Human
konnten. Ihr Beruf war ein guter Ausgangspunkt für eine Geschichte, die sie reinbringen konnte, aber falls sie sich dafür entschieden, würde es ihr schwerfallen, Whispr als ihren Assistenten auszugeben.
Wir haben noch Zeit , sagte sie sich. Wir denken uns schon noch etwas aus. Wir haben es so weit geschafft. Sie hatte es schon in mehreren medizinischen Zentren mit einer engmaschigen Sicherheit zu tun bekommen, und Whispr hatte bereits bewiesen, dass er andere potenziell nützliche Fähigkeiten meisterhaft beherrschte. Doch bevor die Geschichte oder die Fähigkeiten überhaupt ins Spiel kamen, mussten sie nach Nerens gelangen, und um Nerens zu erreichen, mussten sie durch Orangemund.
In diesem Augenblick dachte Whispr jedoch über etwas ganz anderes nach.
»Ist dir klar, dass er nicht aufgeben wird?«
»Was? Ach, du meinst Molé. Wir wissen nicht mal, ob er überhaupt noch am Leben ist.« Sie starrte aus dem Fenster und sah die zunehmend kargeren Hügel und Berge an sich vorbeiziehen. Obwohl die Straße an einigen Stellen komplett zu verschwinden schien, sorgte das automatische Nivelliersystem des Wagens dafür, dass die Fahrt noch relativ angenehm war. »Dieses Riesenfaultier hat ihn vielleicht einfach umgebracht.«
Whispr ließ sich nicht so leicht überzeugen. »Eine Sache steht bei Jägern wie Molé fest: Sie lassen sich nicht so leicht umbringen. Unser Attentäter ist ein alter Mann, und Profis werden nur alt, wenn sie sehr, sehr gut sind in dem, was sie tun. Das war jetzt das zweite Mal, dass wir in Bezug auf ihn Glück gehabt haben.« Er zog einen Mundwinkel nach oben. »Beide Male wurden wir gerettet, weil sich irgendwelche Tiere eingemischt haben, erst in Florida und jetzt hier. Ich überlege schon, ob ich mir nicht einen Hund zulegen sollte.«
»Genau, der hätte uns jetzt noch gefehlt«, erwiderte sie mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Ein Hund.«
»Oder ein anderes Tier. Wenn man bedenkt, wie uns Tiere zu Hilfe gekommen sind, selbst wenn sie es nicht absichtlich getan haben, da könnte ein abergläubischer Mensch schon auf den Gedanken kommen, sie als Glücksbringer anzusehen.«
»Toller Vorschlag, aber ich verlasse mich doch lieber auf den gesunden Menschenverstand, eine gründliche Vorbereitung und deine Fähigkeiten, Whispr. Ich muss dir allerdings in einer Hinsicht zustimmen: Molé ist nicht nur furchterregend, er gibt auch niemals auf.«
Ihr Gefährte nickte. »Ich kenne Typen wie ihn. Nicht so gut wie er, aber sie ähneln ihm.« Er verschränkte die Arme vor der schmalen Brust. »Sie geben niemals auf. Sie sind wie Maschinen. Du hast Molé gesehen, du hast ihn gehört. Er wird uns kriegen oder bei dem Versuch sterben.«
»Ich weiß, ich weiß«, stimmte sie ihm besorgt zu. »Aus diesem Grund hoffe ich ja auch, dass das Faultier ihn erwischt hat. Molé ist fast wie ein Alien oder so etwas in der Art.«
»Oder er ist ein verdammt guter Meld«, murmelte Whispr.
Sie schwieg einige Minuten. Dann beugte sie sich unvermittelt zu ihm hinüber und legte eine kleine, aber kräftige Hand auf sein knochiges rechtes Knie.
» Du bist ein verdammt guter Meld, Whispr. Wie viel Subsist auch auf dem Spiel stehen mag, die meisten Männer hätten inzwischen längst aufgegeben. Diese Suche. Mich. Und das weiß ich zu schätzen.«
Er sah auf ihre Hand hinab. Sie sah aus wie die Hand einer Ärztin, sauber und sicher. Aber vor allem war es ihre Hand. Die Berührung war zwar nur leicht, schien aber auf seiner Haut zu brennen.
»Tja, Geld ist eine starke Motivation. Ich schätze, das ist meine einzige Chance, etwas Großes zu erreichen. Und selbst ein Gauner wie ich kann hoffen, dass am Ende dieses rasiermesserscharfen Regenbogens mehr als nur Subsist wartet.« Er sah ihr bedeutungsvoll in die Augen.
Als ob ihr auf einmal bewusst geworden war, was sie tat, zog sie die Hand weg. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll,Whispr. Ich dachte, ich hätte meine Gefühle bereits klar und deutlich zum Ausdruck gebracht … diesbezüglich. Du bist nicht mein Typ.«
»Für Hoffnung gibt es kein Meld.« Das Führerhaus des Trucks schien um ihn herum kleiner und die Luft trotz der überaus effektiv arbeitenden Klimaanlage heißer zu werden. »Selbst eine falsche Hoffnung ist besser als gar keine. Versuch nicht, mir das Gegenteil zu beweisen. Ich habe mein ganzes Leben mit falschen Hoffnungen verbracht, aber ich gebe niemals auf. Du kannst es ruhig als mentales Beruhigungsmittel und mich als hoffnungsvollen
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