Human
beschließt, sein Haus zu versetzen, müssen alle mit umziehen.« Wieder einmal blitzte ihr wunderbar beruhigendes Lächeln auf. »Das treibt die städtischen Behörden in den Wahnsinn. Aber das ist natürlich auch der Sinn der Sache.« Sie faltete ihre Hände auf dem Schoß. »Was kann ich für Sie tun? Ich weiß bereits, dass es sich um etwas Ungewöhnliches handeln muss, sonst hätten Sie mich nicht aufgesucht. Ich habe mich auf die Befriedigung ungewöhnlicher Wünsche spezialisiert. Die Leute kommen nicht zu mir, damit ich ihnen ein Restaurant empfehle.« Bei den nächsten Worten wandte sie sich an Whispr und verengte die Augen. »Sie haben sich bereits einige Mühe gemacht und Ihren Besucherstatus riskiert, indem Sie hergekommen sind. Daher werde ich versuchen, Sie nicht zu enttäuschen. Aber ich mache keine Versprechungen. Sie bezahlen im Voraus, und es gibt keine Rückerstattungen.«
Whispr knurrte abfällig. »Das hätte ich auch vorhersagen können, und das ganz ohne eine Ziegengallenblase im Haar.«
»Bleib höflich, Whispr.« Ingrid fummelte in ihrer Jacke herum, und die einzigartige Signatur ihres rechten Daumens und Zeigefingers öffnete die verborgene Tasche, die in die Innenseite ihres linken BH -Körbchens eingewebt worden war. Daraus zog sie eine kleine durchsichtige Kapsel hervor, in der sich der Speicherfaden befand.
»Was ist das?« Überraschend behände nahm Thembekile die Kapsel und drehte sie zwischen zwei Fingern hin und her, während sie sie gegen das Licht hielt.
»Ein Speicherfaden«, erklärte Ingrid. »Wir wissen nicht, was sich darauf befindet, falls überhaupt etwas darauf gespeichert ist, weil wir ihn nicht lesen können. Wir haben es mithilfe einer Reihe fortschrittlicher und auch sehr teurer Instrumente probiert. Der Faden selbst besteht aus einem metastabilen metallischen Wasserstoff, einem Material, das laut der Physik und der Metallurgie unter normalen Temperatur- und Druckbedingungen äußerst instabil sein müsste. Eigentlich dürfte es gar nicht existieren. Aber die Zusammensetzung wurde bestätigt. Wir erfuhren von unseren Kontaktleuten in …« Sie zögerte einen Moment und dachte nach, dann fuhr sie fort: »Wir erfuhren von unseren Kontakten, dass es vermutlich nur ein Unternehmen auf der ganzen Welt gibt, das tatsächlich an der Realisierung einer solchen Substanz arbeitet. Saft .«
Thembekile nickte nachdenklich und reichte der Ärztin die Kapsel. »Sie scheinen bereits sehr viel von dem zu wissen, was Sie herausfinden wollen. Was wollen Sie von mir?«
Ingrid wandte den Blick von dem Löwenschädel ab, dessen leere Augenhöhlen sie zu verfolgen schienen. »Wenn Saft an MSMH arbeitet, dann vermutlich in seiner wichtigsten und sichersten Forschungsanlage. Wenn wir herausfinden können, wo das Metall hergestellt wird, können wir hoffentlich auch mehr über den Inhalt des Fadens in Erfahrung bringen. Im Zusammenhang damit hat es einige soziale Verwicklungen gegeben, die sich direkt auf meinen Beruf auswirken. Daher müssen wir wissen, wo sich diese Anlage befindet.«
Ihre Gastgeberin sah von der Ärztin zu Whispr und blickte dann erneut Ingrid an. »Die Leute von Saft sind manchmal nicht gerade sehr nett. Aber meiner Erfahrung nach sind die Menschen meist sehr viel freundlicher, wenn man sie einfach fragt, was man wissen will. Warum gehen Sie nicht in eins der öffentlichen Büros und erkundigen sich nach Ihrem kleinen Faden? Sie können Ihnen schlimmstenfalls die Antwort verweigern oder einfach behaupten, nichts über dieses Material zu wissen.«
»Genau das ist es doch. Niemand weiß etwas darüber.« Whispr starrte aus dem Fenster, schien die Landschaft draußen jedoch gar nicht wahrzunehmen. »Eigentlich sollte auch niemand davon wissen. Saft gibt sich die größte Mühe, um sicherzustellen, dass auch niemand davon erfährt.« Er wandte sich von der Aussicht ab und lächelte Thembe freudlos an. »Es ist ein Geheimnis.«
»Ein Geheimnis, das zu weiteren Geheimnissen führt … glauben wir.« Ingrid führte das nicht näher aus.
»Oho!« Die Sangoma kicherte, und ihr ganzer Körper wackelte und bebte wie ein gut geratener Wackelpudding. »Sie suchen also Antworten auf Fragen, von denen Sie gar nichts wissen dürften. Gibt es denn noch mehr, was ich wissen sollte?«
Ingrid schaute Whispr an, und der warf ihr einen warnenden Blick zu. Aber sie waren schon so weit gekommen, dachte sie. So weit. Daher ging sie das Risiko ein. »Dieses unglaubliche Material,
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