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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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uns
zurückgestolpert. Er keuchte schwer. »Das ist der Baum! Hier war es!« sagte er
heiser. »Ich habe auch die Höhle gefunden — alles: den Baum, die Höhle und den
Eingang!«
    »Ich denke, wir sind des Goldes
wegen gekommen«, sagte Reid dünn. »Vielleicht sparen Sie sich Ihr Sonntagsgefühl
für den Zeitpunkt auf, wo wir das Gold tatsächlich in Händen haben.«
    »Natürlich!« keuchte Rochelle.
»Hier ist es. Folgen Sie mir!«
    Wir gingen um den ganzen
S-förmigen Baum herum und etwa hundert Meter weiter, bis wir den Eingang zu
einer Höhle erreichten. Rochelle zog eine Taschenlampe aus seinem Mantel und
ging als erster hinein. Er leuchtete die ganze Höhle aus, während wir ihm in
der ursprünglichen Prozession folgten: erst Ulani ,
dann ich und Larsen, und Reid bildete den Schluß.
    Der Eingang war knapp
anderthalb Meter hoch, aber kaum hatte man das Innere betreten, ragten die
Felsen steil in die Höhe. Über uns gähnten riesige Hohlräume, die sich in der
Dunkelheit verloren. Rochelle war etwa fünf Meter vor uns stehengeblieben und
krächzte heiser: »Hier ist es! Schieben Sie diesen Stein hier weg!«
    Der Stein war ein riesiger
Felsbrocken, den ich nur mit viel Mühe und Not und der Hilfe von Larsen auf die
Seite rollen konnte.
    »Graben Sie!« befahl Rochelle rauh . »Genau hier — wo dieser Stein lag.«
    Also machten wir uns ans Werk
und stießen unsere Spaten in die steinharte Erde. Zwanzig Jahre lang hatte
dieser schwere Felsbrocken darauf gelegen. Zwanzig Jahre! Der Schweiß rann mir
aus allen Poren und strömte mir in kleinen Bächen mitten übers Gesicht. Unter qualvoller
Langsamkeit machten wir ganz allmählich Fortschritte.
    »Was ist los mit euch beiden?«
fauchte Pete. »In zehn Minuten habt ihr nicht mehr als zehn Zentimeter
geschafft. Schließlich haben wir hier keine Zeit zu vertrödeln.«
    »Wenn Sie glauben, Sie können
das besser und schneller, schenke ich Ihnen meinen Spaten!« fauchte ich zurück.
    »Sie werden schön
weitergraben«, sagte Reid sanft. »Falls ich das Gefühl habe, daß Sie eine
Ermunterung brauchen, werde ich das Mädchen schlagen. Wenn schon Petes Worte
Ihnen nicht Beine machen, tun es vielleicht Ulanis Schreie!«
    »Ich kann Ihnen meine
Bewunderung nicht verhehlen, Emerson«, knurrte ich, als ich den Spaten mit
aller Wucht in die Erde trieb. »Solche Ideen kommen einem doch nicht von
ungefähr. Dazu braucht es doch sicher jahrelanges Training!«
    Nach einer halben Stunde hatten
wir eine Tiefe von etwa einem halben Meter erreicht, als Larsens Spaten
plötzlich auf Widerstand stieß.
    »Da ist es!« Rochelle
verschluckte sich fast. »Machen Sie, daß Sie die Erde da wegkriegen. Das ist
die erste Kassette.«
    Wir kratzten die letzten Erdreste weg. Vor uns schimmerte, glanzlos und unscheinbar,
der Deckel eines stählernen Kastens. Mit viel Geduld gelang es Larsen und mir,
die Kassette aus ihrem felsigen Gefängnis herauszuheben. Sie erschien mir
schwerer als ein halber Zentner, und ich dachte sehnsüchtig, wieviel klüger es gewesen wäre, wenn Rochelle und sein
Partner Dollarnoten statt Gold dort hineingetan hätten. Sie hätten zehn
Millionen darin unterbringen können, und selbst dann wäre es immer noch nur
halb so schwer gewesen.
    Kaum hatten wir die Kassette
abgestellt, da riß Rochelle mir auch schon den Spaten aus der Hand, und mit
einem einzigen kräftigen Hieb gelang es ihm tatsächlich, mit der stählernen
Kante des Blattes das Vorhängeschloß und die Haspe zu
zerschlagen. Er warf den Spaten zur Seite, ließ sich auf die Knie nieder und
riß mit aller Gewalt den verrosteten Deckel auf. In dem Schein der Taschenlampe
glänzte uns matt das Gold entgegen.
    »Es ist immer noch da!«
krächzte er ungläubig. »Zwanzig Jahre hat es auf mich gewartet. Eine
Viertelmillion in Gold!«
    Ich beugte mich hinunter, um
den Regierungsstempel erkennen zu können. Dann richtete ich mich wieder auf und
dehnte mein schmerzendes Rückgrat.
    Ich stellte ihm die Gretchenfrage:
»Pete«, fragte ich, » wieviel Kassetten sind es
insgesamt?«
    »Fünf«, antwortete er, während
in seinen Augen die blanke Gier glitzerte. »Sechs Goldbarren je Kassette.«
    »Dreißig Barren«, überlegte
ich. »Und laut Regierungsstempel wiegt jeder seine zehn Kilo, mal sechs sind
sechzig Kilo je Kassette. Mal fünf Kassetten sind dreihundert Kilo insgesamt.
Und das sollen wir vier Kilometer weit schleppen? Das schaffen wir nie!«
    »Das habe ich schon Reid
beizubringen versucht«, grunzte Larsen.

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