Hulamädchen auf Abwegen
Partner erwischen
konnten. Der Partner erschoß sich, und Emerson,
dieser Schuft, kaufte sich für ein Butterbrot diese Jacht.«
»Ich habe nie behauptet, daß er
ein netter Bursche ist«, gab ich bekümmert zu.
»Ein paar Jahre lang hat er die
Jacht für Kreuzfahrten benutzt«, fuhr sie unbarmherzig fort. »Zehntagesfahrten
mit allem Drum und Dran, angefangen beim Alkohol bis zu Mädchen. Natürlich
keine weißen. Die wären viel zu teuer gekommen. Deshalb nahm er Mexikanerinnen.
Er zahlte ein bestimmtes Kopfgeld für sie, und wenn die Kreuzfahrt zu Ende war,
setzte er sie irgendwo auf einer der Inseln aus und überließ sie ihrem
Schicksal. Einmal waren zwei Mädchen dabei, sechzehn Jahre alt. Sie ertrugen es
nicht und stürzten sich über Bord.«
»Woher wissen Sie das?« fragte
ich.
Sie lächelte gequält. »Emerson
hat es mir selbst erzählt. Er fand es ganz komisch. Manchmal, wenn er gerade
seinen Haß auf mich hatte und es müde war, mich zu schlagen, kam er mit solchen
Sachen. Dann grinste er und fragte mich höhnisch, warum ich nicht dem Beispiel
dieser beiden Unglücklichen folgte.«
»Na ja«, meinte ich leichthin.
»Jetzt sind Sie ihn ja los; außerdem erwartet Sie ein beträchtlicher Haufen
Gold — zwei Dinge, derentwegen Sie sich eigentlich wie Hans im Glück fühlen
müßten.«
»Stimmt!« Ihre Stimme wollte
ihr nicht mehr gehorchen. »Sehen Sie mich an! Geht es mir nicht blendend?
Erstens bin ich beinahe pleite, zweitens bin ich von dem Gold von Niihau weiter entfernt als je zuvor. Drittens habe ich mit
Burschen wie Rochelle zu tun — und viertens mit Mord! Wenn wir nicht innerhalb
von zwei Wochen an das Gold kommen, werde ich mich an Choy wenden und auf sein Angebot eingehen müssen — zu einer Beteiligung von
fünfundsiebzig Prozent zugunsten Choys .«
»So schlimm wird es nicht
werden«, versicherte ich ihr. »Vielleicht leben Sie in zwei Monaten bereits im
Waldorf Astoria in der Fürstensuite und werfen mit leichter Hand
Zehndollarscheine unters Volk. Emersons Jacht läuft morgen früh hier ein,
stimmt’s?«
»Ja. Aber das ändert auch
nichts mehr an der Sachlage«, entgegnete sie düster. »Ich weiß, daß es niemals
klappen wird, niemals! Irgendwas daran ist faul, so faul, daß es stinkt!« Sie
hatte in der Erregung ihre Hand zur Faust geballt und ließ sie jetzt mit einer
Geste der Hoffnungslosigkeit auf den Tisch sinken. »Ich werde von dem Gold
nicht einmal einen Schimmer zu sehen bekommen!«
»Aber bei Ihrem Aussehen«,
tröstete ich sie, »brauchen Sie sich doch überhaupt keine Sorgen zu machen.
Wenn wirklich alles schiefgehen sollte, können Sie sich immer noch
wiederverheiraten. Allerdings würde ich an Ihrer Stelle diesmal darauf achten,
daß ich einen Burschen erwische, der zwar so viel Geld hat wie Reid, nicht aber
dessen Charme.«
Virginia stieß ein dünnes
Wimmern hervor und schlug die Hände vors Gesicht.
»Aber was habe ich denn
gesagt?« fragte ich hastig.
»Sie!« schluchzte sie in
grenzenloser Enttäuschung. »Sie haben die Stirn, mir so etwas zu sagen! Nachdem
ich vierzig Dollar für dieses Kleid hier ausgegeben habe — mehr, als ich sonst
in einer ganzen Woche ausgebe — , nur, um Sie zu beeindrucken! Und nachdem ich
Sie mit viel List und Tücke aus Ihrem Hotel hierher verschleppt habe! Und was
machen Sie? Sie sitzen hier herum, trinken den letzten Rest meines teuren
Alkohols und kommen mir mit solchen Vorschlägen!«
»Ich — eh — Virginia — ich —«,
stammelte ich fassungslos.
»Ja, Sie!« zischte sie. »Ich
brauche mir keine Gedanken zu machen, sagen Sie mir! Wenn alles schiefgeht,
kann ich ja wieder heiraten!« Ihre Augen starrten mich unheildrohend an. »Das
einzige, was Sie offensichtlich können, ist, mir faule Ratschläge zu erteilen!
Ich soll mir einen Millionär angeln, irgendeinen! Ha!«
Sie ergriff den Mixer und
schleuderte ihn mit voller Wucht gegen die Wand. Die Folge war, daß der Verputz
sanft auf den Boden rieselte wie der erste Schnee vor Weihnachten. »Einen
Millionär!« sagte sie aufgebracht. »Dabei gelingt es mir nicht einmal, so einen
Halunken wie Sie aus der Ruhe zu bringen!« Wütend sprang sie auf. Sie zitterte
am ganzen Körper. »Was haben Sie an mir auszusetzen?« fragte sie steif. »Sehe
ich vielleicht aus wie ein Relikt aus der Zeit des Alkoholverbots? Ich bin
genau sechsundzwanzig Jahre alt, und ich kann es beweisen. Meine Geburtsurkunde
liegt in der Schublade dort drüben! Sie brauchen bloß nachzusehen!«
»Oh«,
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