Human
der synthetischen Haut des Transportmittels verborgen waren, betrachten. Sie marschierten problemlos durch Herden aus riesigen Kamelen und anderen ausgestorbenen Huftieren. Die Matriarchin einer Gruppe von Mastodons täuschte einige Angriffe an, wurde aber nicht richtig aggressiv. Sobald ihr klar geworden war, dass der seltsam riechende moderne Eindringling keine Gefahr für die Jungtiere darstellte, ließ sie ihn unbehelligt passieren.
»Moderne Elefanten kommen sehr gut mit ihren ausgestorbenen Verwandten aus.« Sie näherten sich der nördlichen Grenze des Reservats, und Umfolozi hatte es sich erneut auf dem Fahrersitz bequem gemacht. »Bei anderen Spezies gibt es da mehr Probleme, vor allem bei Löwen und Smilodons, die ihr Revier verteidigen.«
»Was ist mit Riesenfaultieren?« Ingrid beobachtete eine Herde aus hüfthohen wiederbelebten Pferden, die vor dem Fahrzeug weggaloppierten und aussahen wie Spielzeugtiere, die aus dem Kinderzimmer eines kleinen Mädchens flohen.
»Kein Tier ist groß genug, um es mit ihnen aufzunehmen«, erklärte ihr Fahrer. »Selbst Elefanten machen lieber Platz.« Er seufzte. »Ich träume davon, eines Tages einen Indricotherium hier drinzuhaben, auch wenn es schwer wird, etwas rauszuschmuggeln, das größer als ein Zahn ist.«
Sie verließen Sanbona durch ein nicht für die Öffentlichkeit freigegebenes Wartungstor, dessen elektronische Verriegelung Umfolozi einfach hackte. Als sie sich weiter in Richtung Norden bewegten, fragte sich Ingrid, wie weit sie noch von der N1 entfernt waren. Würde der Anblick eines Elefanten außerhalb der Grenzen des Reservats keine Aufmerksamkeit erregen? Nördlich der Little Karoo lag die Swartruggens, die ihres Wissens laut der Karte noch weniger dicht bevölkert waren als die geschützte Region, aus der sie gerade kamen. Dort wären sie sicher vor unerwünschten Blicken. Aber ein Dickhäuter, der sich auf einer der Hauptstraßen des Landes bewegte, musste doch für Aufregung unter den anderen Fahrern sorgen? Das wollte sie auch von ihrem Fahrer wissen.
»Natürlich würde er das, aber wir werden nicht mit dem Elefanten weiterreisen. Ihr werdet es schon bald sehen.«
Der große Überlandtruck parkte mit offener Laderaumtür mitten im Nirgendwo. Als sie näher kamen, konnte Ingrid auf einem der internen Bildschirme des Elefanten einen gutgebauten jungen Mann erkennen, der in der Öffnung stand und wartete. Seine unnatürlich dicken Beine und Arme zeichneten ihn als schwer arbeitenden Meld aus. Mithilfe einer Fernbedienung ließ er die breite Laderampe herunter. Ohne zu zögern steuerte Umfolozi seine getarnte Plünderermaschine auf die Plattform und in den Bauch des Trucks, wo er den Elefanten parkte. Als sie aus dem Bauch ausgestiegen waren und nach draußen gingen, atmeten Ingrid und Whispr erleichtert die frische, unverbrauchte Luft ein. Ihr Gastgeber blieb vor dem jungen Mann stehen und stellte ihn als seinen Neffen Vusi vor.
»Das ist ein Familienunternehmen«, erklärte der Neffe freundlich und ging neben ihnen zur Führerkabine desTrucks. »Jeder hilft mit, und jeder kriegt einen Teil des Profits.«
»Und Sie leiten das Unternehmen.« Whispr war an derartigen Dingen stets interessiert.
»Nein«, korrigierte ihn Umfolozi. »Ich leite die Familie.« Er grinste den dürren Mann an.
Nach dem engen, stinkenden Innenraum des Elefanten glich die moderne, klimatisierte Kabine des Trucks einem Ballsaal. Mit einem Vid-Projektor, zwei aufblasbaren Betten, einander gegenüberstehenden Massagestühlen und vielem mehr hatte man hier eher eine ansehnliche Reisewohnung vor sich. Die getönten Fenster ermöglichten es dem Fahrer und den Passagieren, hinauszusehen, ohne dass man sie von draußen erkennen konnte.
»Vusi macht regelmäßig die Tour zwischen Kapstadt, Durban und Joburg«, meinte Umfolozi, während er darauf wartete, dass der automatische Nahrungsmixer des Trucks ihm sein Lieblingsgetränk zubereitete. »Manchmal fährt er auch nach Maputo, und hin und wieder sogar bis Nairobi.«
»Einmal habe ich eine Fracht bis nach Jeddah gebracht.« Der Neffe steuerte den nahezu lautlosen riesigen Wagen beim Sprechen über einen Weg, der sonst anscheinend nur von Tieren benutzt wurde. »Hab unterwegs an der Fagal-Mayyun-Brücke angehalten und die Boote beobachtet.«
Mit anständigem Essen im Bauch und zuversichtlich, dass ihr albtraumhafter Verfolger weit hinter ihnen zurückgeblieben war, konnte sich Ingrids Verstand wieder anderen Angelegenheiten
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