Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
Vom Netzwerk:
abzufangen. Das Rohr flog einmal quer durch
das Zimmer.
    Wäre alles mit rechten Dingen und fair zugegangen, dann
hätte man sagen können, die beiden Männer seien einander ungefähr gewachsen.
So, wie die Dinge standen — und so, wie es um die beiden Gegner stand — hatte
Celluci ohne Waffe keine Chance, und das wußte er auch.
    Also preßte er sich den verletzten Arm an die Brust und
stolperte durch das Schlafzimmer ins Nebenzimmer, hin zur Ausgangstür. Noch
während er dort mit den Riegeln kämpfte, konnte er hören, wie Sullivan nebenan
wüste Drohungen und Verwünschungen murmelnd auf die Beine kam.
    Endlich war die Tür offen, und der Detective wankte hinaus
in die Nacht.
    „Der verdammte Schweinehund ist nicht zu Hause." Auch
wenn ihn eine doppelte Zypressenreihe vor den Blicken neugieriger Nachbarn
schützte, stellte Henry die Scheinwerfer ab und raste die lange, sich windende
Auffahrt hinauf und auf das dunkle Rechteck von Swansons Haus zu, das sich am
Ende der Auffahrt in einen Kokon aus Sicherheitsscheinwerfern schmiegte.
„Vielleicht ist er schon zu Bett gegangen. Das werden wir erst wissen, wenn
wir nicht mehr im Auto sitzen."
    „Er ist nicht da!" wiederholte Vicki, und ihre Stimme
hob sich zu einem frustrierten Kreischen. Sie hätte nicht sagen können, warum
sie sich

dessen so sicher war. So, wie die dunklen Fenster in die
Nacht hinausstarrten, schienen sie sagen zu wollen, das Haus sei leer, in
seinem Inneren schlafe niemand oder habe alle Lampen ausgeschaltet, um ein
wenig im Dunkeln zu sitzen und zu meditieren. „Niemand da", verkündeten
diese Fenster. Henry hatte den Wagen kaum angehalten, da stand Vicki auch
schon auf dem Zement der Einfahrt, alle Sinne aufs äußerste gespannt. „Ich habe
dir doch gesagt, wir sollten erst einmal zu Dr. Mui gehen", knurrte sie
nach ein paar Sekunden wütend.
    „Wir waren uns doch einig, daß die Ärztin
höchstwahrscheinlich bei..." Henry hatte immer noch ein Bein im Auto,
hielt nun aber inne und hob den Kopf in den Wind. „Vicki? Findest du auch
..." Den Rest des Satzes sparte er sich, denn Vicki rannte bereits auf die
Rückseite des Hauses zu.
    Soweit Celluci das beurteilen konnte, standen ihm zwei
Wege offen: Er konnte einerseits versuchen, auf Gartenpfaden, die ihm völlig
unvertraut waren, schneller voranzukommen als Sullivan, in der Hoffnung, so irgendwann
auf eine Straße zu gelangen und somit unter Zeugen, vielleicht sogar in
Sicherheit zu sein. Oder er konnte in die halbwilde Vegetation abtauchen, die
links und rechts der Gartenpfade wucherte und hoffen, seinen Verfolger im
Unterholz abzuschütteln. Als er fünf Meter vom Gästehaus entfernt immer noch
so unsicher schwankend auf den Beinen stand wie ein Seemann auf Landgang, mußte
er erkennen, daß jegliche Hoffnung auf Entkommen gering war. Selbst wenn
Sullivan seine angeschlagenen Eier im Streckverband trug. Mike biß die Zähne
zusammen, gab seinem mißhandelten Körper keine Chance, sich lautstark zu beschweren
und stürzte sich in die Finsternis.
    Das bißchen Mondlicht, das es hier und da schaffte, durch
die Wolkenwand zu dringen, wurde von den hohen Bäumen daran gehindert, Celluci
behilflich zu sein. Der Detective konnte noch nicht einmal die eigenen Füße
sehen und nahm Hindernisse wie Büsche oder Bäume nur als Muster aus Schatten
innerhalb von Schatten wahr. Das war eine Fehlentscheidung! Ich bin kein Mann
der Wälder! Aber nun war es zu spät; zurück konnte er nicht mehr.
    Hinter ihm knackte und krachte es in den Sträuchern,
während Celluci sich mit dem Mut der Verzweiflung weiter einen Weg bahnte. Er
mußte davon ausgehen, daß Sullivan auch nicht mehr sah als er selbst, mußte
hoffen, daß der Lärm, den er auf der Flucht verursachte, von den Geräuschen
geschluckt wurde, die sein Verfolger ja ebenfalls zu machen gezwungen war.
Aber das war auch ungefähr die einzige Hoffnung, die ihm verblieben war.
    Er stolperte über etwas, das sich mit scharfen Kanten
durch seine Socke hindurch in den Knöchel bohrte, strauchelte, fing sich in
letzter Sekunde und stellte fest, daß er sich nun auf einem recht steilen
Abhang bewegte. Sollte er diesen Abhang hinauf- oder hinunterlaufen? Da er keine
Ahnung hatte, wo er sich befand und wohin der eine oder andere Weg ihn führen
mochte, schien ihm bergab keine schlechte Idee. Scheiß drauf - soll die
Schwerkraft für mich arbeiten.
    Ein Astende traf ihn mit solcher Wucht im Gesicht, daß
sofort eine Beule entstand. Dornen, die er nicht

Weitere Kostenlose Bücher