Hulamädchen auf Abwegen
wundervoll. Ist die Jacht schon eingelaufen?«
»Um sechs Uhr früh«, antwortete Choy . »Sie wird schon aufgetankt.«
Ich zündete mir eine Zigarette
an und machte es mir in meinem Stuhl bequem. »Und wie stellen Sie sich den
Überfall auf die Jacht vor?« wollte ich wissen.
»Wir haben einen Plan«,
erwiderte Choy . »Er ist denkbar einfach. Aber alle
guten Pläne sind denkbar einfach. Stimmt das nicht, Erik?«
Larsen murmelte etwas in den
Bart, ohne sich zu einer verständlichen Antwort aufzuraffen. Sein
ausschließliches Interesse galt immer noch Virginia. In ihren Augen schimmerte
ein verräterischer Glanz, der ihm durch und durch ging.
»Erzählen Sie ihn Boyd«, befahl Choy . »Er ist natürlich sehr gespannt darauf.«
»Wir haben ihn vorher nicht
gebraucht. Wir brauchen ihn auch jetzt nicht«, knurrte Larsen. »Ich glaube, es
war heller Wahnsinn, ihn einzuschalten.«
»Was Sie glauben, ist
unwichtig«, entgegnete Choy geduldig. »Los, erzählen
Sie!«
»Es sind drei Mann Besatzung an
Bord«, berichtete Larsen verdrossen. »Dieselben Leute, die Reid hatte, als ich
noch Kapitän war. Wenn wir entern, werden sie wahrscheinlich keine
Schwierigkeiten machen, denn sie hassen Reid genauso wie ich. Im Gegenteil, sie
werden vielleicht sogar zu uns überlaufen.«
»Gut«, sagte ich. »Und sie
wissen, wo das Gold zu finden ist?«
»Natürlich nicht!« fauchte
Larsen.
»Das heißt also, daß wir Reid
mitnehmen müssen?«
Choy sah mich lächelnd an. »Daß wir
Reid mitnehmen, dafür sorge schon ich.«
»Und Sie glauben, daß er uns
verrät, wo das Gold vergraben ist?« fragte ich zweifelnd.
»Davon bin ich überzeugt«,
meinte er zuversichtlich. »Lassen Sie mich zehn Minuten mit Reid allein — und
er wird mir gern erzählen, wo sich das Gold befindet und auch sonst alles, was
wissenswert ist.«
»Gut«, erwiderte ich. »Sie
bringen Reid mit, die Mannschaft empfängt uns mit offenen Armen, wir setzen
nach Niihau über und sammeln unsere Goldbarren ein.
Sosehr mir der Gedanke zuwider ist, in irgendeiner Sache mit Larsen
übereinzustimmen, sosehr muß ich zugeben, daß er recht hat: Wenn die Sache
wirklich so einfach ist, sehe ich nicht ein, warum Sie mich dann brauchen.«
Choy schüttelte den Kopf. »Wenn Sie
noch für Reid arbeiten würden, wäre es alles andere als einfach. Die Tatsache,
daß Sie auf unserer Seite sind, ist den Anteil Gold wert, der auf Sie
entfällt.«
»Zugegeben«, meinte ich
bescheiden. »Wie steht es dann mit den Details?«
» Heute
nachmittag um etwa zwei Uhr ist die Jacht fix und fertig zum Auslaufen«,
antwortete Choy in geschäftsmäßigem Ton. »Um halb
drei betreten wir zusammen mit Reid die Jacht und machen uns unverzüglich auf
den Weg.«
»Und dann?« warf ich ein.
»Ungefähr um acht Uhr treffen
wir in Niihau ein. Wie Sie vielleicht wissen, ist es
Touristen offiziell nicht erlaubt, die Insel zu betreten. Darauf müssen wir
Rücksicht nehmen und zusehen, daß wir unbemerkt dort ankommen. Folglich müssen
wir bei Nacht landen, bei Nacht das Gold ausgraben und es im Schutz der
Dunkelheit auf die Jacht bringen.«
»Und dann?«
»Dann kommen wir hierher
zurück«, erwiderte Choy achselzuckend. »Ich habe gute
Verbindungen zu Leuten, die das Gold kaufen möchten. Das kann innerhalb von
vierundzwanzig Stunden nach unserer Rückkehr geschehen sein.«
»Und Reid?«
»Wenn wir erst das Gold haben«,
meinte Choy , »lassen wir ihn augenblicklich wieder
frei. Dann brauchen wir ihn nicht mehr. Und sollte er es sich einfallen lassen,
die Behörden zu unterrichten, müßte er zugeben, daß er an der Sache beteiligt
war. Und ich glaube kaum, daß er das für sehr ratsam hält. Außerdem, wer würde
ihm schon eine so phantastische Geschichte abnehmen?«
»Und die Mannschaft?«
»Erik wird ihnen eine
Geschichte erzählen, daß Virginia bei einem früheren Besuch auf der Insel
Schmuck dort gelassen hat. Das heißt, Reid hat ihn dort deponiert, um Virginia
zu bestrafen und zu demütigen. So etwas ist nichts Neues für sie. Ferner werden
sie eine anständige Entschädigung dafür erhalten, daß Reid sie nach dieser
Exkursion entlassen muß. Ich glaube, sie werden damit sehr zufrieden sein.«
»Ich wußte gar nicht, daß Sie
so sozial eingestellt sind, Kayo «, bemerkte ich
bewundernd. »Wie die gute Fee im Märchen! Jeder wird reichlich beschenkt und
lebt glücklich und zufrieden — und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben
sie noch heute. Mit Ausnahme von Emerson. Der Schurke
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