Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
Vom Netzwerk:
anderen Eingänge
genommen hatten. Es gab vier davon - nein, fünf, korrigierte er sich und dachte
an die großen, bis zum Boden reichenden Fenster des Eßzimmers, durch die man
auf die Terrasse treten konnte. Rebecca hatte diese Fenster haben wollen.
Swanson selbst hatte sie nicht mehr benutzt, seit seine Frau gestorben war.
    Als er prüfend durchs Erdgeschoß ging, schalteten sich vor
und hinter ihm ständig irgendwelche Lampen ein oder aus. Auch das war Rebeccas
Idee gewesen, und nur die Erinnerung an seine Frau hatte Swanson bisher davon
abgehalten, die Anlage demontieren zu lassen. Die Lampen gaben ihm immer das Gefühl,
ihn verfolge eine Horde Gespenster.
    Oben lag Rebeccas Schmuckkasten immer noch dort, wo sie
ihn am letzten Tag hingestellt hatte. Swanson kannte die Ordnung in diesem
Kasten ebensogut wie die Ordnung auf seinem Schreibtisch. Der Schmuck war nicht
angetastet worden.
    Diebe waren es also nicht gewesen.
    Aber wer dann?
    Er trat ans Fenster. Von hier aus hatte man einen Blick
über die Rasenflächen, die zum Haus gehörten, über die weitläufigen
Gartenanlagen, und man konnte sogar einen Blick auf die beiden Gästehäuser
werfen, die in diskreter Entfernung vom Haupthaus verborgen an einem bewaldeten
Abhang lagen. Ihr Standort war gewählt, um den Bewohnern größtmögliche
Zurückgezogenheit zu gestatten. Swanson schien es, als dringe durch die Bäume,
die das weiter entfernt stehende Haus umgaben, mehr Licht, als er eigentlich
von seinem Standort aus hätte sehen dürfen.
    Dr. Mui hatte einen Organspender in einem der Häuser
untergebracht.
    Vielleicht waren die drei im Wagen Kollegen Dr. Muis
gewesen.

Swansons Finger krampften sich um den Saum des Vorhangs
und zerknautschten den kostbaren Vorhangstoff. Er hatte den Spender hier gar
nicht haben wollen. Dr. Mui hatte nicht das Recht, Rebeccas Heim in eine
Außenstelle der Klinik zu verwandeln. Rebecca hatte im letzten schrecklichen
Jahr vor ihrem Tod wirklich genug Kliniken und Krankenhäuser gesehen, und da
spielte es auch keine Rolle, ob die Entscheidung gut für das Geschäft war oder
nicht; er hätte nie einwilligen, das Haus nie für diesen Zweck freigeben
dürfen. Wenn ein Käufer die Erlaubnis bekam, sich dort in Ruhe und Frieden ein
paar Tage zu erholen, war das eine andere Sache. Aber sein Haus dem
Menschenschlag zu öffnen, der die Ware zur Verfügung stellte?
    „Ich gehe jetzt runter und stelle fest, was da los ist.
Wenn die Frau Doktor denkt, es sei besser für mich und für sie, wenn ich den
Spendern nicht zu nahe komme, dann hätte sie mir nicht einen direkt auf die
Türschwelle legen sollen."
    Swanson wandte sich vom Fenster ab, warf einen Blick auf
sein Spiegelbild im Spiegel über der Frisierkommode und fragte sich, ob er
sich nicht lieber Zeit zum Umziehen nehmen sollte, ehe er sich auf den Weg zum
Gästehaus machte. Dann aber zog er die Anzugärmel über die schweren goldenen
Manschettenknöpfe und befand, es sei nicht nötig, sich mit so etwas
aufzuhalten. „Wenn sich einer beklagt", verkündete er seinem Spiegelbild,
„dann sage ich, es handle sich um eine offizielle Inspektionstour."
    Wäre Rebecca noch am Leben gewesen, hätte sie jetzt
gelacht und ihm etwas an den Kopf geworfen. Er hatte sie so gerne zum Lachen
gebracht. Aber Rebecca war tot. Swanson sackte leicht in sich zusammen, ließ
die Schultern hängen und verließ das Schlafzimmer, nachdem er die Kamee, die er
in Florenz für seine Frau hatte anfertigen lassen, sanft und liebevoll
gestreichelt hatte.
    An der Hintertür schoß ihm plötzlich durch den Kopf, der
Wagen könne auch etwas mit Patricia Chou zu tun gehabt haben. Die Reporterin
hatte ihm bei seiner Ankunft bei der Wohltätigkeitsveranstaltung aufgelauert
und von ihm wissen wollen, wem es nütze, wenn sich eine Schar reicher Leute zu
einem teuren Essen niederließ - außer dem Restaurant, das das Essen servierte.
Bis jetzt war die Frau peinlich darauf bedacht gewesen, ihn nur auf
öffentlichem Gelände zu konfrontieren, aber Swanson hegte keinen Zweifel
daran, daß sie eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch gern in Kauf nehmen würde,
sollte die Geschichte sich

lohnen. Ms. Chou irritierte ihn zunehmend, und irgendwann
einmal, bald schon, würde er in dieser Sache etwas unternehmen müssen.
    Aufmerksam starrte er in die Finsternis, dorthin, wo der
Radius der Sicherheitslampen endete und suchte nach einem Kamerateam. Erst als
er völlig sicher sein konnte, daß niemand ihm zusah, trat er aus der Tür.
    Je

Weitere Kostenlose Bücher