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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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Narben auf etwas, was
einmal ein steriles Polster gewesen
war. Ihr Haar, das bereits brüchig wurde, umstand in Bü scheln die Klammern, mit denen die Schädeldecke am
Kopf befestigt war. Noch lag ein
Hauch der vom Bestattungsinstitut aufgetragenen Schmin ke auf den hochvorstehenden Wangenknochen und
zauberte einen künstlichen Hauch
Leben auf ein Gesicht, das ansonsten einer Toten maske glich.
    Catherine, die ihre Position bei den Monitoren eingenommen
hatte, runzelte die Stirn. „Sicher bin ich nicht, Dr. Burke,
aber es könnte sein, daß sich eine der Verbindungen gelockert hat.
Könnten Sie bitte den Stecker prüfen?"
    Dr.
Burke streifte sich Operationshandschuhe über und langte in die Kiste, um den Kopf des Objekts ein wenig nach
links zu drehen.
    Lider flatterten; graublaue Augen
starrten.
    „Scheiße!" Donald tat einen Satz zurück, stieß mit
der Box von Nummer neun zusammen und klammerte sich daran fest, um nicht, zu
fallen.
    Dr. Burke erstarrte, ihre Hand umklammerte das Kinn ihres
Versuchs objekts.
    Eine Sekunde,
zwei Sekunden, drei Sekunden. Eine Ewigkeit.
    So plötzlich, wie
die Augen sich geöffnet hatten, schlossen sie sich wieder.
    Da Catherines Blick auf Nummer zehn durch die Geräte
verstellt war, beachtete sie Donalds Ausruf nicht. Ihrer
Meinung nach regte er sich

ständig über irgend etwas auf;
nicht jeder Aufschrei von ihm hatte zwingend etwas zu bedeuten. Sie seufzte:
„Nur ein Wackler. Wahrscheinlich etwas in der Leitung."
    „In der Leitung!" Das Stethoskop, das Donald um den
Hals trug, pen delte in einer hektischen Kurve. „Das war
kein Wackler, meine liebe Kol legin, das war ein Erkennen."
    „Was?" Catherine sprang auf und starrte erst Dr.
Burke, dann ihn an. „Was ist passiert?"
    „Wir haben den Deckel aufgemacht, sie hat die Augen
aufgeschlagen und dann: Bang!" Donald versetzte der
Luft einen Fausthieb. „Einen klei nen, einen ganz kleinen
Augenblick lang wußte sie, wer da über sie ge beugt stand! Ich sage dir, sie hat Dr.
Burke erkannt."
    „Unsinn!" Gelassen überprüfte Dr. Burke das
Implantat, ehe sie sich aufrichtete. „Das war nur eine reflexartige Reaktion
auf den plötzlichen Lichteinfall." Die Handschuhe flogen in den Papierkorb.
„Schalten Sie die Sauerstoffzufuhr ab — wir
haben nur noch drei volle Flaschen, und ich weiß nicht, ob wir aus den Beständen der Abteilung Nachschub bekommen
können. Dann prüfen Sie bitte die Mechanik, alle Bestandteile, und entnehmen die üblichen Proben."
    „Was ist mit den
Alphawellen?"
    „Die zeichnen Sie weiter auf." Dr. Burke,
die an der Tür stehengeblie ben war, wirkte im gleißenden Licht
der Neonröhren ein wenig blaß. „Sollte es zu Anzeichen von Erregung
kommen, dann stellen Sie den Strom ab, und zwar bei den allerersten Anzeichen.
Ich muß ins Büro, mich um Sachen kümmern, die liegengeblieben sind. Ich sehe
Sie beide später."
    Catherines verwunderter Blick glitt zwischen der
geschlossenen Labor tür und Donald hin und her.
    „Wenn du mich fragst: Da war ein Erkennen; es sah
zumindest verdammt so aus." Donald wischte sich die Handflächen
an den Hosenbeinen ab. „Ich glaube, unserer guten Frau Doktor ist ein
ziemlicher Schreck in die Glieder gefahren, und verdenken
kann ich es ihr nicht. Mir ist er weiß Gott auch in die Glieder gefahren, und
ich habe die Frau in der Kiste kaum gekannt."
    Catherine kaute nachdenklich an ihrer Oberlippe. „Aber
aus den elek tronischen Aufzeichnungen läßt sich nichts ablesen."
    Donald zuckte die Achseln. „Dann haben wir vielleicht
Hirntätigkeit, die außerhalb des Netzes vonstatten
geht."
    Wie
auf ein Stichwort fing Nummer neun in diesem Augenblick an, gegen die Innenseite des Deckels seiner
Isolierbox zu schlagen.

Donald tat einen Satz und
fluchte, aber Catherine blickte lediglich schuldbewußt
und betroffen drein.
    „Oh Gott! Ich hatte ihm versprochen, daß er da nicht
länger drin blei ben muß, als für die Aufrechterhaltung und Integrität des
Experiments unbedingt erforderlich!"
    Donald
sah zu, wie seine Kollegin durch das Labor eilte, zog einen Schokoriegel aus
der Tasche und wickelte ihn langsam und ordentlich aus. Die Gute kommt hier
einfach nicht oft genug raus!
    Normalerweise betrachtete Dr. Burke das Geräusch ihrer
Schritte, Le dersohlen auf Fußbodenkacheln, als simples Hintergrundgeräusch,
das man zwar wahrnimmt, aber sofort wieder
vergißt. Heute schien es sie zu verfolgen; die langen, leeren Korridore der
alten naturwissenschaftlichen Fakultät
hinunter,

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