Human
Stirn, während er das Porträt des Anrufers studierte. Es schien nicht verschlüsselt zu sein und wirkte fast so, als wäre das Individuum am anderen Ende in der Lage gewesen, ihn direkt zu kontaktieren. Das war natürlich unmöglich. Ein solcher direkter Informationsaustausch zwischen zwei Personen, wie harmlos er auch sein mochte, stellte einen gravierenden Bruch der Anlagensicherheit dar.
Außer, jemand, der sehr, sehr hoch in der Hierarchie des SAHV stand, hätte dem Anrufer die Erlaubnis zu diesem direkten Kontakt und Krugers Direktdurchwahl gegeben. Diese Art Austausch war praktisch beispiellos. Doch als der Sicherheitschef auf sein Telefon hinabblickte, konnte er die Tatsache nicht leugnen, dass ihn ein Gesicht anblickte, das vom Gerät des Anrufers aufgezeichnet wurde. Er war ebenso fasziniert wie amüsiert, aber nicht im Geringsten besorgt. Sein Anrufer wirkte auch absolut nicht bedrohlich.
Die Stimme des alten Mannes strafte sein Aussehen jedoch Lügen. Sie zitterte nicht und deutete mehr als einmal eine Zuversicht an, die Kruger augenblicklich wiedererkannte.
Der Mann klang, als wäre er ihm sehr ähnlich.
»Spreche ich mit Het Kruger, dem Sicherheitschef der Nerens-Station?«
»Wer will das wissen?« Krugers Antwort war kurz, aber höflich.
»Ich bin Napun Molé. Ich bin ein freier Mitarbeiter, der auch für die Firma arbeitet. Mein Fachgebiet ist dem Ihren sehr ähnlich.«
»Beweisen Sie das.«
Die Andeutung eines Grinsens zeichnete sich im Mundwinkel des Sprechers ab. »Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass die Tatsache, dass ich mich direkt mit Ihnen unterhalte, meinen Status bereits mehr als genug verdeutlicht. Doch da ich gewissermaßen im selben Geschäft bin, sind mir Ihre Position und Ihre Sorge bewusst. Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um die folgenden Informationen zu überprüfen.«
Die Projektionsblase auf Krugers Telefon zischte und wurde heller. Eine Reihe von Zahlen und Namen tauchte in der Luft vor ihm auf. Er überflog sie rasch. Das musste er auch, da sie schnell wieder verblassten. Als er genug gesehen hatte, blickte er wieder hinunter zum Telefon und nickte.
»Sie haben einen beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen, Mr Molé. Und auch eine Litanei an Empfehlungen und Referenzen, wie ich sie selten gesehen habe. Sie arbeiten also für die Firmensicherheit?«
»In gewisser Hinsicht schon«, erwiderte der alte Mann. »Mein Verantwortungsbereich ist weiter gefächert als der Ihre, dafür habe ich weniger Untergebene.«
»Was kann ich für Sie tun, Kollege?« Während Kruger das kleine Bild studierte, erkannte sein geübtes Auge genug Hinweise darauf, dass der alte Mann sehr viele Veränderungen an sich hatte vornehmen lassen. Er hätte gern mehr über ihren Ursprung und ihren Zweck erfahren, wusste aber auch, dass er kaum direkt danach fragen konnte.
»Ich verfolge zwei Diebe, die Firmeneigentum an sich gebracht haben, und zwar etwas sehr Wertvolles, das in Verbindung mit der Anlage steht, für deren Sicherheit Sie verantwortlich sind. Zwar bin ich bei ihrer Verfolgung kurzfristig auf die falsche Fährte gelockt worden, aber ich habe Grund zu der Annahme, dass sie sich hier in Südafrika aufhalten. Und auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass sie tatsächlich in Ihrer Nähe auftauchen, so bin ich doch in Bezug auf die Firmensicherheit der Ansicht, dass man sich ebenso auf das Unwahrscheinliche wie auf das zu Erwartende vorbereiten sollte.«
Kruger stellte fest, dass er zustimmend nickte. »Ich glaube, wir würden gut miteinander auskommen, Mr Molé.«
»Das ist bei erfahrenen Profis im Allgemeinen der Fall. Ich werde auf Ihren Kommunikator gleich alles über ihren Hintergrund und ihr physikalisches Erscheinungsbild laden, was uns bekannt ist.«
Der Informationstransfer war so schnell abgeschlossen, dass Kruger kaum Zeit zum Einatmen hatte. Er aktivierte den Projektor des Kommunikators und studierte die Bilder sowie die Informationen, die in der klaren Wüstenluft vor ihm erschienen.
»Die Frau ist attraktiv. Eine praktizierende Allgemeinmedizinerin mit gutem Ruf, steht hier. Das Profil ihres Begleiters, der aus deutlich schlechteren Kreisen kommt, ergibt für mich viel mehr Sinn. Allerdings kommt mir keiner der beiden wie einer der üblichen Verdächtigen vor, die einen firmenweiten Sicherheitsalarm auslösen würden. Vor allem die Frau wirkt auf mich eher harmlos.«
»Ihre Beteiligung an dieser Angelegenheit ist mir rätselhaft«, erwiderte
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