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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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hatte. Was würde sie zu sehen bekommen, wenn sie den
Deckel hob? Wie weit war Catherine
gegangen?
    Dr. Burkes Hals schnürte sich zusammen, und sie hatte
Mühe, Atem zu holen. Aus ihrer rechten Hand fiel Henry Fitzroys
Brieftasche zu Bo den. Aber sie war auch nicht mehr wichtig.
Nicht mehr. Nicht mehr ...
    Dr. Burke streckte ihre freie Rechte aus,
unfähig, diese am Zittern zu hindern, aber auch nicht bereit, diesem Zittern
nachzugeben. Ihre Finger schlossen sich um den Riegel und waren so
kalt, daß sich das Metall un ter ihnen fast warm anfühlte.
    „Wissen ist
Stärke!" murmelte sie. Dann öffnete sie die Verriegelung.
    Mit einem leisen Zischen drang sauerstoffreiche Luft aus
der Kiste, als die Versiegelung sich löste. Und dann
erklang ein Geräusch, das weder mit Elektronik noch mit
Maschinen etwas zu tun hatte.
    Dr. Burke erstarrte und die Muskeln, denen ihr Hirn
bereits das Kom mando zum Anheben des Deckels gegeben hatte,
verkrampften sich und zitterten.
    Ein Stöhnen.
    „Donald?"
    Vokale wurden
gebildet, mühsam, gequält, aber durchaus erkennbar.
    Der Klang dieser
Vokale war nicht auch nur im entferntesten noch menschlich zu nennen.
    In eisigen Bahnen tropfte der Wissenschaftlerin
Angstschweiß über den Rücken, und ihre Finger sehnten sich
danach, den Riegel wieder zu schieben zu dürfen. Was immer in
dieser Box sein mochte, es sollte nicht herauskommen können.
    „Dok... tor ..."
    Dr. Burke zuckte zurück, keuchend, wimmernd. Dann machte
sie auf dem Absatz kehrt und rannte fort.
    Ein Entsetzen, das sich weder vom Intellekt bändigen
ließ, noch von sachlichen Begründungen, noch von
Willenskraft, verfolgte sie durch die leeren Flure. Jedes Echo
ihrer eigenen Schritte schien sie verspotten zu wollen. Jeder Schatten barg
Schreckensbilder.
    „Was, wenn sie nicht da ist?"
    „Zu
Hause ist sie auch nicht", erwiderte Vicki finster. Sie hatten Dr. Burkes Adresse in dem braunen, ledernen Adreßbuch
gefunden, das neben dem Telefon ihrer Mutter lag. „Irgendwo muß sie schließlich
sein."
    „Ja, aber das heißt doch noch lange
nicht, daß sie im Büro ist."
    Vicki
drehte sich zu ihm um, auch wenn sie ihn, ihrer Nachtblindheit wegen, nicht erkennen konnte. „Fällt dir etwas
Besseres ein?"
    Sie hörte ihn seufzen. „Nein. Aber wenn
sie nicht da ist, was dann?"
    „Dann nehmen wir ihr Büro auseinander. Wir suchen nach
allem, was uns
Aufschluß über Henrys Aufenthaltsort geben kann."
    „Und wenn wir
nichts ..."
    „Halt den Mund, Celluci!" Vicki spuckte die Worte
förmlich aus. „Wir finden ihn!"
    Der Detective holte tief Luft, wollte etwas erwidern,
atmete dann aber lediglich schweigend wieder aus.
    Vicki wandte sich erneut nach vorn, und der Griff, mit
dem sie die Kon sole vor dem Beifahrersitz umklammert hielt,
war so fest, daß er schmerz te. Wir finden ihn. Durch die
Windschutzscheibe hindurch konnte Vicki nur die gleißenden
Scheinwerfer des Wagens erkennen, aber nicht, was diese beleuchteten. Sie sah
noch nicht einmal die Oberfläche der Straße. Die Lichter der
anderen Autos schienen in der Luft zu hängen, rote

Bremslichter und gelbe Augen
unsichtbarer Tiere. Sie spürte, wie der Wa gen um die Ecke bog, dann langsamer wurde, dann vollends
zum Stehen kam. Es wurde
still, dann wurde es dunkel.
    „Ich habe hinter dem Gebäude geparkt", erklärte
Celluci. „Da fallen wir nicht so auf, falls wir uns am
Wachdienst vorbeischmuggeln müssen."
    „Eine gute
Idee."
    Einen Augenblick lang rührte sich keiner von ihnen, dann drehte
sich Vicki zu ihrer Tür; im selben Moment
öffnete Celluci die seine. Das Licht im
Wageninneren ging an, und einen Augenblick lang erblickte Vicki im Seitenfenster ihr Spiegelbild.
    Gegen das Glas gedrückt, die Finger
gespreizt, mit sich lautlos bewegendem Mund, stand dort
ihre Mutter.
    „Mike!"
    Er war sofort an ihrer Seite, und gnädigerweise schloß
sich auch die Fahrertür hinter ihm. Vicki zog sich
rückwärts in die Arme des Freundes zurück, preßte die Augen so fest zu, daß sie
wehtaten, und bemühte sich mit aller Kraft, nicht mehr zu zittern.
    ,Vicki, was ist? Was ist los?" Noch nie zuvor war
sein Name in einem sol chen Tonfall gerufen worden, und er hoffte
inständig, ihn in Zukunft nie wie der so hören zu müssen.
Soviel Schmerz; Celluci fühlte sich wie in Stücke gerissen. Vickis Stimme hatte
ihn in diesem Moment stärker in der Gewalt als die Frau, der sie
gehörte, ihn je haben würde. Die Freundin preßte sich so fest
an ihn, daß er kaum atmen konnte,

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