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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Trotzdem, vergessen Sie
darüber Ihren Mantel nicht«, drängte sie. »Und lassen Sie uns hier
verschwinden.«
    »Ich bin ja schon im Mantel«,
erwiderte ich geduldig. »Sie hätten mich nur genauer anzusehen brauchen.«
    »Tatsächlich.« Sie lachte
hysterisch auf. »Warum sind Sie dann nicht schon längst auf den Beinen?«
    »Gehen Sie schon voraus!«
befahl ich ihr. »Ich treffe Sie unten in der Halle.« Sie war schon zur Tür
hinaus, noch ehe ich meine Meinung ändern konnte, und einen Moment lang hörte
ich das wütende Klappern ihrer Absätze den Korridor hinuntereilen.
    Leutnant Lee hatte recht
gehabt, was meine hintere Hosentasche betraf. Es sah wirklich nicht sehr fein
aus. Und bequem war es ebenfalls nicht. Ich holte meine Kanone heraus, ersetzte
die vier Patronen, die ich am Pali-Paß eingebüßt hatte, und steckte sie in
meine Schulterhalfter. Außerdem nahm ich mir noch eine Zahnbürste mit, falls
die Nacht länger dauern sollte, als ich annahm.
    Zuerst entdeckte ich Virginia
gar nicht, als ich in die Halle hinunterkam. Dann machte der Portier einen
Schritt zur Seite, und dort stand sie, genau hinter ihm. Ich ergriff ihren Arm
und ging mit ihr hinaus.
    »Wo steht Ihr Wagen, Danny?«
fragte sie atemlos.
    »In der Stadt unten«,
antwortete ich. »Und Ihrer?«
    »Ich habe keinen. Nehmen wir
ein Taxi.«
    »Welche Richtung?«
    »Zu den Hibiskus-Apartments«,
erwiderte sie. »Sie liegen nur zwei Blocks vom Zentrum von Waikiki entfernt und sind für hawaiianische Verhältnisse außerordentlich preiswert — mit
Küche und so nur hundertdreißig pro Monat.«
    Die Taxifahrt dauerte nicht
länger als zehn Minuten. Das Hochhaus war ein langgestrecktes, dreistöckiges
Gebäude, das inmitten eines sehr gepflegten Grundstücks lag. Virginias
Apartment war im obersten Stock, und ihre Aussicht allein war das Geld wert.
Man erblickte das ganze glitzernde Lichtermeer der Insel und hatte beinahe
jedes der großen Luxushotels vor sich, vom Moana bis zum Royal Hawaiian .
    Das Wohnzimmer war angenehm
groß und mit sehr bequemen Möbeln ausgestattet. Nachdem ich mir die Aussicht
ausgiebig angesehen und mich überzeugt hatte, daß Rochelle nicht dort draußen
am Fenstersims baumelte, suchte ich mir den bequemsten Sessel aus und zündete
mir eine Zigarette an. Virginia beschäftigte sich in der Küche, sie schien
Drinks zu machen. Wahrhaftig, dachte ich, ein Idyll behaglicher Häuslichkeit.
Fehlte nur noch Larsen, um das Bild abzurunden.
    Virginia kam aus der Küche mit
Gläsern und einem gefüllten Shaker. »Manhattans«, sagte sie knapp. »Bedienen
Sie sich. Wenn nichts mehr drin ist, mache ich neue.«
    »Fein«, meinte ich und goß mir
ein Glas ein. »Wo ist eigentlich Erik — sitzt er schmollend im Badezimmer?«
    »Wie kommen Sie darauf, daß er
hier wohnen könnte?« fragte sie scharf.
    »Tut er das nicht?« fragte ich
höflich zurück.
    »Ich habe Ihnen doch schon
erklärt«, sagte sie mit beherrschter Stimme, »ich habe ihn mitgenommen, weil
ich ihn brauchte. Er ist schließlich derjenige, der mit der Jacht umgehen kann,
nicht ich. Das ist alles.«
    »Wie ernüchternd!« erwiderte
ich. »Wo ich bisher immer angenommen hatte, daß Sie meinen lieben Freund
Emerson der Liebe wegen verlassen haben. Ich hatte mir alles schon so schön
ausgemalt, Sie und Erik an Bord der Jacht — diese langen, leidenschaftlichen
Nächte auf Achterdeck — , Erik, mit stahlblauem Blick das Boot steuernd, die
liebliche Virginia neben sich, die den Kompaß bedient
oder was man sonst—«
    »Ah!« zischte sie wütend.
»Halten Sie den Mund!«
    »Sie müssen doch zugeben, daß
Sie sehr schnell Bekanntschaften machen«, sagte ich bewundernd. » Heute nachmittag erst haben Sie mir erzählt, daß Sie keine
Ahnung hätten, wie Emerson Rochelle kennengelernt hat. Alles, was Sie angeblich
von Rochelle wußten, war, daß Ihr Mann Ihnen von ihm erzählt hat. Von ihm und
Davis, die!941 die Goldbarren gestohlen haben. Und daß Rochelle fünfzehn Jahre
in San Quentin abgesessen hat.«
    »Worauf spielen Sie jetzt schon
wieder an?«
    »Und heute
abend «, fuhr ich ungerührt fort, »kennen Sie Rochelle schon so gut, daß
Sie ganz genau wissen, wie gefährlich er ist. Sie holen mich mitten in der
Nacht aus meinem Hotel heraus, ehe er vor dem ersten Hahnenschrei sein Messer
an meinem Adamsapfel wetzt. Sie wissen das alles. Und Sie sind nicht einmal
überrascht, wie ich Ihnen erzähle, daß ich ihn heute abend in einer der kleinen Bars kennengelernt

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