Human
Yabby Wizwang hatte sich auch im Übermaß damit eingedeckt. Als Whispr hinter seiner Gefährtin herging, die wie ein Schulmädchen in Begeisterungsstürme ausgebrochen war, musste er zugeben, dass die blassen, maunzenden Kätzchen mit ihren großen Augen niedlich waren, auch wenn sie Messer in ihren Oberkiefern hatten.
Der Tierarzt holte einen der einen Monat alten Säbelzahntiger heraus. Ingrid herzte und liebkoste das weibliche Jungtier, während sie Whisprs offenkundiges Unbehagen nicht zu bemerken schien und in Babysprache verfiel.
»Ja was haben wir denn hier für einen niedlichen kleinen Wonneproppen? Was bist du denn für ein schnuckeliger und flauschiger kleiner Fellball?«
Das Kleine jaulte und schlug mit den kleinen Pranken und winzigen Klauen nach ihr, die eines Tages kräftig genug sein würden, um einen ausgewachsenen Auerochsen mit einem Schlag zu erlegen. Die niedlichen Tarnflecken auf seinem Fell konnten die Aufmerksamkeit nicht wirklich von den kleinen geschwungenen und zackigen Klingen ablenken, die schon jetzt aus seinem Oberkiefer wuchsen. Ingrid sah sich vor, diese nicht zu berühren, als sie das Jungtier streichelte und hätschelte.
Das war die Frau, die in das geheimnisumwobenste Forschungszentrum von Saft eindringen wollte? Das war die Person, deren unerprobten Täuschungskünsten er sein Leben anvertrauen wollte? Whispr stand da, solange er es ertragen konnte, dann zog er sie beiseite.
»Aber sie sind so schnucklig«, meinte Dr. Ingrid Seastrom, während sie von ihrem verärgerten Gefährten zurück zu ihrem geparkten Mietfahrzeug gezogen wurde. Dabei warf sie dem Tierarzt und seinen drei kostbaren Schützlingen über die Schulter hinweg begehrliche Blicke zu.
Das Miauen der aus dem Pleistozän wiederbelebten Kätzchen klang vielleicht eine Oktave höher als das der Tiere, denen er zahllose Male in den dunklen Gassen von Savannah begegnet war, hörte sich ansonsten aber nicht viel anders an, fand Whispr.
»Sie wären das perfekte Haustier für einen Zahnarzt.« Er wartete, bis sich die Tür auf der Beifahrerseite automatisch geöffnet hatte, und vergewisserte sich, dass sie im Wagen saß, bevor er um das Fahrzeug herum zur Fahrerseite ging. Dann startete er den Wagen und fuhr damit zügig auf das Haupttor zu. »Wir anderen sollten lieber aufpassen. Ich habe mir von einer gewöhnlichen Straßenkatze schon ordentliche Kratzer eingefangen und möchte gar nicht wissen, was eines deiner neuen Lieblingstiere tun würde, wenn es sich erst einmal in seinen niedlichen Killerkopf gesetzt hat, auf die Jagd zu gehen.«
Daraufhin drehte sie den Beifahrersitz so, dass sie ihn direkt ansehen konnte, und erwiderte mit kalter Stimme: »Kann es sein, dass du einfach nichts mit Dingen zu tun haben willst, die weich, sanft, zärtlich oder liebevoll sind, Whispr?«
Er schaute sie nicht an, sondern konzentrierte sich auf die Straße, da sie sich dem ersten Tor näherten. »Entschuldige vielmals, Doc, dass ich mich einfach darauf konzentriere, am Leben zu bleiben.« Die hohe innere Barriere überprüfte ihre Identifikation und ließ sie anschließend durch. Er fuhr weiter und wartete, und als sich das innere Tor geschlossen hatte, glitt das äußere langsam auf.
»Und was dieses ›liebevoll‹ angeht: Diese widerspenstige Schlampe und ich haben uns schon vor langer Zeit scheiden lassen und sie hat als Abfindung meine Seele bekommen, falls das irgendwas erklären sollte.«
Sie dachte über die Metapher nach, als sie durch das Tor fuhren und sich in der felsigen Weite der Sanbona wiederfanden, und hielt danach für eine Weile den Mund.
Die Straße wurde rasch zu einer schmalen Spur, und sie war dankbar, dass ihr griesgrämiger Begleiter in Kapstadt so vorausschauend gewesen war, ein geländegängiges Fahrzeug mit Allradantrieb zu mieten. Ein Schweber wäre natürlich noch besser gewesen, aber der hätte ständig aufgeladen werden müssen und somit die Kosten für ihr Mietfahrzeug in unermessliche Höhen getrieben. Anders als die leicht aufladbaren Roadster, Scooter, Trucks und Busse wurden die Motoren der Schweber mit Wasserstoff angetrieben. Wenn sie an die gewaltige steinerne Landschaft dachte, die vor ihnen lag, und sich an die Karten der Region erinnerte, bezweifelte sie, dass es zwischen den wichtigsten Städten Worcester und Barrydale auch nur eine Wasserstoff-Tankstation gab. Falls sich innerhalb des Parks eine befand, dann wäre sie gewiss für die Fahrzeuge der Reservat-Ranger reserviert.
Doch
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