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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Ausnahmslos alle hatten ein Lächeln auf dem Gesicht. Das größte freilich hatte sich der Reimrentner selber in seinen Vollbart gekärchert.
    »Den ersten Blesbock hammer gsehn, a Gnu von weitem, a recht schön. I weiß scho heit nach kurzer Zeit: Der Bahee is a supa Guide! Danke!«
    Unser Tisch applaudierte, und wenn ich mich recht erinnere, dann klatschte ich sogar mit.
    »Mensch Pepi, ne, so viel Kompliment schon an die erste Tag, danke!«, lachte Bahee und hob seinen Daumen. »Da muss ich ja auch mal ein Gedicht hier entwickeln, ne!« Mahnend wackelte Gruber mit seinem Zeigefinger: »Reimen tuat ka Bahee und ka Huber, des macht nur euer Pepi Gruber!«
    Die Getränke kamen, und ich durfte Bahees Rock Shandy probieren. Es schmeckte süß, erfrischend und ein bisschen bitter zugleich.
    »Lecker! Was ist da drin?«
    »Da mischte mal Sprudelwasser mit Sprite und machst einen Spritzer Angustora Bitter drauf! Und Eis halt, ne.«
    »Und Eis auch?«, hakte Trixi nach. Sie hatte ein getigertes Notizbüchlein dabei und schrieb offensichtlich das Rezept mit.
    »Ja«, bestätigte Bahee, »Eis auch, ne!«
    Dann war Showtime: Eine mehrköpfige Folkloretruppe sang und trommelte sich leicht beschürzt ins Restaurant und bot einen afrikanischen Tanz dar. Sogar unsere knubbelige Bedienung war dabei! Das Ganze wirkte allerdings so touristisch, dass ich mich in meiner Rolle als weißer Zuschauer nicht wirklich wohl fühlte. Wenigstens war der Zauber schon nach drei Liedern zu Ende, und es folgte die dreisprachige Präsentation des Abendmenüs. Angekündigt wurden marinierte Hähnchenfiletstückchen mit Aprikosen am Spieß als Vorspeise, gegrillte Springbockmedaillons mit Süßkartoffelscheiben als Hauptspeise und eine Art Kuchen als Nachspeise. »Klingt lecker.« Ich blinzelte Sina zu, die jede positive Regung von mir dankbar aufnahm und erleichtert zurücklächelte.
    »Da siehste mal. Vielleicht können wir ja die eine oder andere Sache in unserer neuen Küche nachkochen!«
    »Absolut!«, bestätigte ich und sah plötzlich Herrn Pfingst von der Sparkasse Euskirchen vor mir, wie er Waffeln backt in unserer neuen Küche.
    »Da gibt Kochbücher auf Deutsch mit namibische Küche in Windhoek«, erzählte Bahee, der mitgehört hatte, »da müsst ihr mal am letzte Tag in die Bücherkeller.«
    »Das müssen wir uns aufschreiben, Matze.«
    »Schon gemerkt«, versuchte ich zurückzulächeln. Für einen winzigen Augenblick dachte ich an ein mehr oder weniger harmonisches Abendessen. Dann allerdings folgte die Ankündigung des Menüs in einer Sprache, die Nama hieß.
    Das Problem an diesem Nama war nun, dass es nicht im Entferntesten so klang wie all die anderen Sprachen, ja nicht mal wie die anderen afrikanischen. Da es ziemlich viele Knack- und Schnalzlaute hatte, klang es in etwa so, als hätte man während des Sprechens einen dieser Blech-Knackfrösche im Mund, und was neben uns so lustig durch die schwarzen Kehlen schnalzte, hätte ein Europäer niemals aussprechen können. Dachte ich. Als Erster ließ der bereits angeschwipste Breitling ein süffisantes Glucksen von sich hören. Die Nama-Tänzer fuhren indes unbeirrt mit den Speisen des Abends auf Nama fort. Nun quietschte auch der Wetterfloh dazwischen, und zum ersten Mal schien sogar die Rosinengruberin einen Anfall von guter Laune zu haben, denn sie schnalzte amüsiert: »Des is ja wia: der Klnopf, der Klnopf, der Hosenklnopf, der Klnopf, der Klnopf, der klnallt!«
    Wäre das Holz der Tischplatte nicht so verdammt hart gewesen, ich hätte meine zehn Finger bereits durchgebrochen vor Scham. Die Gruberin bekam Applaus von unserem Tisch, und Breitling feuerte mehrere stroboskopartige »Ha! Hey! K!nick, K!nack!« in den Raum. Sogar der schildkrötige Seppelpeter hatte amüsiert seinen fränkischen Knarzkopf aus dem Panzer gereckt und vor lauter Amüsement ganz vergessen, seine Bing-Maschine zu starten. Und als dann Speckhut noch ein »Ich klnips, ich klnips das Glnu im Nu, ich klnips das Glnu im Nu!« dazulegte, da ersoff unser Tisch geradezu in sinnlosem Gelächter.
    Hilfesuchend drehte ich mich zu Bahee, doch der grinste nur, als wäre nichts gewesen. Es war so, als wäre ich Zeuge eines brutalen Raubüberfalls, bei dem alle wegschauten. Ich erinnerte mich, dass man in einer solchen Situation ganz konkret um Hilfe rufen musste: Sie, mit den langen schwarzen Haaren und der roten Bluse! Helfen Sie mir! Sina half nicht.
    Als die Präsentation zu Ende war, hob Bahee feierlich sein Glas.

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