Huff, Tanya
wandten, daß ich mich um alles
kümmern werde? Daß ich dafür sorgen werde, daß Sie ungestört arbeiten können?
Habe ich dieses Versprechen nicht gehalten?"
Catherine gab die Lippe frei und
nickte.
„Sie brauchen sich um nichts Sorgen zu machen als um
Ihre Arbeit. Außerdem ist Donalds Hingabe an die Wissenschaft nicht so stark
wie unsere." Dr. Burke klopfte auf die Isolierbox, die
die sterblichen Überreste Marjory Nelsons enthielt. „Wenn Sie jetzt den
Muskelablauf aufbau en könnten, dann gehe ich in mein Büro. Mrs.
Shaw ist daheim und hat hysterische Anfälle, und die Götter mögen wissen, was
oben los ist."
Als Cathyallein im Labor war, ging sie langsam zur
Tastatur hinüber und saß eine Weile auf den Monitor starrend da. Donalds
Hingabe an die Wissen schaft ist nicht so stark wie
unsere. Das war Gathy immer schon bewußt gewe sen.
Was sie nun zu begreifen begann, war die Tatsache, daß vielleicht auch Dr.
Burkes Hingabe nicht so stark war, wie sie hätte sein sollen. Bisher war immer
von der Reinheit der Forschung die Rede gewesen - nun hatte Cathy sie
zum ersten Mal von Anwendungsmöglichkeiten und einer Aufteilung der Profite
sprechen hören.
Hinter den Lidern, die ihre
Flexibilität eingebüßt hatten und sich nicht mehr
ganz öffnen und schließen konnten, verfolgten trübe Augen jede ihrer Bewegungen.
Nummer neun saß ruhig da, zufrieden,
nicht in der Kiste zu sein.
Bei ihr zu sein.
„Wie geht es
ihr?"
Mike trat aus der Wohnung und zog die Tür hinter sich zu,
bis sie fast geschlossen war. „Sie wird damit
fertig."
„Hm. Fertig wird sie. Da passiert diese
schreckliche, üble Sache, und Sie sagen nur: Sie wird damit
fertig." Delgado schüttelte den Kopf. „Hat sie geweint?"
„Nein." Mike mußte sich Mühe geben,
aber es gelang ihm, die Besorg nis des alten Mannes nicht als aufdringlich und störend zu
empfinden.
„Weinen - das ist etwas für die Schwachen, und schwach
ist sie nicht, also weint sie nicht." Delgado schlug sich mit knochiger
Faust an die Brust. „Ich habe geweint wie
ein Baby, als Rosa starb."
Mike nickte
langsam. „Ich habe geweint, als mein Vater starb."
„Celluci? Sie
sind Italiener?"
„Kanadier."
„Ein ganz Schlauer, was? Wir - Rosa und Frank und ich -,
wir sind kurz nach dem zweiten Weltkrieg hierhergekommen.
Ich war Schweißer."
„Die Familie
meines Vaters kam vor dem Krieg. Er war Klempner."
„Also!" Delgado warf die Hände empor.
„Wir beide konnten weinen - demnach sollte auch sie ein paar
Tränen vergießen können. Ihr würde das wahrlich keinen Zacken aus der Krone
brechen!"
Vickis Stimme drang bis in den Gang. „Mr.
Chen? Vielleicht können Sie mir helfen. Ich suche einen jungen Mann, Anfang bis
Mitte 20, Tom Chen ..."
Delgado
ließ die Schultern sinken. „Nein. Keine Träne. Sie frißt den Schmerz in sich hinein ... und Sie hören mir jetzt
zu, Officer Celluci:
Wenn dieser Schmerz irgendwann
einmal wieder hochkommt, dann reißt er sie in Stücke!"
„Ich werde da sein." Mike gab sich alle Mühe, nicht
schuldbewußt zu klingen, denn Vickis Unfähigkeit, mit der Angelegenheit fertig
zu werden, war ja wirklich nicht seine Schuld; es gelang ihm
aber nicht ganz.
„Was ist mit dem
anderen? Wird er auch da sein?"
„Das weiß ich
nicht."
„Geht mich nichts an, was? Vielleicht wirklich
nicht." Der Alte seufzte. „Es ist schwer, wenn es gar nichts gibt, womit
man helfen kann."
Mike stieß einen
identischen Seufzer aus. „Ich weiß."
Er kehrte in die Wohnung zurück, lehnte sich gegen die
geschlossene Tür und sah Vicki zu, die gerade das
Telefonbuch von Kingston einmal quer durchs Wohnzimmer
schleuderte. „Kein Glück gehabt?"
„Das heißt nur, daß seine Nummer nicht im Buch steht und
er hier kei ne Familie hat." Ungeduldig stieß Vicki
mit dem Zeigefinger gegen ihr Brillengestell. „Wahrscheinlich ist er Student
und lebt in einem Wohn heim. Ich finde ihn schon."
,Vicki..." Mike atmete tief ein und langsam wieder
aus. „Du suchst nach einem falschen Namen. Wer schlau genug ist,
eine solche Sache durchzuzie hen, ist auch schlau genug, sich ein
Pseudonym auszudenken." Daß er dies nicht zum ersten Mal
sagte, zeigte auf erschreckende Weise, wie sehr sie der Tod ihrer Mutter und
das Verschwinden der Leiche mitgenommen hatte. Je der
Polizeischüler im ersten Jahr wäre zu diesem Schluß gekommen - es durf te
doch wirklich nicht wahr sein, daß man Victory' Nelson extra daraufhinweisen
mußte. „Tom Chen ist..."
„Unser einziger
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