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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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der Spur, die wir auf dem Hinweg
hinterlassen hatten.
    Ulani ließ sich auf die Knie nieder
und kauerte sich neben mich. Rochelle entschwand unseren Augen, und über uns
legte sich eine erdrückende und unheimliche Stille. Ich sah auf die Uhr und
stellte fest, daß es erst elf war. Falls ich überleben sollte, was mir noch
durchaus fraglich schien, würde es eine lange Nacht werden.
    Nach etwa zehn Minuten trat
Reid unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er stand, und wir saßen. Nach
weiteren fünf Minuten kam er zu der Ansicht, daß er uns auch im Sitzen genügend
im Auge behalten konnte. Er setzte sich auf eine der Goldkassetten, während er
den Revolver nach wie vor unablässig auf uns gerichtet hielt.
    »Erlauben Sie, daß ich rauche?«
fragte ich. Reid fuhr bei dem Klang meiner Stimme auf, wie von der Tarantel
gestochen.
    »Nein«, antwortete er kalt.
»Jemand könnte das Streichholz aufflammen sehen und nachsehen kommen, was hier
unten am Strand los ist.«
    »Schon gut«, erwiderte ich
resigniert. »Wenn ich schon nicht rauchen darf, muß ich wenigstens reden. Sonst
fange ich nämlich laut zu schreien an. Was werden Sie eigentlich mit dem ganzen
Gold anstellen, Emerson?«
    »Das geht Sie einen feuchten
Dreck an!« versetzte er knapp.
    »Ich kann mir nicht vorstellen«,
fuhr ich ungerührt fort, »daß Sie sich das Gold mit Rochelle teilen. Sie trauen
ihm sowenig wie er Ihnen. Und vor allem hat er sich
zwanzig Jahre lang darauf gefreut.«
    »Halten Sie den Mund!« sagte er
wütend.
    »Sie haben wirklich Probleme,
Emerson«, sagte ich mitfühlend. »Was passiert zum Beispiel mit Eddie Mayes? Ist
es nicht möglich, daß auch er die gleiche Idee hat wie Sie und Rochelle? Ich
fürchte fast, es war nicht allzu schlau, Pete zur Jacht zurückzuschicken.
Möglicherweise überredet er Mayes, wenn nicht sogar einen der Burschen aus der
Mannschaft, mit ihm einen Handel abzuschließen.«
    »Ich habe Ihnen schon einmal
gesagt, Sie sollten den Mund halten, Boyd!« rief er schrill. »Wenn das so
weitergeht, mach’ ich wirklich Hackfleisch aus Ihnen!«
    »Damit würden Sie sich aber
sehr in die Nesseln setzen!« Ich schüttelte bedächtig mein Haupt. »Denn während
Sie Hackfleisch aus mir machen, wie Sie es so schön ausdrücken, macht Erik das
gleiche aus Ihnen, stimmt’s, Erik?«
    »Stimmt genau!« knurrte Larsen
düster.
    »Also«, fuhr ich fort, »hüten
Sie Ihre Zunge, Emerson. Oder ich zwinge Sie, mich zu erschießen. Und das
bringt die ganze Insel auf die Beine.«
    »Sie — Sie —«, schnappte Reid
in ohnmächtiger Wut.
    »Was glauben Sie, was sie mit
uns machen?« fragte ich Larsen. »Wenn Rochelle zurückkommt, oder spätestens,
wenn wir die Jacht wieder betreten, legen sie uns so oder so um. Was meinen
Sie?«
    »Höchstwahrscheinlich«, knurrte
Larsen.
    Ich grub mit den Fingern meiner
rechten Hand im Strand, so lange, bis ich eine ganze Handvoll feinen Sandes in
der Faust hatte. »Wenn wir ihn also gleichzeitig angingen«, sagte ich zu
Larsen, »besteht immerhin die Möglichkeit, daß einer von uns beiden mit dem
Leben davonkommt. Und derjenige, der übrigbleibt, hätte eine Chance, da Reid
höchstwahrscheinlich nicht so schnell einen zweiten Schuß abfeuern kann,
stimmt’s?«
    »Wehe, wenn Sie es auch nur
versuchen«, knurrte Reid drohend. »Ich knall’ Sie beide nieder, ehe...«
    Ich warf ihm die Handvoll Sand
ins Gesicht und sprang im selben Moment auf die Beine. Während ich in einem
Hechtsprung auf Reid zustürzte, ging über mir mit ohrenbetäubendem Lärm ein
Schuß los. Zu meinem nicht geringen Erstaunen spürte ich nichts.
    » Ulani !«
schrie ich. »Lauf, was du kannst!«
    Im nächsten Moment erhielt ich
einen Schlag wie mit dem legendären Eisenhammer, der mich rückwärts wieder auf
den Strand beförderte.
    »Das ist meine Angelegenheit!«
fauchte Larsen. »Reid gehört mir!«
    Die Wucht, mit der ich auf dem
Rücken im Sand gelandet war, hatte mir fast den Atem benommen. Ein paar Sekunden
lang konnte ich mich überhaupt nicht rühren. Ich sah, wie Larsen in voller
Größe dicht vor Reid stand. Dann fielen zwei Schüsse in die schweigende Nacht.
Einen Augenblick lang glaubte ich, Reid habe trotz der geringen Distanz Larsen
verfehlt, weil er steif wie ein Stock stehen blieb. Dann aber knickte er doch
in den Knien ein und fiel schwer auf den steinigen Strand.
    Reid stand über mir; er kochte
vor Wut und Angst und fuchtelte mit dem Revolver. »Eigentlich sollte ich Sie
jetzt ein für allemal

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