Human
das würde sich nicht negativ auf ihre Reise auswirken. Sie hatten zwar vor, auf einem Umweg zu ihrem Ziel im Norden zu fahren, doch selbst wenn sie keine Nachladestation fanden, konnten sie das Allradfahrzeug noch immer an einer privaten Behausung aufladen.
Auch wenn sie das Reservat endlich verlassen und die Fahrt wieder fortsetzen wollte, zwang sie sich, sich zu entspannen und die Aussicht zu genießen. Whisprs jugendliche Aufregung war durchaus ansteckend, und sie musste zugeben, dass es sich lohnte, den geheimnisvollen Faden einen oder zwei Tage lang zu vergessen, wenn man dafür so viele Tiere zu sehen bekam.
Um die Sicherheit des silbernen Metallstrangs, der der Grund für ihre Reise war, musste sie sich keine Gedanken machen. Dieser befand sich seit ihrer Abreise aus Miavana sicher in ihrem BH . Whispr bat gelegentlich, wenn auch sehr hartnäckig darum, ihn wieder in dem Geheimfach in einemseiner Schuhe aufzubewahren, aber das ließ sie nicht zu. Zwar vertraute sie ihrem Begleiter mit jedem Tag ihrer Reise ein wenig mehr, aber es ging noch lange nicht so weit, dass sie ihm alles anvertrauen würde – und ganz gewiss nicht den unersetzlichen Faden.
Sie befanden sich nicht alleine auf der Strecke, die neben dem Fluss tiefer in das Reservat hineinführte. Auch wenn die Hochsaison in Sanbona noch nicht begonnen hatte, war der Park dennoch ein beliebtes Ziel für Reisende aus nah und fern. Da sich die Tiere zu dieser Jahreszeit meist in der Nähe des Wassers aufhielten, galt das auch für die Touristen. Es war genug Platz für jeden und noch lange nicht überfüllt, aber das Gefühl der Isolation, die sie und Whispr beim Betreten des Reservats verspürt hatten, kam nicht mehr auf. Als sie die anderen Privatfahrzeuge und Reservat-Tourbusse erblickten, wurde ihnen erst bewusst, was sie für ein Glück gehabt hatten, dass sie die beiden Smilodons und ihre Beute ganz ungestört hatten beobachten können.
Whispr wollte die Straße am liebsten verlassen und schnell von den anderen Besuchern wegkommen. Er erinnerte Ingrid daran, dass für sie überhaupt keine Gefahr bestand. Die GPS -Sender in ihren persönlichen Kommunikationsgeräten und ihrem Allradfahrzeug würden ihre Position jederzeit anzeigen, außerdem hatten sie sich neben diversen anderen Daten auch umfangreiche Karten und Routen heruntergeladen, als sie ins Reservat gekommen waren. Sie konnten sich unmöglich verfahren, versicherte er ihr. Seine Zuversicht und sein Enthusiasmus konnten Ingrids Sorgen nur teilweise verdrängen.
»Was ist, wenn wir ein Problem mit dem Wagen haben?« Sie deutete durch die geschwungene Windschutzscheibe auf die wilde, unbevölkerte Umgebung. »Das hier ist nichtKapstadt. Es ist nicht mal Worcester. An diesem Ort sollten wir lieber nicht liegen bleiben, Whispr, oder hast du die Raubtiere schon vergessen, denen wir gleich bei der Ankunft begegnet sind?«
»Ganz im Gegenteil«, entgegnete er. »Ich hoffe doch sehr, dass wir noch mehr von ihnen zu sehen bekommen.« Er sprach, als würde er ein kleines Kind rügen. »Was machst du dir denn solche Sorgen? Wir haben drei Kommunikationsgeräte, deins, meins und das im Notfallkasten des Mietwagens. Wenn wir Probleme bekommen, müssen wir nur einen Anruf machen und ein Ranger kann uns innerhalb von fünf Minuten ausfliegen.«
Sie starrte durch das Beifahrerfenster in die raue Umgebung hinaus. »Einer der Säbelzahntiger, die wir gesehen haben, könnte uns in fünf Sekunden umbringen.«
»Klar könnte er das«, stimmte er ihr zu. »Dazu müsste er allerdings begreifen, dass der Wagen tatsächlich etwas zu essen enthält, und das würde gegen alles sprechen, was ich über Großkatzen gelesen habe. Und dann müsste er auch noch beschließen, am Kompositdach oder einer Tür herumzunagen, was meines Wissens gegen all seine Raubtierinstinkte wäre.«
Der Streit dauerte noch eine ganze Weile an, während sie dem Weg weiter folgten, der an der Südseite des Flusses entlangführte. Je größer die Distanz zwischen ihnen und der Lodge wurde, desto weniger anderen Touristen begegneten sie und desto schwacher wurden Ingrids Proteste.
Die Mammuts, die Whispr so gern sehen wollte, ließen sich nicht blicken. Als ihr Gefährte mal wieder das Ausbleiben der großen Tiere betrauerte, merkte Ingrid an, dass die in Sanbona vorherrschende Temperatur ja auch nicht gerade arktisch wäre oder an die Eiszeit erinnern würde.
Sie begegneten einem halben Dutzend Mastodons, diezufrieden neben ihren
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