Hulamädchen auf Abwegen
zu.
»Eddie!« jammerte Reid
entsetzt. »Sind Sie verrückt geworden? Wie kommt er denn plötzlich an den
Revolver?«
»Den hab’ ich ihm gegeben«,
antwortete Eddie höflich.
Choy stand gelassen auf und
lächelte Reid freundlich zu. »Ich habe lediglich befürchtet«, erklärte er, »Sie
würden mir die Geschichte womöglich nicht abnehmen und nicht glauben, ich sei
einfältig genug, Larsen an Bord zu schicken, um die Mannschaft auf unsere Seite
zu bringen, und Sie anzurufen und mich als Leutnant Lee auszugeben. Leider sind
Sie darauf hereingefallen«, er lächelte bösartig, »genau wie Larsen, Virginia oder
wie unser spezieller Freund, Mr. Boyd. Zum Glück haben Sie keine Sekunde daran
gezweifelt, daß ich genauso schwachsinnig sei wie die anderen.«
»Eddie!« stieß Reid entgeistert
hervor. Sein Gesicht war weiß wie die Wand. »Sie haben mich hintergangen. Sie haben
die ganze Zeit mit Choy unter einer Decke gesteckt!«
»Na endlich!« grinste Mayes
amüsiert. »Endlich fängt er an zu begreifen!«
»Ich habe den Hauptanteil der
Arbeit geleistet!« schrie Reid außer sich. Seine Stimme war kurz vor dem
Überschnappen. »Ich war derjenige, der Rochelle und damit die ganze
Goldangelegenheit aufgegabelt hat. Er war nichts als ein geldloser Halunke —
ein entlassener Zuchthäusler, der sich am Hafen von Long Beach herumtrieb und
auf eine Gelegenheit wartete, als blinder Passagier nach Hawaii zu fahren. Und
wir wären nie an das Gold gekommen, wenn ich nicht gewesen wäre mit meiner
Jacht! Mit meiner!« schrie er.
Mit einem kläglichen Laut
unterbrach er seine schreiende Tirade. Dann schluckte er zweimal und fuhr
heiser fort: »Und was haben Sie getan? Sie haben dieses Mädchen von Niihau aufgetrieben, das Pete zu dem Versteck führte. Das
war aber auch alles!« Er hielt kurz inne. »Das ist nichts!« schrie er. »Nichts!
Nichts! Nichts!« Die Ungeheuerlichkeit des Verrats raubte ihm fast die Sinne.
»Als wir jemand brauchten, der Choy ablenkte, während
wir uns auf den Weg nach Niihau aufmachten, war ich
es, der Boyd anheuerte. Ich war es, haben Sie mich verstanden?!« Plötzlich trat
das Weiße seiner Augen hervor, und in den Mundwinkeln bildete sich leichter
Schaum.
»Ich!« schrie er noch einmal.
»Ich habe alles getan! Ich! Sie können mich jetzt nicht mehr um meinen Anteil
betrügen! Dazu ist es zu spät! Hören Sie?«
Und plötzlich senkten sich
seine Augenlider über die Augen, als habe jemand von einer Sekunde auf die
andere einen Schalter ausgeknipst. Er sah die beiden mit einem
undurchsichtigen, hinterhältigen Ausdruck an.
»Gut«, räumte er ein. Seine
Stimme war heiser und leise. »Sie haben das sehr schlau angestellt, Eddie, und
Sie ebenfalls, Kayo . Trotzdem ist immer noch genug da
für uns drei. Ich nehme ein Viertel, und Sie teilen sich den Rest. Ist das ein
Vorschlag?«
Er sah mit flackernden Augen
von einem zum andern. Aber er stieß nur auf völlige Gleichgültigkeit und kalte
Verachtung. »Also gut«, sagte er schließlich mit wutverzerrter Stimme. »Ein
Sechstel?« Und nach einer Weile: »Oder ein Achtel? — Ein Zehntel?«
»Ich habe eine ganz
sensationelle Neuigkeit für Sie, mein lieber Emerson«, schaltete ich mich ein.
»Sie kriegen überhaupt nichts, nicht einmal die leeren Kassetten als Andenken!«
Er stürzte plötzlich zur Tür
und riß sie wütend auf. »Kahn!« brüllte er. »Williams!« Noch ehe er es sich
versehen hatte, kamen die beiden in den Salon.
»Schmeißt sie hier raus!«
fauchte Reid. Er deutete auf Eddie und Choy . »Sie
wollten mich betrügen — schmeißt sie raus!«
Der eine der beiden Leute rieb
sich verlegen die Nägel an seinem schmutzigen Wollhemd und starrte sie, nachdem er sie gründlich poliert hatte, nachdenklich an.
»Nein, so was, Mr. Reid! Was Sie nicht sagen!« meinte er ernsthaft. »Scheint
ein Beweis dafür zu sein, wie sehr man heutzutage darauf achten muß, wem man
sein Vertrauen schenkt!« Daraufhin lachte er laut heraus und verließ zusammen
mit dem anderen Burschen den Salon.
»Wir haben an alles gedacht«, erklärte Choy . »Bei Tagesanbruch treffen wir ein Motorboot,
etwa zwei Stunden Fahrt von Honolulu entfernt. Dann werden wir das Gold auf das
Boot schaffen und uns freundlich Lebewohl sagen.«
»Und was passiert mit meiner
Jacht?« flüsterte Reid fiebrig. »Und mit mir?«
»Ich hoffe, Sie sind
versichert, Emerson«, lispelte Eddie und sah Reid mit seinem Unschuldsblick an.
»Unfälle gibt es am laufenden Band. Selbst auf dem
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