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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auf den Hals gehetzt
hatte, um sie von sich abzulenken. Oder es war der Bursche gewesen, den mir
Rochelle als Köder vorgesetzt hatte und der es jetzt mit der Polizei versuchte,
nachdem Rochelle alles vermasselt hatte. Aber wie man es auch drehte und
wendete — irgendwas daran war faul. Noch bis vor wenigen Minuten hatte ich mich
damit beruhigt, daß ich, falls mir die Lage zu brenzlig wurde, das nächste
Flugzeug nach New York besteigen würde. Doch dem hatte der Leutnant leider
einen Riegel vorgeschoben.
    Ich trank mein Glas leer und
dachte: Zum Teufel damit! Was änderte sich schon, wenn ich mir Sorgen machte. Genausogut konnte ich meine Gedanken den angenehmeren
Seiten des Lebens zuwenden. Ich war auf Hawaii — auf Gedeih und Verderb! Mochte
kommen, was da wollte, mir sollte alles recht sein. Ich ging zum Radio und
schaltete es ein. Sie spielten schon wieder den Song of the Islands und als nächstes, dargeboten von
einem äußerst melodischen Quartett: Wir fahren, oh, wir fahren zum Hukilau !
    »Und ich zapple, oh, ich zapple
vorher noch im Netz!« fauchte ich das Radio an und drehte es wütend wieder aus.
    Ein Hukilau ist laut Reiseführer ein Fest, das die Fischer bei Vollmond feiern. Nur hatte
ich mir darüber meine eigenen Gedanken gemacht. Denn nicht einmal der
Reiseführer zeigt andere Bilder als ein aufgespanntes Fischernetz und dahinter
lauter nackte Beine. Falls sie dennoch Appetit auf etwas Fischiges hatten, taten sie vermutlich genau das, was andere Leute auch tun: Sie gehen in
den Supermarkt und kaufen ihn in Dosen.
     
     
     

8
     
    Zwei Minuten vor Mitternacht
vernahm ich ein zartes Klopfen an der Tür. Ich sprang blitzschnell auf, um sie
zu öffnen, ehe Ulani es sich möglicherweise anders
überlegte.
    » Aloha auia oe ! « deklamierte ich
leidenschaftlich.
    »Brechen Sie sich bloß keinen
ab!« erwiderte Virginia Reid kalt.
    Ich merkte, daß ich sie mit
offenem Mund anstarrte. Allein, ich konnte im Moment nicht anders. Sie schob
mich einfach beiseite und stürzte mitten ins Zimmer. Ich war so verdattert, daß
ich keinen Ton herausbrachte. Dann machte ich langsam die Tür zu, drehte mich
entgeistert um und starrte sie wieder eine Weile an.
    Virginia sah aus wie ein
Geschöpf, das gerade eben der Welt der Susie Wong entsprungen ist. Sie
trug ein enganliegendes chinesisches Seidengewand mit einem kleinen Stehkragen,
das vom Hals bis zum Knie keinen Zentimeter Haut freigab. Trotzdem wirkte sie
darin womöglich noch ausgezogener als in dem Badeanzug am Nachmittag. Zum Teil
lag es daran, daß sich ihr Busen lebhaft unter dem enganliegenden Oberteil
abzeichnete, was bei einer Chinesin gar nicht möglich war, weil sie einfach
nicht so gebaut ist. Virginia machte einen kleinen Schritt, woraufhin sich der
geschlitzte Rock auseinanderteilte und einen langen, wohlgeformten Oberschenkel
freigab.
    »Gefalle ich Ihnen so?« fragte
sie.
    Sie sah hinreißend aus. Dieses
rauchrote Seidenkleid, das jede Linie ihres Körpers nachzeichnete, das glatte
Haar, das auf aparte Weise ihr wunderschönes Gesicht einrahmte — alles an ihr
war hinreißend und begehrenswert. Nur — sie war nicht Ulani .
    »O ja«, sagte ich mit belegter
Zunge. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Nun?« Sie zuckte unbekümmert
mit den Schultern. »Das ist gerade kein begeisterter Empfang, wenn man es
überhaupt einen Empfang nennen kann. Eigentlich wollte ich nichts Bestimmtes.
Ich dachte, Sie seien derjenige, der etwas will. Kurz vor Sonnenuntergang hat
Boyd nur noch eins im Sinn — dachte ich. Vielleicht habe ich mich getäuscht? Heute nachmittag jedenfalls sah es noch so aus!«
    »Tja«, sagte ich abwesend.
»Aber inzwischen hat sich einiges geändert.« Wie sollte ich Ulani die Gegenwart von Virginia erklären, wenn sie nachher kam? Und umgekehrt: Was
sollte ich Virginia für eine Geschichte erzählen? Das Telefon nahm mir für eine
kleine Weile meine Sorgen ab. Es klingelte zwei- oder dreimal, ohne sich durch
den finsteren Blick, den ich ihm zuwarf, beirren zu lassen.
    »Gehen Sie ran!« sagte Virginia
steif. »Vielleicht ist es jemand, der Ihnen einen Luftballon verkaufen möchte.«
    Ich hob den Hörer ab und
murmelte ein mißmutiges »Hallo?« in die Muschel.
    »Mr. Boyd?« fragte eine hastige
männliche Stimme.
    »Ja«, meldete ich mich. »Bitte,
wer spricht dort?«
    » Kemo «,
sagte die Stimme. »Der Ober aus—«
    »Ah ja. Was gibt es denn?«
    »Sie haben sie erwischt, als
sie gerade zur Hintertür hinausging, Mr. Boyd. Mayes

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