden hätten.
Oder vielleicht war es auch so, daß ihre Freundschaft stark genug war, um
intakt dort wieder aufgenommen zu werden, wo sie sie unterbrochen hatten. Oder
vielleicht, nur vielleicht, war es ihr endlich gelungen, ihr Leben wieder in
den Griff zu bekommen.
    „Und ich hoffe, daß ich mir damit nicht zuviel
vorgenommen habe", murmelte sie in die leere Wohnung.

 
    Drei
    Als er nach rechts stolperte, um der Vernichtung
durch einen vollgestopften Rucksack zu entgehen, stieß Norman Birdwell gegen
einen stämmigen jungen Mann in einer Lederjacke der York University und fand
sich im Gang außerhalb des Hörsaals wieder. Er nahm den Kunststoffgriff seines
Aktenkoffers in die andere Hand, straffte die schmalen Schultern und versuchte
es erneut. Er dachte oft, den Saal verlassende Studenten sollten gezwungen
werden, in ordentlichen Reihen durch die linke Seite der Doppeltüren zu gehen,
so daß Studenten, die zur nächsten Vorlesung zu früh kamen, ungehindert auf
der rechten Seite eintreten konnten.
    Indem er sich seitlich zwischen zwei jungen Frauen durchquetschte,
die blind für Normans Gegenwart weiter über die sexistische Ungerechtigkeit
von Geburtenkontrolle und Haartrocknern diskutierten, gelang es ihm, in den
Raum zu kommen, und er steuerte auf seinen Platz zu.
    Norman kam gern früh, damit er genau in der Mitte
der dritten Reihe sitzen konnte, sein Glücksstuhl, seit er im ersten Jahr auf
diesem Platz eine perfekte Mathematikklausur geschrieben hatte. Er besuchte
diese Abendvorlesung in Soziologie, weil er gehört hatte, wie sich zwei Sportler
in der Cafeteria darüber unterhielten, das sei ein toller Weg, um Mädchen
kennenzulernen. Bislang hatte er kein Glück gehabt. Er rückte seine neue
Lederkrawatte gerade und fragte sich, ob er nicht vielleicht lieber eine Jacke
hätte kaufen sollen.
    Während er auf seinen Stuhl glitt, verklemmte sich
sein Aktenkoffer zwischen zwei Stuhllehnen der zweiten Reihe und wurde ihm
entrissen. Als er sich vorbeugte, um ihn loszumachen, rutschte sein
Drehbleistift aus seinem Taschenetui und rollte nach hinten in die Dunkelheit.
    „Oh, verfluchte Scheiße", murmelte er und ging
auf die Knie. Er hatte in letzter Zeit mit Flüchen experimentiert in der
Hoffnung, damit mehr wie ein Macho zu klingen. Bis jetzt ohne sichtbaren
Erfolg.
    Es gab Legenden darüber, was alles unter den Stühlen
in den Vorlesungssälen der York University lauerte, aber alles, was Norman
außer seinem Bleistift fand - den er erst seit Sonntag abend hatte und nicht
verlieren wollte -, war ein ordentlich zusammengerolltes Exemplar der
Mittwochausgabe des Revolverblatts. Während er den Bleistift dorthin zurücksteckte,
wohin er gehörte, breitete Norman die Zeitung auf seinen

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