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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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erschreckend flach war. Hier stand nicht einmal ein Baum, auf den sie klettern konnten, und die Hügel hinter ihnen und im Südwesten waren viel zu weit entfernt.
    »Wir können auch einfach hier warten, bis wir eine Ahnung haben, womit wir es zu tun bekommen. Wenn es ein Raubtier ist und wir weglaufen, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es uns verfolgt, selbst wenn es gar nicht hungrig ist. Das Letzte, was wir wollen, ist doch, ihm ins Auge zu stechen.«
    »Vielleicht läuft es ja weg, sobald es uns riechen kann«, meinte sie hoffnungsvoll.
    Erneut hielt er die Hand über die Augen. »In diesem Fall hat es entweder Angst oder es lässt sich Zeit.« Er hielt einen Augenblick inne. »Es kommt noch immer auf uns zu.«
    Sie ging ein Stück nach links. Ein umgestürzter Baum war nicht gerade ein gutes Versteck. Wenn das Tier, das da auf sie zukam, angreifen wollte, würde das verwitterte Holz kein großes Hindernis darstellen. Aber es war besser, als wie ein Flaggenmast mitten auf dem flachen Boden der trockenen Karoo zu stehen. Whispr hockte sich neben sie hinter den umgestürzten Baum. Seite an Seite lagen sie auf dem Bauch, wobei Whispr beinahe selbst wie ein gefallener Baum wirkte, und sahen durch die Lücke zwischen dem Boden und der Unterseite des Baumes hindurch. Schon bald konnten sie die näher kommende Gestalt besser erkennen.
    Bei dem Elefanten schien es sich um einen alten Bullen zu handeln. Beide Stoßzähne waren abgebrochen, sodass kaum noch Elfenbein vorhanden war. Seine Haut bestand nur noch aus dicken grauen Falten, in denen Schmutz, Staub und Kratzer zu erkennen waren. Für Ingrid sah er aus wie eine schlecht gestapelte Lieferung benutzter grauer Teppiche, die auf vier säulenartigen Beinen dahinstampfte. Ihres Wissens ergab es Sinn, dass ihr einsamer Besucher ein alter Bulle war. In den Natur-Vids über diese Kreaturen wurde öfter erwähnt, dass die Bullen, insbesondere die alten, alleine lebten.
    »Ich glaube nicht, dass er uns hier unten riechen kann«, flüsterte Whispr. »Vielleicht läuft er ja einfach an uns vorbei.«
    Doch das tat er nicht. Der alte Dickhäuter kam langsam zum Stillstand und blieb dann direkt vor ihrem Versteck stehen. Während Ingrid versuchte, sich noch flacher auf den Boden hinter dem Baum zu drücken, schienen die Augen des Elefanten unter ihren langen Wimpern sie direkt anzusehen. Dann drehte der riesige Bulle den Kopf wieder nach vorn, hob den Rüssel und begann, nach Luft zu schnappen.
    Sobald er damit fertig war, öffnete sich eine Luke an seinem Bauch und ein Mann stieg aus.

14
    Er war etwas kleiner als Whispr, und seine Haut hatte die Farbe und die Textur von frittierten Speckschwarten. Seine Augen waren so blau wie die eines längst vergessenen schwedischen Filmstars, und sein kurzes, keck geschnittenes Haar war größtenteils grau. Er trug eine lange Hose, keine Socken, braune Sandalen, die aussahen, als könnten sie jeden Moment auseinanderfallen, und eine ärmellose beige Weste, die fast bis zur Taille offen stand. In den zahllosen Taschen der Weste bewahrte er Instrumente und Geräte auf, die einem unbekannten Zweck dienten. Er besaß die Muskeln eines Basketballspielers oder Schwimmers, und sein schlanker, von Adern übersäter Körper, schien der Alterung zu trotzen. In den Armen hielt er ein glänzendes verchromtes Gewehr mit langem Lauf, auf dem sich das Sonnenlicht spiegelte.
    Es zeigte in ihre Richtung.
    » Goeie middag, sawubona   – guten Tag, ihr seltsamen Leutchen.« Der glänzende Lauf des Gewehrs bewegte sich nicht, als der Mann den Kopf hob und die Umgebung absuchte. »Was habt ihr hier draußen zu suchen, zu Fuß in der Sanbona Karoo? Wisst ihr nicht, wie gefährlich es ist, hier herumzulaufen?« Er grinste und enthüllte dabei Zähne, die perfekt und weiß waren mit Ausnahme eines Schneidezahns, der auf beunruhigende Weise periodisch zwischen Gold und Silber wechselte wie ein winziges orthodontales Karussell. »Das ist das Sanbona-Reservat, nicht der Zoo von Kapstadt. Hier suchen sich die Tiere noch selbst ihr Futter.«
    Whispr und Ingrid sahen einander an und standen dann gemeinsam auf. Der Mann schien recht freundlich zu sein, und sein Transportmittel war überaus faszinierend. Doch da war natürlich auch noch das Gewehr, das weiterhin auf sie gerichtet war.
    »Wir sind nur Touristen«, erklärte Ingrid. »Wir hatten einen Unfall.«
    Der Mann nickte. »Das glaube ich gern, dass ihr einen Unfall hattet. Ihr seid bestimmt nicht von

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