Hulamädchen auf Abwegen
explodieren ließ.
11
Als ich die Augen öffnete,
starrte ich mitten in ein buntgewürfeltes Kaleidoskop. Ich schloß sie schnell
wieder und versuchte meinen Blick zu konzentrieren, und siehe da, als ich sie
zum zweitenmal öffnete, blickte ich geradewegs in
Virginias besorgte blaue Augen.
»Ist alles in Ordnung, Danny?«
fragte sie.
»Ja«, murmelte ich schwach.
Mehr konnte ich nicht sagen, da jedes Wort mir die Fürchterlichsten Schmerzen
verursachte. Ich hatte das Gefühl, als sei mein Hals ein einziges rotglühendes
Reibeisen.
»Sie haben die Tür aufgerissen
und dich einfach so hier hineingeworfen«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Ich
dachte schon, du seist tot!«
Zarte Hände streichelten sanft
mein Gesicht und betteten mein schmerzendes Haupt auf einen womöglich noch
zarteren Schoß. Über mir erschien, eingerahmt in einen dichten Vorhang
nachtschwarzen offenen Haares, ein wunderschönes Gesicht, aus dem mich zwei
riesengroße Augen beunruhigt ansahen.
» Aloha auia oe , Danny«, sagte sie sanft.
» Ulani !«
gab ich leise zurück. »Natürlich. Sie mußten dich ja mitnehmen.«
»Nicht sprechen, ipo aloha «, flüsterte sie. »Du dich ausruhen, bis dir wieder besser geht.«
»Mir geht es aber wieder gut«,
erklärte ich und setzte mich auf.
Ich stand vorsichtig auf und
tastete langsam meinen ramponierten Magen ab. Außer dem Magen und meiner
beschädigten Kehle schien alles in Ordnung. Zum Glück hatte Reid mich nicht ins
Gesicht geschlagen. Sonst hätte mein kostbares Profil gelitten. Also war alles
nur halb so schlimm, und ich hatte Grund, mir daraufhin erst einmal eine
Zigarette zu genehmigen. Ulani erhob sich anmutig,
was mir Zeit ließ, ihren leuchtenden Sarong zur
Kenntnis zu nehmen, der ihr wie immer hinreißend stand.
»Mir fiel erst auf, daß wir
verraten waren«, erzählte Virginia mit angespannter Stimme, »als Mayes mir den
Mund zuhielt, damit ich nicht schreien konnte. Ich nehme an, er hat sich auch
um die anderen entsprechend gekümmert, nach dem, wie du aussiehst.«
»Mayes — und Rochelle«,
bestätigte ich. »War alles abgekartet. Reid kannte Choys ganzen genialen Plan, deshalb hatte er die beiden im Laderaum versteckt, schon
in aller Herrgottsfrühe. Und von wegen Mannschaft: die und aus Begeisterung mit
fliegenden Fahnen zu uns überlaufen! An der Nase haben sie Erik herumgeführt!
Und wie!«
»Oh!« klagte Virginia düster
und sank auf das pompöse Doppelbett, dessen Kopfende einem riesigen weißen
Satinschwan glich. »Damit wäre ja alles bestens geregelt. Lebt wohl, ihr
schönen Träume! Leb wohl, Waldorf Astoria!«
»Und auch für uns ein
herzliches Lebewohl und gute Nacht!« fügte ich hinzu.
»Das liebe ich so an dir, mein
Schatz«, meinte Virginia und schloß die Augen. »Was auch passiert, du hast
immer noch ein paar trostreiche Worte in petto, die Balsam auf die wunde Seele
sind.«
Ich wandte mich wieder an Ulani . »Was ist gestern abend denn passiert? Mayes hat dich gesehen, als du zum Hinterausgang hinauswolltest,
und dann hat er dich zurückgehalten, stimmt’s? Er und Rochelle haben dich von
der Hauoli Bar weggebracht?«
» Ae «, bestätigte sie kopfnickend.
»Sie mich haben gebracht zu Rochelles Wohnung, gar nicht schön. Sie mich haben
eingesperrt ganze Nacht. Er sein böse, Rochelle — er mich geschlagen.«
Sie drehte sich um, ließ den Sarong ein Stück abwärts gleiten. Über ihren zarten Rücken
liefen tiefe rote Striemen, kreuz und quer.
»Das hat Rochelle gemacht?«
fragte ich kalt.
»Oh, er lieben Leute zu quälen,
Danny«, erklärte sie, während sie ihren Sarong wieder
nach oben zog. »Er sein wie wildes Tier, ganz verrückt. Ich haben große Angst
vor ihm.«
»Kann ich verstehen«, gab ich
zurück. »Und was ist mit Kemo ?«
» Kemo ?«
»Ja. Wer hat ihn umgebracht?«
Ihre Augen füllten sich
plötzlich mit Tränen. » Kemo sein tot? Das ich nicht
haben gewußt. Oh, das tun mir so leid!« Sie weinte still in sich hinein.
Ich nahm einen weiteren Zug aus
meiner Zigarette und sah mich um. »Wo, zum Teufel, sind wir eigentlich?«
»In Emersons Staatsgemach«,
erwiderte Virginia träge hinter immer noch geschlossenen Lidern. »Es beweist
Emersons exquisiten Geschmack, findest du nicht? Es dient nur dem einzigen
Zweck, einem Mädchen den Atem zu rauben, wenn es zum erstenmal hier ist. Und bis sie sich von dem Erstaunen erholt hat, ist es zu spät. Bis
dahin ist sie schon verführt. Emerson hat bloß eins
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