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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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irrelevant. Vicki hatte
ohnehin im Moment für nichts und niemanden Platz in ihrem Leben,
mit Ausnahme des zwingenden Bedürfnisses, die Person oder
die Personen zu finden, die den Leichnam ihrer Mutter geraubt
hatten. Falls sie je ein Bedürfnis nach Trost verspürt haben
sollte, so lag dies jetzt tief begraben, genau wie die Trauer,
die sie sich nie hatte eingestehen mögen. Da Henry Vicki liebte, würde er sie
nicht belügen. Er würde ins Bestattungsinstitut gehen, sich bestätigen
lassen, was er eigentlich schon wußte und der Freundin so Gelegenheit
geben, eine mögliche Variante des Falls ein für alle Mal von ihrer
Liste zu streichen.
    Aber erst einmal
mußte Henry seinen Hunger stillen.
    Vicki hatte dafür nicht die Energie gehabt, und wenn
Henry auch durchaus versucht gewesen war, Celluci gegenüber seine
Macht unter Beweis zu stellen, so hatte er doch bereits
vor langer Zeit gelernt, solchen Versuchungen zu
widerstehen. Zudem brachte der Vorgang des Bluttrin kens
zwangsläufig eine Intimität mit sich, die er zwischen sich und dem an deren
noch nicht zulassen konnte und wollte. Von Celluci zu trinken würde Feinheiten
und Höflichkeiten erfordern, für die im Moment keine Zeit war.
    Henry drehte den Kopf in den Wind und schnupperte die Nachtluft. Nur wenige Häuser entfernt tat ein Hund lautstark
und hysterisch seinen Protest kund, aber Henry schenkte dem keine Beachtung. Er
hatte an dem Revier, das der Hund
für sich beanspruchte, kein Interesse. Aber dort? Henrys Nasenflügel
bebten; er nahm einen Geruch auf, hielt ihn und
machte sich auf, ihn bis zu seinem Ursprung zu verfolgen.
    Das offene Fenster lag im ersten Stock. Kein
Problem für Henry, der einen Moment lang zu einem Schatten wurde, der sich an
der Hauswand empor bewegte, zu schnell, als daß ein
menschliches Auge hätte feststel len können, was es dort sah. Auch das
Fliegengitter stellte kein Hinder nis dar.
    Henry bewegte sich so lautlos, daß die beiden jungen
Männer auf dem Bett, deren Haut vor Schweiß glänzte und die
in einem einheitlichen, fast schmerzlich erregten Rhythmus
atmeten, seine Anwesenheit erst mitbe kamen, als er es so
wollte. Der Blonde sah ihn zuerst und konnte gerade noch
einen unverständlichen Laut ausstoßen, ehe er dem Jäger in die Falle
ging. Der andere war gewarnt; er wirbelte herum, wobei ein mit schweren Muskeln
bepackter Arm hochflog.
    Henry fing das Handgelenk dieses Arms, schloß die Finger
darum und lächelte. Der junge Mann, gefangen in den Tiefen
haselnußbrauner Augen, fing an, heftig zu zittern.
    Dann senkte sich
das Bett unter dem Gewicht eines dritten Körpers.
    Henry wurde zu einer Ergänzung, einer Erweiterung der
Leidenschaft, die die beiden Männer erlebten; eine Leidenschaft, die sich rasch
stei gerte und intensiver wurde, sich
schließlich entlud, bis in die letzten Nervenenden hinein, bis alles nur
Sterbliche verblasste und nichts übrigblieb als eine alles verzehrende Köstlichkeit.
    Henry ging, wie er gekommen war. Am Morgen würden die
beiden ent decken, daß der Verschluß des Fliegengitters aufgebrochen
worden war und
sich nicht erklären können, wann das geschehen sein mochte. Von Henry und seinem Anteil an ihrer Vereinigung
würde den beiden nichts bleiben als
das Bestreben, zu wiederholen, was er ihnen geschenkt hatte. Nacht für Nacht würden sie nun versuchen, diese
Ekstase noch einmal zu erleben, und
Henry wünschte ihnen viel Vergnügen dabei.

Der Sarg war nicht entfernt
worden. Voller Widerwillen starrte Henry darauf
hinab. Er konnte nicht verstehen, warum man ihn mit blaugrau em Stoff ausgepolstert hatte. Ebensowenig konnte
er nach vollziehen, was jemanden
veranlassen mochte, eine leere fleischliche Hülle in einem wunderschönen, teuren Schrank unterzubringen und
diesen Schrank dann so zu
versiegeln, daß Fäulnis und Verwesung ausgesperrt waren. Zu seiner Zeit war die Bestattungszeremonie selbst
von entscheidender Be deutung
gewesen, die Trauer, das öffentliche Bekunden des Leidens, der lange, komplizierte Abschied. Man hatte massive
Monumente zu Ehren der Toten so errichtet, damit die Nachwelt diese
wahrnehmen und re spektieren konnte; man
hatte sie nicht in der Erde vergraben, wo dann die Würmer ihre Freude an
ihnen hatten. Was spricht eigentlich gegen eine
einfache Holzkiste, fragte sich Henry und trat näher an den Sarg. Er selbst
war in einer einfachen, schlichten Holzkiste begraben worden.  
    Die Sandsäcke hatte man entfernt, aber auf dem
Satinkissen zeichneten sich

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