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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Boxbildschirm, auf dem jetzt Unmengen an Daten zu sehen waren, genauer. »Vermutlich habe ich schon mit weitaus mehr Blut zu tun gehabt als Sie.«
    Auch Whispr ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. »Mich würde das auch nicht stören. Außerdem würde ich gern sehen, wie Sie das machen. Wenn es um das Opfern von Fleisch geht, bevorzuge ich persönlich eher Grillen oder Frittieren.«
    »Ah, sozio-kulturelle Konvergenz.« Thembekiles Stimme war leise, und sie konzentrierte sich weiterhin auf die leuchtende Kosmologie, die sie aufgerufen hatte. »Traditionelle afrikanische Gesellschaften opfern Tiere, um Weisheit zu erlangen. Von Europäern abstammende Gemeinschaften tun es, um zuzunehmen.«
    Langsam erschienen aus dem Meer aus Lichtern einzelne Formen und Leseplattformen. Sie füllten den Bildschirm nicht nur aus, sondern umgaben ihn auch, als die integrierten Miniprojektoren dreidimensionale Antworten auf den Strom aus Anfragen, den die Sangoma losgejagt hatte, erzeugten. Ingrid beugte sich vor und konnte eine schnell wechselnde Abfolge aus Karten, Berichten, Zeitungsartikeln, Bildern, kurzen Videoclips und einer gigantischen Sammlung damit zusammenhängender Informationen erkennen. Für einen nicht eingeweihten Betrachter hätte das alles ziemlich zusammenhanglos gewirkt. Aus der Menge an Material konnte nur jemand Schlussfolgerungen ziehen, der praktisch ein Teil davon war. Während der ganzen Zeit erfüllte der Klang der Trommeln aus synthetisiertem Fell und Holz das Zimmer. Zweimal stellte Ingrid fest, dass sie unbewusst mit dem Fuß im Rhythmus mitwippte, und zwang sich, damit aufzuhören. Das Geräusch mochte ihre Gastgeberin inspirieren, sie selbst empfand es jedoch eher als störend.
    Das Trommeln schien Whispr nicht zu beeinträchtigen.Er starrte ebenso fasziniert auf den leuchtenden Informationsfluss und zeigte ansonsten keine Reaktion auf die Geräusche.
    Schließlich wurde der Datenstrom langsamer. So umfangreich und umfassend die Box auch war, so bot sie doch keinen Zugriff auf unendlich viele Informationen. Gewiss hatte Thembekile, die zweifellos die unzugänglichen und vermeintlich privaten Ecken der Box ebenso wie die öffentlich zugänglichen Ressourcen abgeklappert hatte, inzwischen mehr als genug Daten zum Weiterverarbeiten gesammelt. Das Leuchten der Box wurde schwächer, und die Anzeigen dahinter, die auf aktive elektronische Geräte hinwiesen, gingen nach und nach aus. Dann zog sie ihre beiden verlängerbaren Finger aus der Konsole, und ihre mit einem Gel geschützten Augen glitten langsam von ihrer Stirn herunter und in ihre Augenhöhlen zurück. Die Sangoma blinzelte einige Male und nahm ein feuchtes, mit einem medizinischen Präparat behandeltes Tuch aus einer neben ihr stehenden Schachtel, um sich damit erst das rechte und dann das linke Auge auszuwischen, bis sie sich schließlich auf ihrem Stuhl zu ihren Besuchern herumdrehte. Sie warf das Tuch gerade beiseite, als in einem Schlitz in der Konsole neben dem Boxbildschirm ein kurzer Ausdruck erschien.
    »Gute Neuigkeiten?« Ingrid konnte ihre Neugier nicht mehr länger im Zaum halten. Das war Whisprs Meinung nach einer ihrer größten Fehler. In der kurzen Zeit, die sie nun schon zusammen unterwegs waren, hatte sie zwar viel gelernt, aber sie wusste noch immer nicht, wie sie ihren Feuereifer unter Kontrolle bringen konnte.
    »Ich habe einige Muti für Sie, wenn es das ist, was Sie meinen.« Sie zog den Ausdruck mit einer Hand heraus und berührte mit der anderen eine Armlehne ihres Stuhls, dessen Motor daraufhin leise brummte und sie zu ihren Gästen hinüberrollte.
    Auch wenn er diese neuerliche Manifestation afrikanischer Verwirrung mehr als leid war, ließ sich Whispr nichts anmerken. Das hier war nicht Savannah. Und wenn er eins war, dann anpassungsfähig. Er konnte sogar geduldig sein, wenn es die Situation erforderte.
    »Was ist eine Muti ?«, fragte er langsam.
    »Es ist, was immer Sie wollen.« Die Sangoma grinste. »Traditionell kann eine Muti geschluckt, inhaliert, geraucht, verschmiert oder sogar als Einlauf verabreicht werden.«
    Frustriert mit den Zähnen knirschend wandte sich Whispr ab, damit sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. »Oh ja, genau das ist es, weswegen wir um den halben Planeten gereist und hierhergekommen sind.«
    Thembekile ignorierte ihn, und ihr Stuhl rollte etwas näher an Ingrid heran. »Sie behaupten, Sie wären Ärztin. Eine Sangoma ist ebenfalls eine Ärztin. Selbst heute kommen noch

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