Huff, Tanya
näher Swanson dem hellerleuchteten Gästehaus kam, desto
unsicherer fühlte er sich. Als er dann um eine Ecke bog und vor sich eine
geöffnete Tür erblickte, wußte er genau, daß irgend etwas nicht stimmen
konnte. „Jede einzelne Lampe an!" murmelte er erbost und trat ins Haus.
„Machen sich diese Leute eigentlich nicht klar, daß Strom Geld kostet?"
Das Häuschen war leer. Sowohl der Spender als auch
Sullivan, den Dr. Mui als Aufsicht bei ihm zu lassen versprochen hatte, waren
fort. Swanson runzelte die Stirn, als er die Fesseln am Bett sah und versuchte
zu rekonstruieren, was geschehen sein mochte. Vielleicht waren die Leute im BMW
Kollegen des Spenders gewesen, nicht Dr. Muis Kollegen. Vielleicht stammte
dieser Spender auch gar nicht von der Straße, sondern war einer dieser
einstmals so erfolgreichen Jungunternehmer, die in der jüngsten Krise so tief
gestürzt waren. Einer, der unbedingt Geld brauchte, ganz gleich, aus welcher
Quelle, um seinen Lebensstil aufrechterhalten zu können.
Das erklärte auch, warum Dr. Mui meinte, ihn nicht in der
Klinik unterbringen zu können.
Vielleicht hatte der Mann in letzter Minute seine Meinung
geändert, und seine Freunde waren gekommen, um ihn abzuholen.
Wo jedoch war der Pfleger?
Noch wichtiger: Was sollte er nur dem Kunden sagen, der um
14:17 Uhr mit dem Flugzeug aus Dallas eintreffen würde?
Die Lippen zu einem dünnen, wütenden Strich
zusammengepreßt machte sich Swanson auf den Weg zurück zum Haupthaus, nachdem
er in der Gästewohnung sorgfältig alle Lichter ausgeschaltet und die Tür
geschlossen und verriegelt hatte. Er hatte das Durcheinander in den
Rhododendren auf dem Hinweg übersehen, aber auf dem Rückweg stolperte er über
einen abgebrochenen Zweig, wäre fast gestürzt und sah endlich, was geschehen
war.
Auch wenn sich ununterbrochen Wolkenfetzen vor den Mond
schoben, reichte das Licht, um Swanson zu zeigen, daß offenbar ein ziemlich
großes Tier durch sein teures Unterholz getrampelt war. Es hatte in der
Nachbarschaft schon vorher wiederholt Probleme mit Berglöwen gegeben, die
Haustiere gerissen hatten, aber Swanson war bisher in dem Glauben gewesen,
diese großen Katzen hinterließen auf ihren Reisen weniger auffällige Spuren.
Für die Zerstörung, die hier auf seinem Privatbesitz angerichtet worden war,
konnte sich seiner Erfahrung nach nur ein Mensch verantwortlich zeichnen.
Wenn nicht der Pfleger verschwunden gewesen wäre, wäre
Swanson jetzt zum Haus zurückgegangen und hätte die Polizei verständigt. So,
wie die Dinge insgesamt lagen, trat er vom Pfad hinein ins Unterholz.
Die Spur ließ sich auch im Dunkeln unschwer verfolgen.
Kleinere Pflanzen waren zertrampelt, größere verbogen und ihre Äste geknickt.
Dann verschwand der Mond hinter einer Wolke.
Langsam und vorsichtig suchte sich Swanson seinen Weg den
Abhang hinunter und auf die Lichtung, die in der Stützmauer endete. Er fluchte
leise, als er mit der glatten Ledersohle seiner Abendschuhe im feuchten Gras
ausrutschte und auf ein Knie fiel. Er stützte sich auf etwas, was er für einen
Baumstamm gehalten hatte und spürte plötzlich Stoff unter seinen Fingern.
Woraufhin der Mond wieder hinter der Wolke hervortrat.
„Oh Gott! Oh Gott! Oh Gott!"
„Was machen wir jetzt?"
Celluci sog geräuschvoll die Luft durch die Zähne, während
er sich ganz langsam auf das Bett sinken ließ. Er war aus eigener Kraft vom
Auto zum Fahrstuhl und vom Fahrstuhl in die Wohnung gelangt - zumindest zum
größten Teil. „Nun überlegen wir uns genau, wie wir die Sache an die Polizei
übergeben können, ohne euch beide da mit reinzuziehen."
„Das haben wir bereits versucht", knurrte Vicki und
griff hinter sich in den Erste-Hilfe-Kasten, den Henry aus seiner eigenen
Wohnung besorgt hatte. „Es hat nicht hingehauen."
„Also versuchen wir es noch einmal. In Ronald Swansons
Garten liegt eine Leiche ...", über die wir nicht reden werden, ergänzte
sein Tonfall, „... und wo sie schon mal da liegt, kann sie uns genausogut auch
etwas nützen."
Vicki fing an, eine elastische Binde um das Handgelenk des
Detective zu schlingen, der sanfte Rhythmus ihrer Bewegungen ein krasser Gegensatz
zu der scharfen Wut, die aus ihrer Stimme klang. „Swanson ist reich
und gut beleumundet. Wenn die Polizei in seinem Garten
eine Leiche findet, dann denkt sie nicht gleich, er habe damit etwas zu tun.
Besonders dann nicht, wenn er zur Tatzeit gar nicht zu Hause war und unter Garantie
ein reiches und ebensogut
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