Huff, Tanya
einer roten Windjacke
thronte und kicherte, als er die Tür aufdrückte. „Da wünscht man sich doch
fast, daß wirklich mal jemand über unsere beiden hier stolpert,
nicht?"
„Nein! Jetzt mach
zu."
Donald, der sich schon lange damit abgefunden hatte, daß
seine Kolle gin jeglichen Sinn für Humor entbehrte,
zuckte die Achseln und ver schwand im Gebäude.
Nummer neun folgte ihm.
Catherine versetzte Nummer acht einen leichten Schubs.
„Geh!" be fahl sie. Nummer acht zögerte, begann dann
langsam, sich zu bewegen, stolperte jedoch auf halber Strecke
auf der Rampe zur Einbalsamierungs kammer. „Nein,
nicht..." Catherine lehnte Nummer acht gegen die Wand, stützte die leicht
wankende Gestalt und richtete deren rechtes Knie.
„Warum hat das so lange gedauert?" fragte Donald,
als die beiden schließlich bei ihm ankamen.
„Probleme mit der Kniescheibe." Catherine runzelte
die Stirn und strich sich eine weißblonde Haarsträhne aus
der Stirn. „Ich glaube nicht, daß wir hier irgendeine Art von Zellrekonstruktion
bekommen."
„Ja, und sie riecht auch immer
schlimmer." „Nein!"
„Doch!" Donald schlug beide Hälften des
Sargdeckels hoch. „Wir ha ben aber keine Zeit, hier die ganze Nacht herumzustehen
und an toten Leuten zu schnüffeln. Wir haben zu tun."
Die
Finger von Nummer acht mußten der Leiche mit Gewalt um die Fußgelenke gelegt werden, aber Nummer neun packte
ohne großes Zure den die Schultern.
„Ich sage dir,
Donald", jubilierte Catherine, „Nummer neun hat mit dem
Netz eine Zwischenebene gebildet! Ich bin sicher, daß eigenständige Hirnaktivität
stattfindet!" „Was sagt Dr. Burke dazu?" „Sie
macht sich Sorgen um die Verwesung."
Verständlich. Es ist immer ärgerlich, wenn einem die
Experimente ver rotten, ehe man alle Werte beisammen hat! Halt die beiden mal an,
ich muß die Tür öffnen."
Die beiden Promotionsstudenten übernahmen es
selbst, den Lastwagen zu beladen. Nicht einmal Catherine konnte sich eine
Abfolge von jeweils nur aus einem Wort bestehenden Befehlen ausdenken, mit deren Hilfe
Nummer acht vielleicht hätte bewogen werden können, ein so kompli ziertes Manöver auszuführen. Zudem waren, wie
Donald nicht müde wur de zu betonen,
Tempo und Lautlosigkeit bei dieser Aktion von zentraler Bedeutung.
„Denn
...", fügte er hinzu und setzte Nummer acht auf der Ladefläche zurecht,
„immerhin tun wir hier Illegales!" „Unsinn!" Catherine
zog die Brauen hoch. „Es ist Wissenschaft!" Er schüttelte den Kopf. Er
hatte nie zuvor jemanden getroffen, der so wirklich und wahrhaftig nur eine
einzige Sache im Kopf hatte. Soweit er es beurteilen konnte, hatte Catherine
außerhalb des Labors kaum mehr Leben als ihre Untersuchungsobjekte - wenn man
in Betracht zog, daß diese unter dem Strich
tot waren, sagte das schon eine ganze Menge aus. Was noch merkwürdiger war: Catherine schien es wirklich ernsthaft nicht zu kümmern, ob das, was sie taten,
irgendwann einmal in Ruhm und Reichtum
für alle Beteiligten mündete. „Versuchen wir also im Interesse der
Wissenschaft, nicht im Knast zu landen!" Mit diesen Worten versetz te
er Nummer neun einen Schubs in Richtung Wagen.
Nummer neun senkte den Kopf, und in den künstlich
feuchtgehalte nen Augäpfeln spiegelten sich die Sterne.
Drei
„Das ist kein gesundes
Herz!"
Über den Rand seiner Operationsmaske hinweg schielte
Donald in den geöffneten Brustkasten. „Jetzt nicht
mehr", nickte er. „Sie hat nicht ge raucht, hat nicht getrunken und trotzdem! Da
würde man doch am lieb sten hingehen und
ordentlich einen draufmachen!"
Mit einem geschickten Schnitt legte Dr. Burke die
Trikuspidalklappe frei und entfernte die zerfetzte Membran. „Ein moralischer
Kommentar war nicht gefragt! Konzentrieren Sie sich lieber auf Ihre
Arbeit."
Die Zurechtweisung schien Donald nicht zu
kümmern; er leerte die Injek tionsnadel, die er in der Hand
hielt, zog sie dann aus dem Augenwinkel und griff nach einer
kleineren. Im gleißenden Licht der Neonröhre wirkte die Flüssigkeit
in der Injektionskammer der Nadel fast schillernd. „Also los!" Vorsichtig
versenkte er die Nadelspitze in der Hornhaut. „An die Arbeit. Hoch
die Tassen, ich kann's nicht fassen, ohne Iris wird nichts passen!"
„Es geht auch ohne Ihre Poesie!" Eine
feine Wundnaht schloß nun die Einschnitte am Herzen. „Wenn Sie
beide Augen hydratisiert haben, kön nen Sie Catherine in der
Bauchhöhle helfen. Wir müssen diese Adern so rasch wie möglich abbinden, damit die
Nährlösung
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