Huff, Tanya
eingeschlossen zu sein.
„Du
findest, ich hätte ihn freilassen sollen?" Catherine trat wieder an die Seite von Nummer neun und schüttelte den
Kopf. „Das verstehst du nicht. Wenn ich die Faktoren isolieren kann, die bei
ihm zu einer kontinuierlichen Zellerneuerung führen, dann kann ich die in eine
Bakterienkultur einbauen, mit deren Hilfe wir dich sogar reparieren
können." Sie nahm Nummer neun am Handgelenk, zog ihn sehr sanft von der
Tür fort und lächelte ihn an. „Du
kannst dann für immer bei mir bleiben."
Er verstand das
Lächeln.
Er verstand für
immer.
Das war genug.
Sein Gang war zu einem Taumeln und Schlurfen verkommen,
als er ihr nun folgte.
Er erinnerte sich an Freude.
Der
Flüssigkeitspegel in der Flasche schottischen Whiskeys war ziem lich
rasch gesunken innerhalb der letzten ... Dr. Burke schielte auf ihre
Uhr, konnte aber nicht recht
erkennen, welche Zeit sie anzeigte. Nicht, daß
es etwas ausgemacht hätte. Nicht wirklich. Nicht mehr.
„Nichts kann mich davon abhalten, die
Lorbeeren einzuheimsen." Mit abgestütztem Ellenbogen
goß sie noch etwas Whiskey in den Becher. „Das waren meine eigenen
Worte: nichts kann mich davon abhalten." Sie trank einen großen
Schluck und lehnte sich zurück, wobei sie den Becher gegen den Magen gedrückt
hielt.
„Dok...
tor..."
Sie konnte ihn nicht hören. Er war in einer
rostfreien Stahlbox im Kel ler eines anderen Gebäudes eingesperrt.
„Dok...
tor..."
Dr. Burke nahm noch einen weiteren Schluck, um die Stimme
zum Schweigen zu bringen.
„Alles wieder in Ordnung?"
Vicki glitt in das Vorzimmer und machte sich auf den Weg
zur Tür von Dr. Burkes Büro. Warum fragte Celluci das jetzt?
Sie hatte sich wieder in den Griff bekommen, ehe sie aus dem Auto
gestiegen waren. „Mir geht es gut."
„Würdest du es
mir sagen, wenn dem nicht so wäre?"
Da Vicki nichts sehen konnte, prallte sie mit
dem Knie gegen die Kan te eines Schreibtischs und mußte einen
heftigen Fluch unterdrücken. Anscheinend war ihre Erinnerung an
die Aufteilung dieses Vorzimmers alles andere als perfekt! „Oh, halt die
Klappe, Celluci!"
Genau wissend, daß Vicki sein Gesicht ebensowenig sehen
konnte wie irgend etwas anderes im Zimmer, verdrehte er die Augen. Auf jeden
Fall klang die Freundin schon wesentlich besser.
Zwar dämpfte der Whiskey die Geräusche, die an Dr.
Burkes Ohr dran gen, aber dennoch hörte sie, wie in ihrem
Vorzimmer ein Körper gegen ein Möbelstück stieß, und eine
Sekunde lang setzte ihr Herz aus. Sie hat te die Box doch wieder
verriegelt! Es hatte doch unmöglich herausklet tern und ihr
folgen können!
Oder?
Dann hörte sie
Stimmen, und ihr Herz nahm seine Arbeit wieder auf.
„Wie nett!" Dr. Burke war nicht betrunken genug, um
gegen die Erin nerung an das Geschehen im Labor gefeit zu
sein, aber im großen und ganzen fühlte sie sich durchaus so, als würde
sie über dem Rest der Welt schweben. „Da kommt Besuch!"
Ganz vorsichtig, denn sie wollte ihren ohnehin arg
strapazierten Gleichge wichtssinn nicht unnötig auf die Probe
stellen, beugte sie sich vor, nahm Donalds Windjacke vom Fußboden
auf und legte sie vor sich auf den Tisch.
„Kommen
Sie doch herein, Ms. Nelson. Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand
herumschleicht."
Celluci wandte sich zur Bürotür um. „Wie es scheint,
haben wir Frau Doktor gefunden." Er legte die Hand auf
Vickis Oberarm und spürte, wie ihre Muskeln zitterten. Aber die
Stimme der Freundin klang ganz ruhig.
„Dann sollten wir sie nicht länger
warten lassen."
Zusammen betraten
sie Dr. Burkes Büro.
Eine Straßenlaterne draußen vor dem Haus, fünf
Stockwerke unter dem Fenster, half Celluci zu erkennen, wer
hinter dem Schreibtisch saß. Den Gesichtsausdruck der Frau konnte er nicht klar
sehen, wohl aber den Alkohol riechen, dessen Ausdünstungen sie
umgaben. Er drehte sich halb um, streckte seinen Arm aus und schaltete die
Deckenbeleuchtung ein.
Im plötzlich gleißenden Licht rührte sich
erst einmal niemand, und niemand sagte etwas, bis Vicki vortrat, die tränenden
Augen fast geschlossen, und ohne einen Funken Humor in der Stimme fragte: „Dr. Frankenstein, nehme
ich an?"
Dr. Burke schnaubte amüsiert. „Großer Gott, unter Streß
und trotzdem geistreich! Das könnten wir hier gut
gebrauchen. Unsere Doktoranden sind für gewöhnlich ein völlig
langweiliger Haufen wissenschaftsfixierter Akademiker." Eine
Hand grub sich in die Falten der Windjacke auf dem Schreibtisch,
die andere hob den Becher an den
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