Hulamädchen auf Abwegen
betrat,
hatten Sie schon Eddie Mayes von meinem Kommen verständigt und ihm Anweisungen
gegeben, daß er mir über Niihau erzählen solle, und
wo ich Virginia und Larsen und Choy finden könne.
Wirklich sehr raffiniert. Mir oblag ganz einfach die Aufgabe, sie alle zu
irritieren und sie davon abzuhalten, Ihre Pläne zu durchkreuzen. Natürlich war
Ihnen klar, daß sich das Mädchen von der Telefonzentrale an meinen Telefonanruf
bei Blanche Arlington erinnern würde, wenn man sich nur die Mühe machte, ihr
Gedächtnis aufzufrischen. Das Telefongespräch hatte ja am Abend des Mordes
stattgefunden. Sie brauchten also nur der Polizei einen kleinen Wink zu geben.«
»Wirklich, Sie spinnen, Boyd!«
war das einzige, was er dazu äußerte.
»Dann warf ich Ihnen den Bettel
vor die Füße und schloß mich der Opposition an. Aber das beunruhigte Sie nicht
sonderlich. Sie hatten ja noch ein As in petto. Blanches derzeitiger Freund
trug sich mit einem übermäßigen Verlangen, irgend jemandem die Kehle aufzuschlitzen. Also erzählten sie Rochelle, ich sei derjenige,
welcher. Eine denkbar geniale Lösung. Um mich brauchten sie sich von da an
nicht mehr zu sorgen. Irgendwer würde sich meiner schon annehmen. Wenn es nicht Choy tat, übernahm Rochelle die Angelegenheit. Und
falls selbst das fehlschlagen sollte, würde früher oder später Leutnant Lee auf
dem Plan erscheinen und mich für den lang gesuchten Mörder halten.«
Inzwischen lag die Jacht still,
und wenn ich meine Augen sehr anstrengte, konnte ich das Schlingern des
Beiboots erkennen, das langsam auf die Küste zukam.
»Dann liegt mir noch etwas auf
dem Herzen«, fuhr ich fort. »Warum brachten Sie Kemo um?«
Reid steckte seine Taschenlampe
ein und fragte offensichtlich überrascht: » Kemo ? Wer,
in drei Teufels Namen, ist Kemo ?« Er sprach den Namen
ganz langsam aus, als könne er sich so vielleicht an ihn erinnern.
»Tun Sie nicht so, als wüßten
Sie nichts davon!« knurrte ich wütend. »Der Kellner in der Hauoli Bar. Er wollte Ulani retten.«
»Ich habe den Namen nie
gehört«, versetzte er gelangweilt. »Vielleicht haben Sie ihn erfunden, um mich
zu ärgern. Erfunden, wie die ganze übrige Story!«
13
Ich half Pete Rochelle, die
letzte Kassette aus dem Dingi herauszuheben. Wir transportierten sie über die
Strickleiter an Deck und warfen sie zu den anderen. Nach vollendeter Arbeit
kletterte auch Reid schließlich an Bord. Er gab einem der Mitglieder der Crew
mit schroffer Stimme eine Instruktion, worauf dieser mit einer Axt in der Hand
zum Dingi hinunterkletterte und ein Loch in die Seitenwand des Bootes hackte.
Schnell füllte es sich mit Wasser und sank in weniger als zwei Minuten lautlos
auf den Grund.
Dann wurde die Leiter
heraufgezogen, und die Jacht verließ die Insel Niihau in einem eleganten Bogen in Richtung Honolulu.
»Ich muß was trinken«, erklärte
Rochelle mit belegter Stimme, während sein Blick wie hypnotisiert immer noch an
den fünf Kassetten hing. »Das müssen wir begießen, Reid. So eine Gelegenheit
ergibt sich nicht so schnell wieder!«
»Gut«, stimmte Reid zu. »Aber
vorher schaffen wir Boyd am besten wieder in die Luxuskabine.«
»Ha!« lachte Pete und klopfte
mir beinahe zärtlich auf die Schulter. »Das kommt gar nicht in Frage! Der bleibt
bei mir! Ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel! Und jedesmal ,
wenn ich ihn ansehe, muß ich an Blanche denken. Dann kommt mir erst einmal die
Galle hoch. Wenn ich mir aber vorstelle, was ich mit ihm anstellen werde, hüpft
mir das Herz vor Freude!« Er grinste mich zähnefletschend an. »Wirklich, es ist
mir ein Fest! Los, in den Salon, Boyd! Eddie wartet bestimmt schon mit den
Drinks!«
Wir gingen zum Salon hinunter.
Mit einem schiefen Grinsen bedeutete Pete mir, vor ihm zu gehen. »Sie glauben
wohl, das viele Gold an Deck würde mich leichtsinnig machen?« krächzte er. »Sie
bedeuten mir fast soviel wie diese Kassetten, Boyd.«
Wieder klopfte er mir zartfühlend auf die Schulter, und ich kam mir plötzlich
vor wie ein Kampfstier, den man, bevor er in die Arena geführt wird, mit
fachkundiger Hand nach der besten Einstichstelle abtastet.
Im Salon saß Choy in einem der Ledersessel und starrte mit
ausdrucksloser Miene ins Leere. Eddie Mayes stand an der Bar; er drehte sich
langsam um, und als er mich sah, lispelte er: »Wie reizend von Ihnen, Danny,
daß Sie sich an unserer Siegesfeier beteiligen wollen.«
»Ja-ah«, antwortete Pete an
meiner Stelle. »Gib ihm was
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