Huff, Tanya
den
Ver such, ihm zu folgen, einstellte und
fluchend stehenblieb. „Der Teufel soll ihn
holen!" Celluci warf die Diskette, die er immer noch in der Hand hielt, mit aller Kraft gegen die Wand und mußte
feststellen, daß es seine Laune in keiner Weise besserte, als das
Plastik in tausend Stücke zer sprang. „Nach
allem, was wir durchgemacht haben, um seinen Arsch zu retten, haut uns der gottverdammte untote Bastard
einfach ab!"
Vicki schüttelte lediglich den Kopf und umklammerte
verzweifelt den Schaft ihrer Taschenlampe. Der Lärm ihres
eigenen Herzens drohte, sie taub werden zu lassen, aber trotzdem
fühlte sie sich erstaunlich ruhig. „Es ist nicht so",
sagte sie sanft, „daß er ein zahmer Löwe ist."
Celluci
drehte sich zur Freundin um und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Und was zum Teufel soll das jetzt
wieder heißen?"
„Das ist eine Zeile aus einem Kinderbuch. Ich habe sie
einmal benutzt, um Henry zu beschreiben, im letzten
Frühjahr, kurz nachdem ich ihn ken nengelernt hatte."
„Toll, einfach toll! Du machst eine literarische
Reise auf den Spuren der Vergangenheit, und
Fitzroy hat sich abgesetzt." Celluci trat noch einen Schritt weiter auf
die Tür zu, änderte dann seine Meinung und stapfte zu Vicki zurück. „Das war's
dann, Vicki. Wir hauen ab hier." Das Ge fühl von Treulosigkeit wog schwerer als die Furcht und Sorge, die er
auch noch verspürte. „Wenn Fitzroy
losstürmen kann wie ein blutsaugender Racheengel,
dann kommt er auch gut ohne uns klar und ..."
Aber Vicki schien ihm gar nicht zuzuhören, was an sich
ja nichts Un gewöhnliches war - aber der Blick, mit dem
sie unverwandt in den Lichtkegel der Taschenlampe starrte, war einer, den
Celluci bisher nur ein ein ziges Mal an ihr gesehen hatte. Und
zwar vor etwa anderthalb Stunden, als sie den Metallsarg öffneten und Donald Li
die Augen aufschlug.
Die
Haut zwischen Cellucis Schulterblättern begann zu kribbeln, und er drehte sich
um.
In der Tür stand die Karikatur eines
Mannes.
Sie hatte ihm
befohlen, Donald zu retten. Die Leute, die da hinter der Box
standen, hatte sie nicht erwähnt, also schenkte Nummer neun ih nen keine Beachtung.
Er schlurfte los.
Cellucis rechte Hand hob sich und
schlug hastig ein Kreuz. „Dieses Mädchen,
die Zeugin in der Nacht war, als der Junge umgebracht wurde, sie hat
gesagt, er sei von einem toten Mann erwürgt worden."
Die Kreatur schlurfte weiter voran, und mit jedem
Schritt, mit dem sie näherkam, wurde der Gestank stärker.
Jeder halbwegs normale Mensch würde jetzt
weglaufen. Aber Cellucis Füße und Beine verweigerten
ihm den Gehorsam. „Das muß das Ding sein, das den Jungen
umgebracht hat."
„Die
Chancen dafür stehen gut", stimmte Vicki zu, und ihre Stimme klang, als habe sie sie zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervorgezwängt. „Was willst du damit machen? Es
verhaften?"
„Oh, sehr witzig." Ohne den
Blick von der schlurfenden Obszönität zu wenden,
rückte Celluci zur Seite, bis seine Schultern die von Vicki be rührten. Es war ihm plötzlich ungeheuer wichtig,
die Wärme eines ande ren Lebewesens
zu spüren. „Was meinst du, was es will?"
Er spürte, wie sie die Achseln zuckte. „Ich habe Angst
davor, darüber nachzudenken."
Die Kreatur hatte jetzt die Isolierbox erreicht und
griff nach dem Rie gel.
„Vergiß es!" Celluci sprang vor, ohne daß es ihm
richtig bewußt wurde. Nach allem, was sie durchgemacht hatten, um
Donald Li zu retten - nach allem, was Donald Li selbst durchgemacht hatte - wollte er
verdammt sein, wenn er zuließ, daß man den
Jungen wieder in die Reihen der Un toten
verschleppte. Reihen der Untoten ... Gott, ich klinge ja schon, als
wäre ich der Vorschau eines Fernsehfilms entsprungen. Als Celluci am
Kopfende der Box angekommen war,
blieb er stehen und brüllte: „Weg da! Hau ab!"
Die Kreatur schenkte ihm keine
Beachtung.
Verdammt noch mal! Weg da, habe ich gesagt!"
Celluci wußte nicht, wann er die Pistole gezogen hatte, aber plötzlich lag sie
in seiner Hand. „Sofort zurück von der Kiste! Sofort!"
Endlich
hatte die Kreatur eine Art Drohung darin erkannt und wand te Celluci den Kopf zu.
Du holst Donald. Laß dich durch nichts und niemanden
aufhalten.
Nummer
neun starrte auf den Mann neben der Box. Dessen Stimme hatte einen Befehl gegeben, aber seine Worte waren nicht die Worte ge wesen, denen Nummer neun gehorchen mußte.
Laß dich durch
nichts und niemanden aufhalten.
Die Worte reichten nicht, ihn aufzuhalten.
Der Mann
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