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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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und wie! Klar, jetzt hatte er Geld genug, sich zu kaufen, was er
wollte, aber darum ging es nicht. Immerhin waren die Stiefel sein Eigentum.
    Er drückte den Zigarettenstummel in einem
Metallaschenbecher aus, der aussah wie mit Pockennarben übersät, und zündete
sich sofort die nächste Zigarette an. Schon merkwürdig, daß sie ihm die Kippen
gelassen hatten - aber sie waren ja auch nicht auf seine Lungen aus, insofern
war es ihnen wohl egal.
    Als die Tür aufging, blies er eine Rauchwolke in diese
Richtung, um zu zeigen, wie unbeeindruckt er war, wie wenig ihn die Sache, zu
der er sich bereit erklärt hatte, schreckte.
    Dr. Mui blieb mit zusammengepreßten Lippen am Rande der
blaugrauen kleinen Wolke stehen und starrte voller Widerwillen auf den jungen
Mann. „Es ist Zeit für deine Spritze."
    Er konnte nicht anders, er mußte kichern. Die ganze Sache
klang viel zu sehr nach einem schlechten Horrorfilm! „Zeit für die
Spritze", wiederholte er mit schwerem deutschen Akzent. „Dann klauen Sie
mir das Hirn und stopfen es in irgendeinen Roboter, nicht?"
    „Nein." Die einzelne Silbe ließ keinen Spielraum für
Widerworte.
    „Mensch, regen Sie sich ab, das war ein Witz!" Der
Junge schüttelte den Kopf und machte Anstalten, die Kippe auszudrücken, aber
die Ärztin hob die Hand. „Du kannst zu Ende rauchen."
    „Danke." Aber er konnte nicht, nicht, während sie ihm
zusah. Er nahm zwei tiefe Züge, brach die Zigarette in der Mitte durch und
schob den noch warmen Stummel zurück in die Schachtel. Er würde ihn später fertig
rauchen. „Also!" Er reckte das Kinn und bedachte die Ärztin mit seinem
besten widerspenstigen Blick. Mir geht das alles glatt am Arsch vorbei! wollte
dieser Blick sagen. „Schießen Sie los."

„Leg dich hin."
    Er schnaubte, tat aber, wie ihm geheißen wurde. „Mann, ich
hoffe nur, Sie sind den zahlenden Patienten gegenüber höflicher!" murmelte
er.
    Die Finger, mit denen die Ärztin seinen Schlafanzugärmel hochschob,
waren kalt. Der Junge sah zur Decke. Nun rieb sie ihm die Armbeuge mit Alkohol
ein.
    „Nun? Zapfen Sie mir noch mehr Blut ab?"
    „Nein."
    Irgend etwas in der Stimme der Frau veranlaßte den Jungen,
seinen Blick von der Decke zu lösen und auf ihr Gesicht zu richten, aber die
Augen der Ärztin blickten unverwandt auf die Flüssigkeit, die sie in die
Spritze zog. Als sich der Kolben zu ihrer Zufriedenheit gefüllt hatte, zog sie
die Nadel aus der kleinen braunen Flasche, die sie in der linken Hand hielt, schob
die Flasche zurück in die Tasche ihres Kittels und sah den Jungen an.
    Dessen Nackenhaare richteten sich auf. Plötzlich wollte er
mit der Spritze nichts mehr zu tun haben. „Ich habe es mir anders
überlegt."
    „Das steht dir nicht frei."
    „Dumm gelaufen." Damit war er aus dem Bett gesprungen
und hatte sich an die hinterste Zimmerwand geflüchtet, so weit, wie er der Frau
entkommen konnte, ohne das Zimmer zu verlassen. Da stand er, den Rücken gegen
die Wand gepreßt, die geballten Fäuste halb erhoben.
    Dr. Mui warf einen vielsagenden Blick auf den Beutel unter
dem Kopfkissen. „Aber das Geld hast du genommen", sagte sie. „Soll ich es
wieder zurücknehmen?"
    „Nein!" Der Junge trat einen Schritt vor, blieb
stehen und starrte auf den Beutel. Geld genug, um aus der Scheiße rauszukommen.
Er wußte nicht, wohin sein Weg ihn führen würde, aber er war nur zu vertraut
mit dem, was hinter ihm lag, und ihm war völlig klar, daß er dorthin nicht
zurückwollte. Nach einer Weile wiederholte er sein Nein, diesmal ruhiger.
Wovor hatte er eigentlich Angst? Sie würden ihm schon nichts tun, sie brauchten
ihn doch, brauchten ihn heil und gesund. Der Boden unter seinen nackten Füßen
war kalt, als er zum Bett zurückging. Zitternd schlüpfte er unter die
Bettdecke.
    „Das war's?" fragte er keck und schaffte es, noch
nicht einmal zusammenzuzucken, als die Nadel in seine Haut drang.
    „Ja." Mit einer geschickten Bewegung drückte sie den
Kolben durch. „Das war alles."

Als das Beruhigungsmittel seine Wirkung getan hatte,
verließ sie das Zimmer.
    „Wir wollen auf keinen Fall, daß sich die Pleite vom
letzten Mal wiederholt!" teilte sie dem Pfleger mit, der im Korridor auf
sie wartete und ihr Ton machte deutlich, daß er sich nur mit dem, was sie
wollte oder aber nicht wollte, überhaupt zu befassen hatte. Seine Miene
wiederum versicherte, daß er in dieser Frage völlig mit ihr übereinstimmte.
„Wie er stirbt, ist mir egal, aber er muß anständig entsorgt

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