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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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werden.
Verstanden?"
    „Ja."
    „Gut." Sie trat von der Tür weg. „Dann können Sie
anfangen."
    Er sprang vor wie ein Hund, den man von der Leine gelassen
hat.
    Celluci verspürte ein irrationales Bedürfnis danach,
lieber in der Wohnung zu bleiben, für den Fall, daß Mrs. Munro zurückkam. Er
unterdrückte dieses Bedürfnis, schloß die Wohnungstür hinter sich ab und ging zum
Fahrstuhl. Je eher diese Sache geklärt war, desto eher konnten sie nach Hause
zurückkehren und ihr eigenes Leben wieder aufnehmen.
    Sie hatten mit ihrer Theorie, wer für Henrys Geist
verantwortlich war, anscheinend danebengelegen. Nun, wo sie wußten, daß die
Mafia nichts mit der Sache zu tun hatte, blieben ihnen leider rund zwei
Millionen weiterer möglicher Verdächtiger. Vielleicht ein paar weniger,
sollten die Medien recht haben, was den großen Andrang bei den
Verbrecherbanden betraf.
    Dann blieb da natürlich noch Ronald Swanson. Der
Multimillionär, der Philanthrop, der trauernde Witwer, der Gutmensch.
    Der Fahrstuhl kam, kaum daß Celluci den Rufknopf betätigt
hatte.
    Vicki beharrte darauf, weiterhin von Organdiebstahl
auszugehen, und da die Polizei die Leiche nach wie vor nicht hatte
identifizieren können, war davon auszugehen, daß der Tote seine Niere nicht bei
einer konventionellen Operation eingebüßt hatte. Sowohl Vicki als auch Celluci
selbst wußten, daß der Mann die Niere hier in der Gegend losgeworden war, und
so schien die Theorie, er habe sie im Zuge eines illegalen Organaustauschs
verloren, mehr und mehr stimmig. Doch was war mit dem Motiv? Warum hatte man
ihm die Niere entfernt? Hier war die Antwort einfach: aus Profitgründen.

Also sollten wir vielleicht nach einem Ferengi Ausschau
halten, schnaubte Celluci und betätigte den Fahrstuhlknopf für das Parkdeck.
    Das T-Shirt der Band, die über einen lediglich lokalen
Bekanntheitsgrad verfügte und von Henrys Geist getragen wurde, legte die
Vermutung nahe, daß der Mann in Vancouver oder in der unmittelbaren Umgebung
gelebt hatte und gestorben war. Da man ihn immer noch nicht identifiziert
hatte, konnte man davon ausgehen, daß niemand ihn vermißte. Leider kamen, was
Vancouver und Umgebung betraf, unendlich viele potentielle Organspender in
Frage: Wie Tony erklärt hatte, war ein Winter an der Westküste dem Tod durch
Erfrieren in Toronto oder Edmonton durchaus vorzuziehen.
    Die offiziellen Transplantationszentren waren nicht an der
Sache beteiligt. Also mußte es irgendwo eine Privatklinik geben - wer bereit
war, viel Geld für ein Organ hinzublättern, würde sicherlich vor jedem Körperteil
zurückschrecken, das irgend jemandem in irgendeinem Kellerloch herausgerupft
worden war. Die Gelben Seiten des Telefonbuchs von Vancouver wiesen anderthalb
Seiten mit Telefonnummern von Kliniken auf, von denen man aber sechzehn
Institute sofort wieder vergessen konnte: Celluci bezweifelte sehr, daß es
einen ganzheitlichen Weg für das Entfernen von Nieren gab. Der Name „Venenklinik
Vancouver" hatte viel versprechend geklungen, noch mehr die dazugehörende,
über eine Viertelseite reichende Anzeige. Diese versprach als Service der
Klinik die Analyse lebender Blutzellen und zeigte eine lächelnde Frau mit
langem schwarzem Haar. Offenbar jemand, der mit seinem Blut zufrieden war.
Celluci hatte sich noch nicht entschieden, ob er Vicki gegenüber diese Anzeige
zur Sprache bringen sollte oder lieber nicht.
    Im zweiten Stock stieg ein bereits leicht kahlköpfiger
Mann in einem Polohemd und weißer Hose zu Celluci in die Fahrstuhlkabine.
Celluci nickte ihm zu, registrierte die teure Armbanduhr des Mannes und das
exklusive Rasierwasser und nahm dann die Haltung ein, die man gemeinhin
einnimmt, wenn man mit Fremden im Fahrstuhl fährt: Er richtete seinen Blick
unverbindlich auf nichts Bestimmtes in halber Höhe der Fahrstuhltür.
    Die Zahl der Käufer, die alle notwendigen Voraussetzungen
für einen Organankauf mitbrachten - schwere Krankheit, viel Bargeld und die Bereitschaft,
die Klappe zu halten -, war logischerweise begrenzt. Von daher konnte man
nicht hoffen, bei einem zufällig aufgegriffenen Landstreicher auf
Übereinstimmungen mit einem der potentiellen Kunden zu stoßen. Wollten diese
Leute effektiv vorgehen, mußten sie von irgendwoher medizinische Informationen
beziehen.

Celluci trat aus der Fahrstuhlkabine, ging auf die
imposante Silhouette des Kleinbusses zu und lauschte auf das Echo, das seine
Schritte auf dem Betonfußboden hinterließen. Im Gehen zog er die

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