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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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erkletterte ich das Dach des Busses. Dann hielt ich das Handy in die Höhe, und Freudentränen schössen mir in die Augen: Neben einem Ladestand von 6 % war ein Empfangsbalken zu sehen!
    »Yesü!« Vor Freude reckte ich so enthusiastisch meine Faust zum Himmel, dass ich fast vom Dach gefallen wäre. Ich taumelte und ruderte, und schließlich krachte mein Schuh auf die dürre Holzgiraffe der Gruberin. Es knackte hässlich, aber wenigstens stand ich wieder sicher. Als ich mein Handy erneut in die Luft hielt, bemerkte ich, dass ich nicht wirklich gut würde telefonieren können, solange mein Handy einen Meter von meinem Kopf entfernt war. Ich probierte alle Positionen auf dem Busdach, erst dann kam ich auf die Lösung, die ich laut zu mir selbst sagte: »Freisprechen!«
    Ich klickte also auf das Lautsprechersymbol, dann auf den Eintrag der Sparkasse Euskirchen und hielt schließlich das Handy so hoch es irgend ging. Es tutete! Es klickte! Und der Ladestand rutschte um ein weiteres Prozent nach unten. Augenblicke später fiepte eine Stimme aus dem winzigen Handy-Lautsprecher. Es war eine Stimme, die ich noch nie gehört hatte: »Kreissparkasse Euskirchen, Lauer?«
    »Wer?«, rief ich nach oben.
    »Lauer!«
    »Kenn ich nicht.«
    »Können Sie auch nicht, weil ich meinen ersten Tag habe. Mit wem spreche ich denn, bitte?«
    »Matthias Klein! Sie sprechen mit Matthias Klein! Und wenn Sie mir den Herrn Pfingst geben würden bitte, es ist wichtig!«
    Ich muss auf dem Busdach ausgesehen haben wie die Freiheitsstatue, der man ein Handy in die Hand gedrückt hat statt einer Fackel.
    »Das geht leider nicht im Augenblick, der Herr Pfingst ist im Foyer und backt Waffeln.« »Er macht bitte was?«
    Ich ließ das Telefon vor Schreck ein wenig sinken, sofort zitterte der Empfangsbalken, also riss ich es wieder nach oben.
    »Er backt Waffeln für unsere Kunden. Heute ist doch großer Immobilientag.«
    Ich presste die Lippen zusammen und ließ meinen Blick über das helle Gras und die namenlosen Büsche wandern. In der Ferne marschierten sie unter Bahees Führung auf die Lodge zu: Ich erkannte den Erdbeerigel, Schnabel und Bahee, die anderen beiden konnten die Grubers sein.
    »Sind Sie noch da, Herr Klein?«, quäkte es dünn von oben. »Ja!«, antwortete ich, »ich kann ja gar nicht weg!«
    »Kann ich Ihnen denn vielleicht weiterhelfen?« Mein Arm tat weh inzwischen wegen meiner ungewöhnlichen Telefonposition, doch ich hielt ihn eisern nach oben.
    »Ich müsste superdringend fünftausend Euro überweisen!« »Sind Sie denn Kunde bei uns?«
    »Frau ... es wäre wirklich am einfachsten, wenn Sie mir den Herrn Pfingst holen, der kennt mich seit dreißig Jahren!«
    »Das würde ich ja gerne, aber der hat gerade frischen Teig bekommen von der Frau Barth, und wir haben eine Riesenschlange, die geht ...«
    Ein kalter Wind blies mir unter das T-Shirt. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund. Langsam sank meine Hand herab, und schwach blinzelte ich aufs Display. Es war schwarz. Dafür tauchte nun Sina im Eingang der Lodge auf. Sie entdeckte mich sofort, was vermutlich mit meiner recht exponierten Position auf dem Busdach zu tun hatte.
    »Und?«, fragte sie interessiert.
    »Alles klar, Schatz. Die ... Sie ... sie hat die Tasse gefunden!«
     

7
    Dass Sina und ich kein romantisches Abendessen zu zweit haben würden, wurde mir in dem Augenblick klar, als Wetterfloh Brenda uns in ihrer neuen Schuluniform ein Weißwein-schwangeres »Hu-huuuuu! Hier!« vom Gruppentisch zuträllerte. Obwohl das Abendessen erst für 18 Uhr angesetzt war, waren alle schon da: Bahee, Witzprofessor Pepi Gruber samt Rosinenanhang, der stählerne Schnabel, Erdbeerigel Trixi sowie >Bing< Seppelpeter und natürlich: Breitling, über dessen gegeltem Haupt bereits eine gelbe Rauchwolke schwebte. Zwei Plätze waren noch frei. Wie angewurzelt blieb ich stehen und griff die Hand meiner Freundin.
    »Wir essen ... alle zusammen?«, knirschte ich Sina mit schiefem Gesicht zu und versuchte, mein frontales >Ach, da seid ihr ja<-Grinsen beizubehalten.
    Sina lächelte ebenso schief zurück. »Sieht fast so aus!«
    Noch immer hatten wir uns keinen Zentimeter in Richtung der Gruppe bewegt, ja ich zog sogar am Stuhl eines unbesetzten Zweiertisches neben mir, in der stillen Hoffnung, wir könnten doch noch irgendwie alleine essen.
    »Und jetzt?«, murmelte ich und bemerkte, dass inzwischen die erwartungsvollen Blicke aller auf uns beide gerichtet waren. Auch schien Speckhut bereits einen Gag

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